Kultmarke aus China - Sammelfigur aus der Blindbox
Alle wollen Labubu: Der Hype um das zottelige Fantasiewesen hat Europa erreicht

| Natalie Oberhollenzer 
| 10.06.2025

Ein grinsendes Plüschmonster mit Knopfaugen, das auf TikTok gefeiert wird wie ein Popstar: Die Sammelfigur "Labubu" ist derzeit das wohl heißeste Spielzeug der Welt. Vor den weltweit wie Pilze aus dem Boden schießenden Shops stehen Sammler Schlange. Hinter den Produkten steckt der chinesische Hersteller Pop Mart. Ob es ums Design geht, die Markenführung und speziell virales Marketing – das Unternehmen bespielt all das auf Weltniveau.

Und auf TikTok und dem chinesischen Pendant Douyin kursieren Millionen Videos, in denen stolze Besitzer ihre neueste "Blindbox" auspacken – stets in der Hoffnung, eine besonders seltene Version von Labubu zu erwischen.

Dabei handelt es sich bei Labubu streng genommen nicht einmal um Spielzeug. Die Figuren des chinesischen Herstellers Pop Mart sind kleine Designerstücke – teuer, limitiert, sammelbar. Statt Kinder spricht der Konzern bewusst eine erwachsene, zahlungskräftige Zielgruppe an, die bereit ist, 28 US-Dollar oder mehr für ein Stück Plastik zu zahlen. Die Figuren sind liebevoll designt und mit kulturellen Anspielungen aufgeladen. Statt auf Masse setzt das Unternehmen auf Markenbildung – ähnlich wie es Japan mit Hello Kitty oder Südkorea mit K-Pop-Ästhetik vorgemacht haben.

@mariane_fi Unboxing the original Labubu from the Pop Mart store. #labubu #labubuthemonsters #popmart #popmartunboxing #popmartglobal #finland #finlandtiktok ♬ original sound - Labubu

Das Geschäft mit den Figürchen geht durch die Decke. Allein 2024 soll Labubu mehr als drei Milliarden Yuan Umsatz (rund 410 Millionen US-Dollar) eingespielt haben – und damit die bisherigen Stars des Unternehmens wie Molly oder Skullpanda überholt haben, wie das Handelsblatt recherchiert hat.

Pop Mart hat es geschafft, aus einem einfachen Spielwarenprodukt ein globales Kultobjekt zu machen. Doch was steckt hinter diesem Unternehmen?

Vom Schreibwarenladen zur Lizenzmaschine

2010 beginnt die Geschichte des Unternehmens in einem kleinen Pekinger Laden, der damals noch Allerlei von Schreibwaren bis Deko verkauft. Gründer Wang Ning, heute 37 Jahre alt und Multimilliardär, entdeckt 2015 das Potenzial der sogenannten "Blindboxen" – Überraschungspakete, bei denen Käufer erst beim Auspacken erfahren, welche Figur sie erwischt haben. Als ein japanisches Püppchen namens "Sonny Angel" plötzlich 60.000 Mal im Monat verkauft wird, stellt Wang sein Geschäftsmodell radikal um.

Der neue Fokus: Designer-Figuren, die aussehen wie eine Mischung aus Manga, High-Fashion und Kinderzimmer-Nostalgie. Mit Künstlern wie dem Hongkonger Kenny Wong entwickelt Pop Mart eigene Charaktere – allen voran "Molly", eine blasse Figur mit großen Augen und Schmolllippen, die 2017 fast 90 Prozent des Umsatzes ausmacht. Spätestens ab diesem Moment wird Pop Mart zur Kultmarke – und zum Inhaber wertvoller Markenrechte.

Gerüchte über Markteintritt in Deutschland kursieren

Heute ist Pop Mart Marktführer in China und betreibt weltweit über 500 Läden sowie 2300 vollautomatisierte "Roboshops", die ohne Personal auskommen. In Südostasien floriert das Geschäft, allein im ersten Halbjahr 2024 setzte Pop Mart dort umgerechnet 77 Millionen Dollar um. In Europa ist die Präsenz noch überschaubar: 16 Shops, vor allem in Großbritannien und Frankreich, einen deutschen Standort gibt es bislang nicht – doch erste Gerüchte über einen Markteintritt kursieren bereits.

Größte Hoffnung des Unternehmens ist derzeit der US-Markt, wo Pop Mart seine Roboshops bald verdoppeln will. Laut Analysten der US-Bank JP Morgan könnte der Konzern bis 2027 jährlich um 42 Prozent wachsen. Die Aktie, gelistet an der Börse in Hongkong, legte in den vergangenen sechs Monaten um über 130 Prozent zu.

Allerdings: Der Handelskonflikt zwischen China und den USA droht zur Bremse zu werden. Zwischenzeitlich galten Zölle von bis zu 145 Prozent auf chinesische Importe. Ein 90-Tage-Moratorium entspannt derzeit die Lage – doch Unsicherheit bleibt. Pop Mart reagiert mit neuen Lieferketten in Südostasien, Preisanpassungen und einer stärkeren Fokussierung auf den Nahen Osten, wo laut South China Morning Post die Nachfrage nach den Figuren rasant steigt.

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