EU-Reiseverordnung bringt Zusatzkosten
Handgepäck wird für Urlauber teurer

| Redaktion 
| 09.06.2025

Die EU-Länder haben sich auf neue Fluggastrechte geeinigt – mit teils weitreichenden Konsequenzen für Passagiere. Neben zusätzlichen Pflichten für Airlines rückt vor allem eine Maßnahme in den Fokus: Wer künftig mehr als ein kleines Stück Handgepäck mit an Bord nehmen will, soll draufzahlen. Kritik kommt von Verbraucherorganisationen, die von einem Rückschritt für Reisende sprechen.

Mit den jüngst beschlossenen Fluggastrechten setzen die EU-Verkehrsminister ein Zeichen für mehr Verbindlichkeit bei Verspätungen – und weniger Freiheit beim Handgepäck. Während Passagiere künftig bei Flugausfällen schneller entschädigt werden sollen, bringt die Reform auch neue Gebühren mit sich. Besonders betroffen: das bislang kostenlose Handgepäck.

Neue Regeln mit doppelter Wirkung

Laut chip.de bleibt das grundsätzliche Recht auf ein kostenloses Handgepäckstück bestehen. Dieses muss jedoch klein genug sein, um unter den Vordersitz zu passen – etwa eine Handtasche oder ein Laptop-Rucksack. Für darüber hinausgehendes Handgepäck, das in die Gepäckfächer über den Sitzen gehört – wie Trolleys oder größere Rucksäcke –, sollen künftig einheitlich Zusatzgebühren erlaubt sein.

Bislang handhabten die Airlines diese Regelung unterschiedlich. Die EU möchte mit der Neuregelung für mehr Transparenz und Fairness sorgen – sowohl für Kund:innen als auch im Wettbewerb zwischen den Fluglinien. Eine vollständige Abschaffung von kostenlosem Handgepäck ist damit nicht verbunden, wohl aber eine engere Definition dessen, was künftig kostenlos mitgenommen werden darf.

Parallel dazu sollen laut Vorschlag neue Bedingungen für Ausgleichsleistungen bei Verspätungen gelten. Wird ein Flug nicht innerhalb einer angemessenen Frist umgeleitet, dürfen Passagiere selbstständig alternative Reisemöglichkeiten buchen – mit Anspruch auf Erstattung. Die bisherige pauschale Entschädigung nach EU-Recht (250–600 Euro je nach Distanz) könnte durch neue Schwellenwerte ersetzt werden.

Kritik von Verbraucherschützern

Die europäische Verbraucherorganisation BEUC schlägt Alarm: Die geplanten Schwellenwerte für Entschädigungen könnten dazu führen, dass viele Passagiere künftig keinen Anspruch mehr auf Rückerstattung haben. "Diese Vorschriften stellen eine klare Einschränkung der Verbraucherrechte dar", so eine Sprecherin der BEUC. Besonders die Einführung verpflichtender Handgepäckgebühren sei "nicht vereinbar mit der bisherigen EU-Rechtslage".

Bereits zuvor hatte die BEUC eine offizielle Beschwerde bei der EU-Kommission eingereicht. Der Vorwurf: Die Handgepäckgebühr sei ein versteckter Preistreiber, der Reisenden die Vergleichbarkeit zwischen Flugangeboten erschwere und den Wettbewerb verfälsche. Auch innerhalb des EU-Parlaments ist die Regelung noch nicht beschlossen – bevor die Richtlinie in Kraft treten kann, muss das Parlament seine Position definieren.

Häufige Fragen zur neuen EU-Regelung:

Wie viel Handgepäck ist in der EU kostenlos erlaubt?
Ein kleines Gepäckstück, das unter den Sitz passt, z. B. Handtasche oder Laptop-Rucksack.

Welche neue Regelung gilt für Handgepäck bei EU-Flügen?
Es wird einheitlich geregelt, dass nur ein kleines Handgepäckstück kostenlos erlaubt ist.

Wann müssen Fluggäste für Handgepäck extra zahlen?
Wenn das Gepäck in das Gepäckfach über dem Sitz muss (z. B. Trolley, Weekender).

Warum plant die EU eine einheitliche Handgepäckregelung?
Zur Förderung von Transparenz und fairem Wettbewerb unter Airlines.

Was hat sich 2025 an den Fluggastrechten geändert?
Neben der Handgepäckfrage sollen neue Kriterien für Entschädigungen bei Verspätungen gelten.

Wie hoch ist die mögliche Entschädigung bei Flugverspätung?
Derzeit gelten 250–600 Euro je nach Flugdistanz – eine Änderung ist in Diskussion.

Was kritisieren Verbraucherorganisationen an den neuen Regeln?
Eine Einschränkung etablierter Fluggastrechte und zusätzliche Gebühren.

Wann tritt die neue EU-Handgepäckverordnung in Kraft?
Ein genaues Datum steht noch nicht fest – das EU-Parlament muss noch zustimmen.

Zwischen Kundennutzen und Kostenfalle

Polens Infrastrukturminister Dariusz Klimczak verteidigte die Verordnung dennoch als "Meilenstein": Immerhin bringe sie mehr als 30 neue Rechte für Fluggäste auf den Weg – von der Buchung bis zur Ankunft. Doch viele Beobachter:innen sehen in den neuen Regeln vor allem eine Verschiebung der Kosten auf die Reisenden. Die Frage bleibt, ob Serviceverbesserungen und Zusatzgebühren in einem fairen Verhältnis stehen.

Insbesondere Vielflieger:innen und Urlauber:innen müssen sich auf neue Spielregeln einstellen: Weniger Freiraum im Gepäck, aber höhere Transparenz bei Verspätungen – das ist die neue Realität am europäischen Himmel.

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