Bayerns Digitalminister im Interview
Dr. Fabian Mehring: "Bayern braucht die Expertise seiner weiblichen Talente dringend"

Bayerns Digitalminister Dr. Fabian Mehring will mit dem Programm BayFiD junge Frauen gezielt für die Tech-Branche begeistern – und damit nicht nur Karrieren fördern, sondern auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Am 23. September startet in Augsburg der neue BayFiD-Batch mit einem Kick-off-Event. Warum das Programm so wichtig ist, welche Trends es aufgreift und wie es junge Frauen fit für die digitale Zukunft macht, erklärt Dr. Mehring im Interview mit LEADERSNET.

LEADERSNET: BayFiD startet mit einem neuen Ausrichter in die nächste Runde. Mit der ReDI School of Digital Integration kommt ein neuer Partner ins Programm. Was macht das Programm dadurch anders?

Dr. Fabian Mehring: Mit der ReDI School als neuem Partner bekommt BayFiD einen spürbaren Praxis-Boost. Unsere Formate sind zukünftig noch stärker am realen Arbeitsalltag und an aktuellen Technologietrends orientiert. Damit machen wir unsere Talente nicht nur in den konkreten Themenfeldern unserer Patenunternehmen fit, sondern geben ihnen auch die Skills, die sie für die digitale Zukunft wirklich brauchen. Besonders am Herzen liegt mir dabei: Wir berücksichtigen das Feedback der Teilnehmerinnen – mehr Hard Skills standen dabei ganz oben auf der Wunschliste. Genau darin hat die ReDI School jede Menge Erfahrung. Und weil sich die Tech-Welt rasant weiterdreht, gilt auch für uns: Wir fördern kontinuierlich neue, relevante digitale Fähigkeiten.

LEADERSNET: Mit der ReDI School kommt also frischer Input ins Programm. Gleichzeitig hat BayFiD seit seiner Gründung eine klare Mission. Judith Gerlach, damals Bayerische Staatsministerin für Digitales, hat BayFiD ins Leben gerufen. Wie knüpfen Sie an diese ursprüngliche Vision an?

Dr. Fabian Mehring: Judith Gerlach hat BayFiD mit einer klaren Vision gestartet: mehr junge Frauen für digitale Berufe in Bayern zu begeistern. Daran habe ich nahtlos angeknüpft. Mein Anspruch ist es, den Erfolgsweg von BayFiD nicht nur einfach fortzuführen, sondern das Programm gemeinsam mit unseren starken Partnern ständig weiterzuentwickeln. Wichtig ist mir dabei: BayFiD ist kein reines Frauen-für-Frauen-Programm. Wir setzen bewusst auf ein starkes Netzwerk – mit weiblichen und männlichen Role Models. Denn für mich gilt: mehr Vielfalt und mehr Perspektiven bedeuten mehr Chancen für alle!

LEADERSNET: Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit, Diversität – wie gelingt es BayFiD, diese Trends schnell und praxisnah ins Programm zu integrieren?

Dr. Fabian Mehring: BayFiD lebt vom engen Austausch – mit unseren Patenunternehmen, mit starken Role Models und mit der Wissenschaft. Viele Themen und Trends kommen direkt aus diesem Netzwerk, wodurch BayFiD immer am Puls der Zeit bleibt. Gleichzeitig sind wir als Digitalministerium kontinuierlich im Gespräch mit den Spitzen der Branche. Dabei nehmen wir neue Impulse früh auf und integrieren sie gezielt in unser Programm.

LEADERSNET: Frauen sind in der Digitalwirtschaft nach wie vor unterrepräsentiert. Welche größten Herausforderungen sehen Sie aktuell?

Dr. Fabian Mehring: Die Hürden sind klar: Fachkräftemangel, festgefahrene Rollenbilder und zu wenige sichtbare Vorbilder. Genau da setzt BayFiD an – mit einem ganzheitlichen Ansatz. Wir vermitteln Hard- und Soft-Skills, öffnen Türen in die Tech-Unternehmen und schaffen ein starkes Netzwerk. So erzeugen wir eine echte Win-Win-Situation: Wir rüsten unsere Talente für ihren Beruf und machen zeitgleich unsere bayerische Tech-Branche vielfältiger und zukunftsfester.

LEADERSNET: Gleichzeitig verändern sich Rollenbilder und Karrierewege. Inwiefern hat sich die Rolle von Frauen in Digitalberufen in den letzten Jahren verändert – und was bedeutet das für die Ausrichtung des Programms?

