Das Erbe des Mango-Gründers
Nach Isak Andics Tod: Wie es mit Mango weitergehen soll

| Redaktion 
| 17.12.2024

Der plötzliche Tod von Isak Andic, dem Gründer der Modemarke Mango, wirft Fragen über die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens auf. Obwohl Andic seit 2020 keine operativen Aufgaben mehr innehatte, spielte er eine entscheidende Rolle bei strategischen Entscheidungen, wie etwa der Expansion in die USA.

Aktuell wird erwartet, dass die Unternehmensführung unter CEO Toni Ruiz die von Andic initiierte Wachstumsstrategie fortsetzt. Ruiz, der seit 2020 als erster familienfremder CEO fungiert, hat maßgeblich zur positiven Entwicklung des Unternehmens beigetragen. Unter seiner Leitung erzielte Mango im vergangenen Jahr einen Umsatz von über 3,1 Milliarden Euro und plant, bis 2026 die Marke von 4 Milliarden Euro zu überschreiten. Dazu sollen in den kommenden drei Jahren rund 500 neue Filialen eröffnet werden.

Die Nachfolge in der Unternehmensführung bleibt jedoch ein zentrales Thema. Isak Andic hinterlässt drei Kinder: Jonathan, Judith und Sara. Jonathan Andic, der bereits im Vorstand tätig ist und das Männermode-Segment verantwortet, könnte eine größere Rolle übernehmen, schreibt El País. Allerdings wird die genaue Verteilung der Unternehmensanteile erst nach der Testamentsverlesung bekannt sein. Es gilt jedoch als wahrscheinlich, dass die Familie die Kontrolle über Mango behalten wird, entsprechend dem Wunsch des verstorbenen Gründers. Wird sie den eingeschlagenen Wachstumskurs beibehalten und die Expansionsziele erreichen können?

Fest steht jedenfalls, dass der tragische Tod Andic‘s nicht nur für die Familie ein Schock ist, sondern auch für Spaniens Wirtschaft. Andic war der reichste Mann Kataloniens und einer der wichtigsten Akteure der spanischen Modeindustrie. "Isak war ein Vorbild für uns alle. Er hat sein Leben Mango gewidmet und unauslöschliche Spuren hinterlassen“, erklärte CEO Toni Ruiz. Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez würdigte Andic als Visionär, der Mango zu einem "weltweiten Maßstab“ gemacht habe.

Vom T-Shirt-Laden zum globalen Modekonzern

Die Geschichte von Mango begann bescheiden: Mitte der 1980er Jahre eröffnete Andic zusammen mit seinem Bruder Nahman ein kleines Ladengeschäft in Barcelona und verkaufte T-Shirts. Daraus formte er über vier Jahrzehnte einen globalen Fast-Fashion-Giganten mit mehr als 2700 Verkaufsstellen in 115 Ländern. Damenmode macht dabei den Großteil der Umsätze aus: Rund 79 Prozent der Erlöse entfallen auf das Frauensegment. Doch Mango wuchs weiter – mit eigenen Kollektionen für Männer und Kinder.

Andic blieb bis zuletzt eng mit dem Unternehmen verbunden. Obwohl er die operative Führung 2014 an seinen Sohn Jonathan übertrug, kehrte er wenig später zurück, als Mango in die Verlustzone rutschte. Er holte externe Manager ins Boot, darunter Toni Ruiz, der als Finanzdirektor begann und 2020 zum ersten familienfremden CEO wurde. Ruiz gelang der Turnaround. Im Jahr 2022 eröffnete Mango eine Filiale auf der New Yorker Fifth Avenue – persönlich eingeweiht von Isak Andic. "Ein Traum ist wahr geworden“, sagte er damals. In den USA betreibt Mango inzwischen 40 Geschäfte, bald sollen es 65 sein.

Ein Modeimperium im Wandel

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres erzielte Mango 1,54 Milliarden Euro Umsatz – das beste Halbjahresergebnis der Firmengeschichte. Der Onlinehandel trägt mittlerweile zu einem Drittel der Erlöse bei. Insgesamt erwirtschaftete Mango im vergangenen Jahr rund 3,1 Milliarden Euro. Die umsatzstärksten Märkte sind Spanien, Frankreich, Türkei, Deutschland und die USA. Auch die Herrenmode, für die Jonathan Andic verantwortlich ist, wuchs zuletzt um 21 Prozent.

Trotz des Erfolgs ist Mango kleiner als der größte Konkurrent Zara aus dem Hause Inditex, das jährlich rund 36 Milliarden Euro Umsatz macht. Doch Isak Andic hinterließ nicht nur ein profitables Unternehmen, sondern auch eine klare Vision: Mango soll weiter wachsen, international expandieren und bis 2026 die Marke von 4 Milliarden Euro Umsatz knacken. Dazu plant das Unternehmen, in den nächsten drei Jahren rund 500 neue Filialen zu eröffnen.

Medienscheu, außergewöhnlich, hochgeschätzt

Andic, der als Kind aus Istanbul nach Spanien kam, galt als ein Visionär der Modebranche. Er war medienscheu, aber bei Kolleginnen und Kollegen hochgeschätzt. "Ein großer Verlust für die spanische Modewelt", sagte Inditex-Chefin Marta Ortega. Thomas Meyer, CEO des Modekonzerns Desigual, erinnerte an einen "außergewöhnlichen Kollegen".

Privat liebte Isak Andic das Segeln, er besaß eine 53 Meter lange Jacht. Doch seine größte Leidenschaft blieb Mango. Die meisten Anteile hielt er über die Punta Na Holding, die nach seinem Tod neu aufgestellt werden muss. Auch die Frage, wie es mit dem Unternehmen weitergeht, beschäftigt nun die Familie. Sohn Jonathan sitzt im Vorstand und verantwortet operative Geschäftsbereiche, seine Schwestern Judith und Sara spielen derzeit keine Rolle im Unternehmen.

Ruiz sieht sich in der Pflicht

Isak Andics Tod reßt eine Lücke. Doch sein Erbe lebt in Mango weiter. Das Unternehmen steht wirtschaftlich besser da als je zuvor. "Ich fühle mich verpflichtet, dafür zu sorgen, dass Mango weiter das Projekt ist, auf das Isak stolz gewesen wäre", sagte CEO Toni Ruiz. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob Mangos Ambitionen, zu den Top-Playern der globalen Modewelt aufzuschließen, auch ohne den Patriarchen wahr werden.

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