Start-up-Übernahme kurz vor Abschluss
Lilium soll für 250 Millionen Euro gerettet werden

Das einst gefeierte Start-up Lilium steht vor einem möglichen Comeback: Ein Konsortium rund um die Ambitious Air Mobility Group (AAMG) plant, den insolventen eVTOL-Pionier zu übernehmen – inklusive Patente und Anlagen. AAMG will mit 250 Millionen Euro frisches Kapital den Grundstein für eine Renaissance der elektrischen Luftfahrt legen.

Knapp sechs Monate nach der zweiten Insolvenzmeldung von Lilium wagt ein Joint Venture aus Luxemburg, Spanien und Dubai den Versuch, das ambitionierte Luftfahrtprojekt neu zu beleben. Die AAMG – ein Zusammenschluss von Luxaviation, Sigma Air Mobility und der Ambitious Group – verhandelt aktuell über die Übernahme von Schlüsselvermögen und Technologien des bayerischen Unternehmens.

Technik, Geld und Geduld gefragt

Laut eines Berichts des Handelsblatts, hat AAMG bereits Anlagen am Standort Oberpfaffenhofen angemietet. Auch wenn sich der Insolvenzverwalter Ivo-Meinert Willrodt bislang vorsichtig äußert, soll das Konsortium 250 Millionen Euro als gesichert ansehen – zusätzlich sei ein Kapitalrahmen von 500 Millionen Euro in Aussicht. Skepsis bleibt dennoch angebracht: Bereits andere Übernahmeversuche, wie etwa durch die Mobile Uplift Corporation, scheiterten trotz Finanzierungsnachweisen.

Der Sprecher von Pluta erklärte dazu: "Wir führen Gespräche und Verhandlungen mit Interessenten über einen Gesamtverkauf oder den Verkauf einzelner Assets von Lilium. Wenn alle Bedingungen für eine solche Transaktion vorliegen, kann ein Kaufvertrag abgeschlossen werden." Derzeit sei jedoch noch keine rechtsverbindliche Einigung erzielt.

Branchenzweifel und Personalflucht

Die potenzielle Wiederauferstehung von Lilium ist mit weiteren Herausforderungen verbunden. Das Konsortium müsste weitgehend bei null beginnen: Nahezu alle ehemaligen Mitarbeiter:innen haben sich laut Branchenkreisen neue Arbeitgeber gesucht – insbesondere im konkurrenzstarken Raum München. Zwar möchte AAMG Schlüsselpersonen im Bereich Technik und Zertifizierung zurückholen, doch die Konkurrenz etablierten Luftfahrtunternehmen ist hoch.

Auch auf Seiten der Zulieferbetriebe steht AAMG vor einem schwierigen Neustart. Viele mittelständische Partner sind nach zwei Insolvenzen vorsichtig und zeigen laut Branchenkennern wenig Bereitschaft, erneut in Vorleistung zu treten oder Produktionskapazitäten für Lilium freizuhalten.

Kalkuliertes Risiko mit Vision

Trotz aller Rückschläge hält Robert Kamp, Senior Partner der AAMG, an der Vision fest: "Wir sind davon überzeugt, dass das, was hier in Bayern entwickelt wurde, wegweisend und sowohl technisch als auch wirtschaftlich machbar ist." Die Plattform von Lilium sei das Resultat "jahrelanger Bemühungen einiger der talentiertesten Ingenieure der Welt".

Dass die Öffentlichkeit bislang kaum konkrete Informationen seitens AAMG erhält, sorgt für Spekulationen – etwa, ob das Konsortium durch frühe Medienpräsenz Druck auf den Insolvenzverwalter ausübt, um einen Einzelverkauf zu verhindern.

Ein potenzieller Rückhalt für das Projekt könnte Severin Tatarczyk sein, der auf Bitte von Investor Frank Thelen zwischenzeitlich die Geschäftsführung übernommen hatte. Er gilt als glaubwürdiger Vermittler und könnte mit seiner Expertise helfen, bei Gläubigern und ehemaligen Mitarbeiter:innen Vertrauen zurückzugewinnen.

Selbst ein "Gesamtverkauf" wäre nur ein Verkauf, sprich ein so genannter Asset-Deal. Gesprächspartner ist PLUTA, die nur die Insolvenzverfahren der Lilium GmbH und eAircraft Gmbh verwalten, d.h. die Aktiengesellschaft Lilium N.V. bleibt trotz des Deals weiterhin in Regelinsolvenz, weil sie nichts mit dem Deal zu tun hat. Sie wird abgewickelt, so wie das Management der Lilium N.V. es bereits früh in 2025 per US-Filing an die Finanzmarktaufsicht SEC gemeldet hat. Schade, dass das in der Presse nicht erwähnt wird.
Es findet in Wahrheit keine Übernahme statt, sondern nur der Kauf wesentlicher Vermögenswerte. Falls AAMG in Wahrheit überhaupt ausreichend Geld hat. Zuletzt waren laut Handelsblatt nur 20 Millionen Euro im Gespräch, das weitere Geld dient der zukünftigen Neustrukturierung. Aber das ist noch immer viel zu wenig Geld, so dass die nächste Pleite bereits im Raum steht.

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