Ethik & KI
Der Mönch, der den Papst, Italien und die UNO in Sachen KI berät

| Natalie Oberhollenzer 
| 20.02.2024

Franziskaner, Moraltheologe und IT-Experte: Paolo Benanti ist Professor für Ethik der Technologien und gehört zu den weltweit führenden KI-Experten.

In den heiligen Hallen des Vatikans hat die Revolution der künstlichen Intelligenz (KI) einen unerwarteten Fürsprecher gefunden: Paolo Benanti, einen Franziskanermönch, der sowohl in der Kutte als auch in der digitalen Welt zu Hause ist. Seine ungewöhnliche Kombination aus geistlichem Leben und technischem Sachverstand macht ihn zum idealen Berater für Papst Franziskus in Fragen der KI.

Benanti, ursprünglich ein Ingenieurstudent an der Sapienza-Universität in Rom, stand kurz vor dem Abschluss, als er sich entschied, sein Leben in eine radikal andere Richtung zu lenken. Die Faszination für Technologie und die grundlegenden Fragen des Menschseins führten ihn zum Franziskanerorden, wo er eine tiefere Bedeutung in der Verbindung von Ethik, Philosophie und Technologie fand. Benantis Werdegang ist geprägt von der Suche nach Antworten auf die Frage, was es bedeutet, ein Mensch zu sein – eine Frage, die in der Ära der KI relevanter denn je scheint.

KI im Dienst des Gemeinwohls: Papst Franziskus' Vision

In seiner Rolle als KI-Berater des Papstes und als akademischer Lehrer an der päpstlichen Universität Gregoriana konzentriert sich Benanti auf die ethischen Dimensionen der KI-Technologie. Seine Forschungen und Lehren bieten Einblicke in die komplexen Wechselwirkungen zwischen digitaler Innovation und menschlichen Werten, wobei er stets die Bedeutung der Ethik in der Gestaltung und Nutzung von KI betont. Benantis Ansatz ist geprägt von der Überzeugung, dass Technologie weder gut noch böse ist, sondern dass der Schlüssel in einem verantwortungsvollen Umgang liegt.

Die Bedenken von Papst Franziskus hinsichtlich der KI spiegeln sich in Benantis Arbeit wider. Der Pontifex hat deutlich gemacht, dass seine größte Sorge der mögliche Missbrauch von KI-Technologien ist, insbesondere wenn es um die Einschränkung von Menschenrechten und die Vertiefung globaler Ungleichheiten geht. Franziskus, der selbst die Gründung der vatikanischen Stiftung RenAIssance Foundation initiierte und Benanti zu deren Direktor ernannte, fordert eine ethische Nutzung der KI, die das Wohl aller Menschen in den Vordergrund stellt.  „Ziel ist es, den Mensch in den Mittelpunkt zu stellen – ähnlich wie in der Renaissance“, erklärt Benanti. Der Mensch und dessen Wert sollten in der Beziehung zur künstlichen Intelligenz neu entdeckt werden, so der Theologe in einem Schreiben.

Darüber hinaus ist Benanti das einzige europäische Mitglied des Beratungsgremiums der UNO für KI. Zudem ist er Leiter einer italienischen Regierungskommission, die sich mit dem Schutz von Journalismus vor Fake News und Desinformation befasst.

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