Neue Einstufung ab 2026
Kfz-Versicherung wird in vielen Städten teurer

| Redaktion 
| 03.09.2025

Millionen Versicherte müssen sich ab 2026 auf höhere Beiträge bei der Kfz-Haftpflichtversicherung einstellen. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat die Regionalklassen neu berechnet – mit spürbaren Auswirkungen vor allem für Großstadtbewohner. Einige Regionen profitieren hingegen von besseren Einstufungen.

Die Regionalklassen, eine zentrale Grundlage zur Berechnung der Kfz-Haftpflicht- und Kaskobeiträge, werden im Jahr 2026 neu geordnet. Diese jährliche Anpassung durch den GDV sorgt in vielen Landkreisen für Bewegung – sowohl nach oben als auch nach unten. Besonders auffällig: In Metropolen wie Berlin und Offenbach schnellen die Schadenstatistiken weiter in die Höhe.

Großstädte unter Druck

Knapp fünf Millionen Autofahrer:innen in 48 Bezirken müssen sich im kommenden Jahr auf höhere Tarife einstellen – sie werden in eine höhere Regionalklasse eingestuft. Betroffen sind insbesondere Versicherungsnehmer:innen in Hessen und Nordrhein-Westfalen. Laut GDV wird in diesen Bundesländern rund jede vierte Police hochgestuft. Auch Städte wie München, Frankfurt oder Köln weisen tendenziell schlechtere Schadensbilanzen auf, was sich direkt auf die Versicherungsprämien auswirkt.

Besonders drastisch fällt die Schadensbilanz in Städten wie Offenbach und Berlin aus. Während Offenbach erneut den bundesweiten Negativrekord hält, liegt Berlin nur knapp dahinter – hier liegen die Schäden fast 40 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Für die Versicherten bedeutet das: spürbar höhere Prämien. Die hohe Verkehrsdichte, zunehmende Unfallzahlen und gestiegene Reparaturkosten sind dabei zentrale Ursachen für die negative Entwicklung.

Versicherungsexpert:innen raten Verbraucher:innen, ihre bestehenden Verträge zu überprüfen und gegebenenfalls den Anbieter zu wechseln. Der Wettbewerb unter den Versicherern ist nach wie vor hoch, sodass sich durch einen gezielten Tarifvergleich Einsparungen realisieren lassen können. Besonders Online-Vergleichsportale verzeichnen angesichts der anstehenden Einstufungsänderungen steigende Zugriffszahlen.

Bessere Einstufungen auf dem Land

Auf der anderen Seite profitieren rund 5,3 Millionen Autofahrer:innen in 51 Bezirken von besseren Regionalklassen – ein potenzieller Beitragssenkungsfaktor. Vor allem ländlich geprägte Regionen schneiden gut ab: Brandenburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern weisen seit Jahren stabile, günstige Schadenbilanzen auf. Im brandenburgischen Elbe-Elster-Kreis sind die Schäden sogar 30 Prozent niedriger als der Schnitt.

Diese Entwicklung ist nicht nur auf weniger Verkehr, sondern auch auf eine geringere Dichte an Unfällen mit Personenschäden zurückzuführen. In strukturschwachen Regionen mit niedrigerer Fahrzeugdichte sind auch die Kosten für Reparaturen häufig geringer, was sich in der Statistik der Versicherer niederschlägt. Dennoch mahnt der GDV zur Vorsicht: Günstige Regionalklassen sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch in ländlichen Regionen zunehmende Risiken durch Extremwetterereignisse bestehen – etwa durch Starkregen oder Sturmschäden.

Für den Großteil der Autofahrer:innen – etwa 32,1 Millionen – ändert sich hingegen nichts. In 314 Bezirken bleiben die Regionalklassen unverändert, womit sich für mehr als zwei Drittel der Versicherten kein Anpassungsbedarf ergibt. Dennoch lohnt sich eine jährliche Prüfung der eigenen Prämien und Deckungssummen, um finanzielle Nachteile zu vermeiden.

Kasko-Bereiche nur leicht betroffen

Auch in der Voll- und Teilkaskoversicherung gibt es Anpassungen. Hier kommen rund 2,6 Millionen Versicherte in den Genuss einer besseren Einstufung, während etwa 2,1 Millionen höher eingestuft werden. Insgesamt bleibt jedoch für fast 88 Prozent der etwa 38 Millionen Kaskoversicherten alles beim Alten.

Bei der Kaskoeinstufung fließen andere Faktoren als bei der Haftpflicht ein – darunter die Diebstahlhäufigkeit, Glasschäden, Wildunfälle oder Elementarschäden wie Hagel. Gerade in süddeutschen Bundesländern führen häufige Unwetterereignisse regelmäßig zu hohen Schadenssummen. Versicherer beobachten hier genau, wie sich klimatische Veränderungen auf die Schadenstatistik auswirken und passen ihre Risikomodelle entsprechend an.

Grundsätzlich gilt: Je niedriger die Regionalklasse, desto günstiger fällt der Versicherungsbeitrag aus – wenngleich dieser auch von weiteren Faktoren wie Fahrzeugtyp, Fahrleistung oder Schadenfreiheitsklasse abhängt. Entscheidend für die regionale Einstufung ist der Wohnort der Fahrzeughalter:innen, nicht der Ort des eigentlichen Unfalls. Das bedeutet auch: Wer in eine teurere Region umzieht, zahlt künftig womöglich deutlich mehr für denselben Versicherungsschutz.

Die neue GDV-Statistik ist zwar für die Versicherer unverbindlich, wird jedoch häufig als Grundlage für Neuverträge und die Tarifgestaltung bestehender Verträge ab dem nächsten Versicherungsjahr genutzt. Die Einstufungen sind unter dieversicherer.de frei einsehbar und können von Interessierten zur Überprüfung der eigenen Regionalklasse genutzt werden.

Die aktuellen Entwicklungen stehen exemplarisch für die zunehmende Differenzierung am Versicherungsmarkt. Regionale Unterschiede in der Schadenshäufigkeit und -höhe führen immer stärker zu einer individualisierten Beitragsgestaltung – ein Trend, der sich voraussichtlich auch in den kommenden Jahren fortsetzen wird.

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