Dr. Fabian Mehring: Die Rolle von Frauen in der Digitalwirtschaft hat sich in den letzten Jahren spürbar verändert. Heute ist klar: Ohne ihre Perspektiven fehlen uns Kreativität, Innovation und Lösungen gegen den Fachkräftemangel. Für BayFiD heißt das: Wir richten uns noch stärker auf die Zukunftsthemen aus – von Künstlicher Intelligenz bis zu ihrer fairen und inklusiven Gestaltung. Gleichzeitig geht es nicht nur um Technik: Auch Soft-Skills sind entscheidend, um in einer sich ständig wandelnden Branche erfolgreich zu bleiben. Genau diese Kombination macht BayFiD so einzigartig. Je mehr dies derzeit von Trump und Co. in Frage gestellt wird, desto mehr verstärken wir unsere Aktivitäten. Mittelfristig kann das sogar helfen, den bisherigen Brain Drain nach USA und Asien in einen Brain Gain für Europa umzumünzen.

LEADERSNET: Wirkung misst sich aber auch an Kennzahlen. Wie messen Sie den langfristigen Erfolg von BayFiD – gibt es Kennzahlen oder qualitative Ziele?

Dr. Fabian Mehring: Wir sehen qualitativ, wie Begeisterung und Selbstvertrauen junger Frauen für digitale Berufe wachsen, wie ihre Karrierewege zu Veränderungen beitragen und unsere Talente weibliche Perspektiven in die Tech-Branche einbringen. Gleichzeitig zeigen sich konkrete Ergebnisse: Viele Talente starten in Tech-Konzernen durch, setzen eigene Ideen um und erweitern kontinuierlich ihr Netzwerk. Auch die steigende Nachfrage von Unternehmen, Verbänden und Initiativen unterstreicht, dass BayFiD wirkt.

LEADERSNET: Kommen wir zurück zur Programmausrichtung: Welche Elemente des bisherigen Programms bleiben erhalten?

Dr. Fabian Mehring: Was sich bewährt hat, bleibt. Unternehmensbesuche und Workshops eröffnen unseren Talenten weiterhin wertvolle Einblicke in die digitale Praxis und aktuelle Trends. Gleichzeitig heben wir das Programm auf die nächste Stufe: Mehr Hard-Skills, mehr Praxis, mehr echte Projekte. Gemeinsam mit unseren Patenunternehmen bringen wir Themen auf den Tisch, die in der Wirtschaft gerade wirklich relevant sind – und bereiten sie so auf, dass unsere Talente direkt davon profitieren. Damit stellen wir sicher: BayFiD vermittelt nicht nur spannende Einblicke, sondern genau diejenigen Kompetenzen, die in der dynamischen Tech-Welt von morgen entscheidend sind!

LEADERSNET: Das Programm soll praxisnaher werden. Welche Schwerpunkte setzen Sie in dieser Runde, fachlich und inhaltlich?

Dr. Fabian Mehring: BayFiD setzt fachlich genau dort an, wo die digitale Zukunft entschieden wird: bei Künstlicher Intelligenz, Datenanalyse oder Coding. Neben diesen Hard-Skills gehören auch Soft-Skills fest dazu – denn beides braucht es, um in der Digitalwirtschaft erfolgreich zu sein. Unser Ziel bleibt klar: Wir befähigen Frauen, die digitale Zukunft aktiv mitzugestalten und sorgen dafür, dass noch mehr weibliche Perspektiven in der Tech-Branche ankommen.

LEADERSNET: Damit BayFiD Veränderungen vorantreiben kann, braucht es die richtigen Talente. Welche Kriterien sind für Sie entscheidend, um die passenden Teilnehmerinnen auszuwählen?

Dr. Fabian Mehring: Neben den formalen Kriterien – 18 bis 30 Jahre, Erstwohnsitz in Bayern und leidenschaftlicher Begeisterung für Digitalisierung – achten wir bei der Auswahl auch auf Motivation und Gestaltungswillen. Wir suchen Frauen, die Lust haben, sich aktiv einzubringen und Verantwortung für die digitale Zukunft zu übernehmen. BayFiD lebt von Persönlichkeiten, die mit Neugier und Mut vorangehen.

LEADERSNET: Welche Erfolgsgeschichten aus den letzten Jahren zeigen besonders deutlich, was BayFiD bewirken kann?

Dr. Fabian Mehring: Ja – und die Erfolgsgeschichten sprechen für sich: Viele unserer Talente haben über BayFiD direkt den Sprung in Patenunternehmen oder in die Digitalbranche geschafft. Andere haben eigene Initiativen gestartet, Bücher geschrieben, gemeinsam gegründet, oder – wie zuletzt zwei Teilnehmerinnen – aus unserem Programm heraus den Podcast „Zukunft Lila“ gestartet. Auf unseren Events bekomme ich immer wieder gespiegelt: BayFiD macht Mut. Die Talente aus unserem Programm gehen selbstbewusst ihren Weg in der Digitalbranche und übernehmen Verantwortung.

LEADERSNET: Hinter diesen Erfolgen stehen auch starke Partner. Welche Unternehmen oder Institutionen unterstützen das Programm dieses Jahr?

