Abstimmung über Milliarden-Paket
Kritik vor Jahreshauptversammlung: Hat Elon Musk das Interesse an Tesla verloren?

| Redaktion 
| 12.06.2024

Der seit 16 Jahren amtierende CEO des Elektrofahrzeugherstellers besteht auf ein 56 Milliarden US-Dollar schweres Aktienpaket, das im ersten Anlauf per Gericht gekippt wurde. Bei der abermaligen Abstimmung unter Tesla-Aktionären am Donnerstag geht es jedoch längst nicht mehr "nur" um viel Geld.

Was macht Elon Musk hauptberuflich? Die Antwort auf diese Frage dürfte bei vielen Menschen davon abhängen, womit der aus Südafrika stammende Entrepreneur zuletzt die größten Schlagzeilen geschrieben hat: Der erfolgreiche vierte Testflug des Starship? Neuer Streit auf und um X, ehemals Twitter? Die seit dem Start des eigenen Unternehmens xAI umso offenere Ablehnung von OpenAI? Durchbrüche und Rückschläge um die möglicherweise revolutionäre Neuralink-Technologie?

Immer mehr Investoren und (ehemals) glühende Anhänger des Automobilherstellers Tesla sind offenbar der Ansicht, dass das seit 2008 von Elon Musk als CEO hauptverantwortete Unternehmen auf dessen Prioritätenliste viel zu weit im Rang gesunken ist. Bedenken, die der Tausendsassa nicht einfach lapidar abtun kann: Am Donnerstag, 13. Juni, stimmen die Tesla-Aktionäre über ein Aktienpaket im Wert von 56 Milliarden US-Dollar zugunsten von Musk ab, das Beobachter gleichzeitig auch als eine Art Vertrauensfrage wahrnehmen.

Das umstrittene Aktienpaket

Eine Aktien-Vergütung im genannten Gesamtwert hat Elon Musk bereits vor Jahren ausgehandelt; im Kern soll sie ihm ermöglichen, Aktien des Unternehmens zu vorteilhaften Konditionen zu erstehen. Eine Richterin in Delaware hat in dem Vorgang jedoch “Scheinverhandlungen“ eines völlig von Musk kontrollierten Vorstands erkannt und die Abmachung einkassiert. Damals lag die tesla-interne Zustimmung bei 73 Prozent.

Nun bittet Musk seine Aktionäre erneut um ihren Fürspruch; für ein Votum zu seinem Wohlgefallen ist eine einfache Mehrheit erforderlich. Weder Elon noch sein Bruder Kimbal Musk sind in der Angelegenheit selbst stimmberechtigt. Dass eine abermalige Absegnung des Aktien-Deals durch Tesla abermals per Gericht gekippt wird? Durchaus denkbar. Auch deshalb soll ein zweiter Punkt der Abstimmung die Verlegung des Verwaltungssitzes des Unternehmens von Delaware nach Texas erlauben.

Spannender ist allerdings die Frage, in welchem Umfang sich Aktionäre mit einem “Nein“ ganz bewusst gegen Musk als Führungsperson positionieren – und wie dieser auf Ablehnung reagieren würde.

Investor bemängelt “Ein-Personen-Vorstand“

“Als ich 2018 für das Paket gestimmt habe, beruhte das auf den Informationen, die ich zu diesem Zeitpunkt hatte, und auf der Tatsache, dass Elon Vollzeit bei Tesla arbeitet“, wird Investor Ross Gerber in einem Forbes-Artikel zitiert. "Mein jetziges Zögern, für ihn zu stimmen, hat mit neuen Faktoren zu tun, von denen der wichtigste ist, dass er nicht mehr bei Tesla arbeitet. Er arbeitet für xAI und er arbeitet für X. Tesla ist nicht seine Priorität".

Genau wie Ross zählte sich demnach auch Leo Koguan zu den größten Befürwortern des CEO; Betonung auf der Vergangenheitsform. “Ich habe herausgefunden, dass Tesla einen Aktionär, einen Ein-Personen-Vorstand und einen tyrannischen CEO hat“, gibt er Forbes gegenüber zu Protokoll. Auch institutionelle Tesla-Investoren wollen Musk die Zustimmung verweigern; darunter der norwegische Staatsfonds (mit einem Volumen von rund 1,7 Billionen Dollar), die Amalgamated Bank, das California Public Employees' Retirement System (CalPERS), der New York City Comptroller, Nordea Asset Management sowie die Beratungsunternehmen Institutional Shareholder Services und Glass Lewis.

Im schlimmsten Fall: Verlässt Elon Musk Tesla?

Letztgenannte haben laut eines Business-Insider-Berichts näher ausgeführt, warum sie Investoren zu Nein-Stimme oder Enthaltung (die einer Nein-Stimme gleichkommt) raten: Die zeitaufwändigen Zweit-, Dritt- oder Viertprojekte stoßen besonders bitter auf, wobei sich das Problem seit der Übernahme von X (ehemals Twitter) verschärft habe. Auch den Umzug nach Texas sowie die Vorstands-Wiederwahl von Kimbal Musk beäugt man bei Glass Lewis sehr kritisch. Während ersterer mehr Risiken als Vorteile klar aufzeige, wird die Unabhängigkeit von Elon Musks etwa einem Jahr jüngeren Bruder infrage gestellt.

“Bislang haben rund 90 % der Privataktionäre, die ihre Stimme abgegeben haben, für beide Beschlüsse gestimmt. Die öffentliche Meinung ist eindeutig unterstützend“, zeigte sich der umstrittene CEO schon vor wenigen Tagen zuversichtlich; wenig überraschend auf X.

Was er dagegen im Falle einer Ablehnung seiner Vorschläge tun würde, scheint gerade bei Musk äußerst spekulativ. Mancherorts wird das Szenario so weit gesponnen, dass er das Unternehmen ganz verlassen könnte - Investor Roger McNamee, Mitbegründer des Private-Equity-Fonds Elevation Partners, zufolge wäre nicht weniger als ein “gigantischer Crash“ des Tesla-Aktienkurses die Konsequenz.

Es ist doch völlig abstrus, sich so erpressen zu lassen! Und auch empfinde ich eine derart hohe Aktienanteil- "Bezahlung" nicht mehr zeitgemäß, wenn es sich um ein Unternehmen handelt, dass bereits so lange existiert. Da geht es um solide Arbeit und nicht mehr um Kurstreibereien eines StartUps, damit Aktionäre überproportional von Kursteigerungen profitieren.

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