Technologievorsprung bei Batterie und Software
Autozulieferer aus Deutschland verlieren Marktanteile an China

Der globale Wandel in der Automobilbranche trifft deutsche Zulieferer ins Mark: Während ihre Marktanteile sinken, bauen chinesische Konkurrenten ihre Position rasant aus – und setzen mit Innovationstempo und Preispolitik neue Maßstäbe. Eine neue Studie zeigt, wo der Schuh drückt und was jetzt passieren muss.

Der technologische Strukturwandel in der Autoindustrie beschleunigt sich – und stellt deutsche Zulieferer vor eine historische Herausforderung. Einer aktuellen Analyse von Strategy& zufolge mussten sie in den letzten zehn Jahren weltweit deutliche Marktanteilsverluste hinnehmen. Vor allem Unternehmen aus China gewinnen rasant an Bedeutung – insbesondere in strategisch entscheidenden Feldern wie Software und Batterietechnologie. Wie ntv.de berichtet, spiegelt die aktuelle Entwicklung eine langfristige Marktverschiebung wider, die vor allem durch technologische Sprünge aus China getrieben wird.

China auf der Überholspur

Laut der Untersuchung der Unternehmensberatung Strategy&, einer Tochter von PwC, sank der weltweite Marktanteil deutscher Autozulieferer von 26 Prozent im Jahr 2014 auf 23 Prozent im Jahr 2024. Zeitgleich konnten chinesische Anbieter ihren Anteil mehr als verdoppeln – von fünf auf zwölf Prozent. Besonders in der Lieferkette für batterieelektrische Fahrzeuge ist diese Entwicklung spürbar: China dominierte zuletzt mit hohem Tempo die Bereiche Softwareintegration und Batterieproduktion.

Ein Grund liegt in der Stärke der heimischen Nachfrage. Während europäische Autohersteller in China Absatzprobleme verzeichnen, setzen chinesische OEMs auf inländische Zulieferer – mit kürzeren Entwicklungszyklen, niedrigeren Preisen und klarem Fokus auf Zukunftstechnologien. Dazu kommt massive staatliche Förderung, die gezielt den Aufbau lokaler Wertschöpfungsketten unterstützt.

Auch strukturelle Unterschiede begünstigen den chinesischen Aufstieg: Während in Deutschland Genehmigungsverfahren oft Innovationsprozesse bremsen, agieren chinesische Firmen agiler. Der Zugang zu großen Datenmengen im Bereich vernetzter Fahrzeuge verschafft ihnen zudem Vorteile bei softwarebasierten Mobilitätslösungen.

Innovationsdruck trifft strukturelle Trägheit

Die Studie sieht die Geschwindigkeit der Produktentwicklung als zentralen Nachteil deutscher Anbieter. Chinesische Wettbewerber bringen Innovationen schneller auf den Markt. "In Schlüsseltechnologien wie Batterie und Software haben sich chinesische Unternehmen einen Technologievorsprung erarbeitet und bieten erhebliche Preisvorteile", heißt es in der Analyse.

Während deutsche Zulieferer vielfach noch auf traditionelle Geschäftsmodelle setzen, bauen chinesische Anbieter Plattformökonomien auf, integrieren datenbasierte Services und vernetzen ihre Lieferketten digital. Die Fähigkeit, Hard- und Software kombiniert anzubieten, wird zum Wettbewerbsvorteil.

Gleichzeitig stagnieren die Umsätze der zehn größten Autokonzerne weltweit. Zwar konnten Zulieferer ihren Umsatz leicht auf 1,15 Billionen Euro steigern, doch profitiert davon primär China. Deutsche Anbieter stehen unter doppeltem Druck: Rückläufige europäische Absätze und aggressive asiatische Konkurrenz fordern Anpassung.

Strategiewechsel als Überlebensfrage

Trotz des düsteren Befunds sehen die Studienautoren Chancen für einen Kurswechsel – wenn er konsequent erfolgt. "Der Druck ist hoch", sagte Henning Rennert, einer der Autoren. "Aber die Branche hat bewiesen, dass sie an Krisen wachsen kann." Die Empfehlung: weniger Produktpflege, mehr radikale Innovation.

Neben Elektrifizierung rücken autonomes Fahren, digitale Plattformen und softwaredefinierte Fahrzeuge in den Fokus. Innovationszyklen müssen verkürzt, Kooperationen mit Start-ups und Forschungseinrichtungen gestärkt werden. Rennert spricht von einem "notwendigen Paradigmenwechsel".

Erforderlich ist aber auch ein kultureller Umbau. Schnellere Entscheidungen, interdisziplinäre Teams und Risikobereitschaft gelten als Schlüsselelemente. Die Politik müsse technologieoffene Rahmenbedingungen schaffen – durch steuerliche Anreize und gezielte Industriepartnerschaften.

Zukunft sichern durch Neupositionierung

Wer bestehen will, muss die eigene Rolle neu denken – strategisch und technologisch. Nur wer bereit ist, Strukturen zu hinterfragen und auf digitale, nachhaltige Geschäftsmodelle setzt, bleibt international wettbewerbsfähig. Es braucht eine Denkweise, die auf Transformation und Geschwindigkeit ausgerichtet ist.

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