Rüstungsboom befeuert Börsengang
Thyssenkrupp bringt Marinesparte TKMS an die Börse

| Redaktion 
| 20.10.2025

Mitten im geopolitisch bedingten Rüstungsboom wagt Deutschlands größter Marineschiffbauer TKMS den Sprung an die Börse. Der Mutterkonzern Thyssenkrupp behält die Kontrolle, während sich die Marinesparte auf milliardenschwere Aufträge und internationale Expansion vorbereitet. Anleger und Analysten blicken gespannt auf das neue Börsenpapier.

Thyssenkrupp treibt seinen Konzernumbau weiter voran und bringt mit Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) einen der bedeutendsten deutschen Rüstungskonzerne an die Börse. Die Verselbständigung der Marinesparte ist eine direkte Reaktion auf die veränderte Sicherheitslage und die stark gestiegene Nachfrage nach U-Booten und Kriegsschiffen. Mit dem Schritt will Thyssenkrupp nicht nur den Wert der Sparte heben, sondern auch neue Wachstumsmärkte erschließen.

Konzernumbau mit strategischem Fokus

Die Aktionär:innen des Essener Industriekonzerns hatten bereits im August dem Spin-off zugestimmt. Seit dem 17. Oktober erhielten sie automatisch für jeweils 20 Thyssenkrupp-Aktien einen Anteilsschein von TKMS. Der Konzern behält über eine Holdingstruktur weiterhin 51 Prozent der Anteile und somit die Kontrolle über die Marinesparte. Vorstandschef von TKMS ist der bisherige Arbeitsdirektor von Thyssenkrupp, Oliver Burkhard, der das Unternehmen in eine neue Wachstumsphase führen will.

TKMS hat seinen Ursprung in der traditionsreichen Kieler Werft HDW und ist heute Weltmarktführer für nicht-nukleare U-Boote. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen rund 8.300 Mitarbeiter:innen, davon über 3.700 in Kiel. Weitere Standorte befinden sich in Hamburg, Bremen, Emden, Wismar sowie im brasilianischen Itajaí. Mit dem neuen Standort in Wismar sollen zusätzlich rund 1.500 Arbeitsplätze entstehen. Diese regionale Verankerung ist laut Konzernangaben ein strategisches Asset für internationale Ausschreibungen.

Milliardenaufträge sichern Auslastung

Das Auftragsbuch des Schiffbauers ist gut gefüllt. Mit dem Bau von zehn U-Booten der Klasse 212CD, sechs für Deutschland und vier für Norwegen, ist TKMS bis in die 2040er-Jahre hinein ausgelastet. Das gesamte Auftragsvolumen liegt bei 18,5 Milliarden Euro. Darüber hinaus ist TKMS im Rennen um einen milliardenschweren Auftrag der kanadischen Marine für acht bis zwölf konventionelle U-Boote. Sollte der Zuschlag kommen, würden die Boote in Kiel und Wismar gefertigt.

Besonders hervorgehoben wird die technologische Kompetenz von TKMS im Bereich hybrider Antriebssysteme, die in militärischen Beschaffungskreisen als zukunftsweisend gelten. Auch Digitalisierung und Automatisierung in Produktion und Schiffssystemen sind zentrale Innovationsfelder, mit denen sich TKMS von der internationalen Konkurrenz abheben will.

Auch im Rahmen der europäischen Sicherheitsstrategie gewinnt TKMS an Bedeutung. Die Werft kooperiert mit anderen europäischen Partnern, um Verteidigungsfähigkeit und Lieferketten in Europa zu stärken. Der Börsengang schafft dabei neue Möglichkeiten zur Kapitalaufnahme und soll die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Marinesparte langfristig sichern. Zudem ist geplant, in Forschung und Entwicklung zu investieren, um neue Schiffstypen schneller zur Marktreife zu bringen.

Rüstungsindustrie im Aufwind

Der Schritt an die Börse erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem die globale Rüstungsindustrie durch neue Konfliktlagen und gestiegene Verteidigungsausgaben massiv an Dynamik gewinnt. Laut einem Bericht des Handelsblatts sehen Analysten insbesondere im Bereich konventioneller U-Boot-Systeme erhebliches Wachstumspotenzial.

Für Thyssenkrupp könnte die Abspaltung ein Modell für weitere Konzernbereiche sein. Die Börsennotierung von TKMS dürfte zudem für neue Investoren ein Signal sein, dass der Rüstungssektor zunehmend als zukunftsträchtiges Anlagefeld wahrgenommen wird. Auch ESG-orientierte Fonds könnten bei entsprechender Transparenz zur Beschaffung und Ethik in der Lieferkette in Erwägung ziehen, das Papier ins Portfolio aufzunehmen.

Führende Militantärökonomen sehen in der Entwicklung ein Indiz für die zunehmende Verflechtung von Industrie und Verteidigungspolitik in Europa. Mit dem neuen Kapital will TKMS nicht nur Kapazitäten erweitern, sondern auch strategische Partnerschaften mit Forschungseinrichtungen, Zulieferern und NATO-Mitgliedstaaten ausbauen. Die neue Unternehmensstruktur könnte so als Blaupause für andere europäische Rüstungsprojekte dienen.

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