Lufthansa verliert Exklusivität
Flughafen Frankfurt plant Terminal 3 mit Turkish Airlines und Condor

| Redaktion 
| 06.08.2025

Mit dem neuen Terminal 3 will der Frankfurter Flughafen ab 2026 die Karten neu mischen: Während Lufthansa weiterhin das Terminal 1 dominiert, stehen zwei gewichtige Airlines vor einem Umzug. Turkish Airlines hat ihre Absicht zum Wechsel bereits bekundet – und auch Condor könnte folgen. Eine Entwicklung, die nicht nur operative Konsequenzen hat, sondern auch geopolitisch und wirtschaftlich Signalwirkung entfalten dürfte.

Der Ausbau des Terminal 3 in Frankfurt geht auf die Zielgerade. 2026 soll die neue Infrastruktur in Betrieb gehen – und mit ihr auch ein bedeutender Wechsel im Airline-Portfolio. Turkish Airlines und möglicherweise auch Condor zählen zu den prominenten Kandidaten für einen Umzug von Terminal 1 bzw. 2 ins neue Terminal 3. Die Betreiber sehen darin strategische Vorteile – für alle Beteiligten. Zudem ergeben sich neue Optionen für eine ausgewogenere Verteilung der Passagierströme und verbesserte operative Effizienz an Deutschlands größtem Flughafen.

Turkish Airlines überrascht mit Wechselwunsch

Laut eines Berichts von aero.de plant Turkish Airlines den Wechsel vom Terminal 1 ins neue Terminal 3 – trotz ihrer Mitgliedschaft in der Star Alliance, deren Hauptnutznießer am Standort Lufthansa ist. Fraport-Finanzvorstand Matthias Zieschang bestätigte die "klare Absicht" des türkischen Carriers. Er bezeichnete den Schritt als "klug", da das schnelle Wachstum der Airline neue Kapazitäten erfordere – und gleichzeitig Lufthansa im Terminal 1 mehr Raum zur Entfaltung bekomme.

Der Schritt ist bemerkenswert, da er eine historische Nähe innerhalb der Allianz aufbricht und Turkish Airlines in ein Umfeld bringt, das weniger durch traditionelle Partnerschaften geprägt ist. Beobachter werten diesen Umzug als Zeichen strategischer Eigenständigkeit und wachsenden internationalen Einflusses der türkischen Fluggesellschaft. Zudem bietet das moderne T3 infrastrukturelle Vorteile, die Turkish Airlines für ihre ambitionierten Expansionspläne nutzen kann – etwa größere Abfertigungsflächen und moderne Abflugzonen für Langstrecken.

Condor strebt mehr Unabhängigkeit an

Auch Condor könnte bald ins T3 umziehen. Zwar sei noch keine finale Entscheidung gefallen, doch Zieschang sprach von einer "gewissen Wahrscheinlichkeit". Hintergrund: Nachdem Lufthansa sämtliche Zubringerverträge mit Condor gekündigt hat, baut die Ferienfluglinie ihr eigenes Netz auf. Diese neue Eigenständigkeit in der Zubringerstruktur sei, so der Fraport-Manager, eine "gute Basis" für weiteres Wachstum – losgelöst vom einstigen Mutterkonzern.

Der mögliche Terminalwechsel wäre ein deutliches Signal für die neue strategische Ausrichtung von Condor. Die Airline will sich nicht länger in der Rolle des Nischenanbieters sehen, sondern als eigenständige Größe im europäischen Ferienflugmarkt etablieren. Terminal 3 würde dafür die passenden Voraussetzungen bieten – nicht zuletzt durch eine geringere Abhängigkeit von anderen Netzwerkcarriern und die Möglichkeit, neue Codeshare-Partnerschaften auszubauen. Auch in puncto Markenauftritt könnte Condor im T3 sichtbarer agieren.

Lufthansa bleibt Wachstumsmotor

Trotz der neuen Dynamik bleibt Lufthansa der dominante Player am Standort Frankfurt. Der Konzern stellt weiterhin rund 60 Prozent der gesamten Flughafenkapazität. Ab September 2025 wird die Flotte in Frankfurt um 15 zusätzliche Boeing 787-9 verstärkt – ein Wachstumsschritt, auf den Fraport große Hoffnungen setzt. "Der wichtigste Treiber ist Lufthansa", betonte Zieschang. Dennoch blieb das Passagierwachstum im ersten Halbjahr mit 1,4 Prozent eher bescheiden. Impulse kamen dabei vor allem von United Airlines und Condor.

Die Investitionen von Lufthansa in moderne Langstreckenjets unterstreichen jedoch die strategische Bedeutung des Standorts Frankfurt im globalen Netzwerk der Airline. Mit dem Terminal 1 steht Lufthansa auch künftig ein exklusives Drehkreuz zur Verfügung, das dank der nun entstehenden Freiräume flexibler genutzt werden kann. Zudem kann Lufthansa durch die Verlagerung anderer Airlines besser auf wachsende Premiumsegmente reagieren und ihre First- und Business-Class-Produkte weiter stärken. Das stärkt nicht nur den Standort, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich.

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