Dr. Fabian Mehring: BayFiD steht auf starken Schultern: Rund 20 Patenunternehmen, darunter Größen wie Microsoft, Infineon oder Accenture, sowie über 30 engagierte Role Models tragen das Programm. Sie investieren nicht nur Zeit und Expertise, sondern auch echtes Herzblut, um die nächste Generation digitaler Talente zu fördern.

LEADERSNET: Die Tech-Branche ist auch für den Wirtschaftsstandort Bayern zentral. Welche Rolle spielt BayFiD dabei – gerade im Hinblick auf den Fachkräftemangel in der Digitalwirtschaft?

Dr. Fabian Mehring: Diversität ist in Zeiten des grassierenden Fachkräftemangels längst ein harter Standortfaktor. Weil sich in unserem Land in den nächsten zehn Jahren 15 Millionen Babyboomer in den Ruhestand verabschieden werden, müssen wir dringend mehr weibliche Talente für IT-Berufe begeistern, wenn wir nicht abgehängt werden wollen. Gerade im Tech-Bereich ist Frauenpower nämlich leider noch immer extrem unterrepräsentiert – und Bayern braucht die Expertise seiner weiblichen Talente dringend. BayFiD setzt daher ein klares Ausrufezeichen hinter bayerische Womenpower!

LEADERSNET: Nicht nur die Teilnehmerinnen profitieren: Wie können Unternehmen konkret vom Netzwerk und den Absolventinnen profitieren?

Dr. Fabian Mehring: Unternehmen profitieren gleich mehrfach vom BayFiD-Netzwerk und unseren Talenten. Unternehmensbesuche bieten die perfekte Gelegenheit, sich authentisch zu präsentieren und als attraktiver Arbeitgeber zu zeigen. Gleichzeitig steigert BayFiD die Sichtbarkeit und verschafft Unternehmen die Chance, qualifizierte Talente frühzeitig zu gewinnen. Darüber hinaus liefert das Netzwerk wertvollen Wissenstransfer und frische Perspektiven direkt aus dem Herzen der nächsten Generation digitaler Fachkräfte.

LEADERSNET: Wenn das Modell so erfolgreich ist, liegt eine Ausweitung nahe. Sehen Sie BayFiD auch als Modell, das auf andere Bundesländer oder Branchen übertragen werden könnte?

Dr. Fabian Mehring: Ja – BayFiD kann und sollte für meine Begriffe definitiv als Modell für andere Bundesländer oder Branchen dienen. Und das geschieht auch bereits. Schleswig-Holstein zum Beispiel hat sich BayFiD zum Vorbild genommen und ein eigenes Programm nach dem Vorbild von BayFiD aufgelegt.

LEADERSNET: Welche wirtschaftlichen Trends – etwa Fachkräftebindung, internationale Zusammenarbeit oder Start-up-Förderung – fließen in die aktuelle Programmausrichtung ein?

Dr. Fabian Mehring: Bei BayFiD greifen wir aktuelle Trends fortlaufend aktiv auf. Bei Unternehmensbesuchen und Workshops erhalten unsere Talente einen Blick hinter die Kulissen von allem, was die hochdynamische Digitalwirtschaft derzeit umtreibt. Im Austausch mit Patenunternehmen, Role Models und erfolgreichen Gründerinnen und Gründern erfahren unsere Talente darüber hinaus aus erster Hand, welche Kompetenzen für die eigene Karriere wirklich zählen.

LEADERSNET: Abschließend ein Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie BayFiD in fünf Jahren?

Dr. Fabian Mehring: Heute sind nur rund 20 Prozent der IT-Beschäftigten Frauen – angesichts des Fachkräftemangels und der wachsenden Bedeutung der Digitalwirtschaft ist das eindeutig zu wenig. In den nächsten fünf Jahren wollen wir mit BayFiD bedeutend mehr junge Talente für die Digitalbranche begeistern. Unser Ziel ist eine wachsende Bewegung, die weibliche Erfolgsgeschichten schreibt und nachhaltige Impulse für die Tech-Branche in Bayern setzt. Meine Vision ist BayFiD zum größten Women-in-Tech-Netzwerk der Republik auszubauen und daraus ein tragfähiges Netzwerk für junge Talente zu knüpfen. Ich bin überzeugt: Um im globalen Wettrennen Richtung KI-Zeitalter erfolgreich sein zu können, müssen wir sämtliche Potenziale unserer Heimat nutzen. Dazu gehören die oft gescholtenen „alten weißen Männer“ genauso wie frischer Wind von jungen, weiblichen Tech-Talenten. Während es für Erstere schon reihenweise gewachsene Netzwerke gibt, schaffen wir mit BayFiD vergleichbare Strukturen für Women in Tech, um auch Frauen in der Digitalwirtschaft des Freistaats den Rückenwind zu geben, den unsere weiblichen Tech-Talente verdienen. Davon profitieren nicht allein die Frauen in unserem Programm, sondern der gesamte Tech-Standort Bayern.

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