LEADERSNET: Mitten in der Facharztweiterbildung waren Sie alleinerziehend, ohne Wohnung, ohne Geld und auf Sozialhilfe angewiesen. Woher haben Sie Ihre Stärke genommen?
Dr. Luise Berger: Ich bin grundsätzlich ein sehr positiver Mensch. Geht nicht, gibt’s bei mir nicht. Ich habe schon immer gekämpft – im wahrsten Sinne des Wortes. In meiner Jugend war ich dreimal deutsche Meisterin im Vollkontakt-Taekwondo. Disziplin, eiserner Wille und die Haltung, niemals aufzugeben, haben mich schon immer geprägt.
LEADERSNET: Sind Sie auch heute noch so resilient?
Dr. Luise Berger: Definitiv! Wenn ich mir etwas in den Kopf setze, ...
LEADERSNET: Was hat Sie motiviert, Schönheitschirurgin zu werden?
Dr. Luise Berger: Ich wollte schon immer Chirurgin werden. Ich bin mit einem Vater aufgewachsen, der für mich der beste Arzt der Welt ist – ein Mensch, der mit seinen Patienten auf Augenhöhe spricht, sich auf das Bildungsniveau einstellt und dabei immer herzlich und einfühlsam bleibt. Dieses Bild eines Arztes hat mich stark beeinflusst – schon im Kindergarten war mir klar, dass ich einmal Ärztin werden möchte. Im Gegensatz zu meinem Vater, der Internist ist, wollte ich aber unbedingt operieren – das fand ich immer unheimlich faszinierend.
LEADERSNET: Gab es besondere Herausforderungen als Frau in der plastischen Chirurgie?
Dr. Luise Berger: Absolut. Die Chirurgie war – und ist in vielen Bereichen noch – eine Männerdomäne. Man muss doppelt so viel leisten, um wahrgenommen zu werden. Und wenn eine Frau dann auch noch richtig gut ist, wird es erst recht unbequem – dann werden die Ellenbogen ausgefahren.
LEADERSNET: Welche Fehleinschätzungen haben Sie zu Beginn Ihrer Laufbahn gemacht?
Dr. Luise Berger: Ich bin wirklich davon ausgegangen, dass Männer und Frauen heute gleichberechtigt sind – das war naiv. In Wahrheit sind sie es nicht – weder biologisch noch gesellschaftlich. Wenn eine Frau Mutter wird, noch dazu alleinerziehend, bedeutet das oft einen regelrechten sozialen Abstieg. Es gibt kaum Hilfe, kaum Entlastung. Ich hatte oft das Gefühl, dass „Mann“ in Deutschland zwar alle Rechte hat – dabei jedoch keine echten Pflichten.
LEADERSNET: Warum haben Sie entschieden, von der Chirurgie in die Hautpflege einzusteigen?
Dr. Luise Berger: Weil Hautpflege der letzte, aber entscheidende Baustein für eine gesunde und schöne Haut ist – und genau diesen hatte ich bis dahin nicht abgedeckt. Es reicht nicht, nur Botox, Kollagenbooster oder Filler zu injizieren. Man muss die Haut auch von außen mit den richtigen Wirkstoffen versorgen. Nur so entstehen nachhaltige, ganzheitliche Ergebnisse. Mein Anspruch an die Wirkstoffauswahl – und vor allem an deren Konzentration – ist enorm. Deshalb habe ich echte Wirkstoffbomben entwickelt. Denn manchmal hilft viel auch wirklich viel. Dabei verzichte ich konsequent auf Zusatzstoffe, die kritisch diskutiert werden.
LEADERSNET: Was halten Sie von aktuellen TikTok- oder Social-Media-Trends in der Hautpflege?
Dr. Luise Berger: Viele dieser Trends sind schlichtweg falsch. Sie sind wissenschaftlich nicht fundiert, manchmal sogar gefährlich. Und wenn dann noch Influencer – ohne jegliches Fachwissen im Bereich der Medizin, Biochemie, Chemie oder Pharmakologie – plötzlich eigene Skincare-Linien auf den Markt bringen, frage ich mich, wie das funktionieren soll – und warum da so viele Menschen darauf hereinfallen.
LEADERSNET: Gibt es gesellschaftliche Einflüsse, die die Nachfrage auf dem Markt beeinflussen?
Dr. Luise Berger: Natürlich. Frauen ab 40 gelten oft schlichtweg als „alt“ – und alt zu sein, ist heute fast schon ein Schimpfwort. Der gesellschaftliche Druck, vor allem auf Frauen und Menschen in der Öffentlichkeit, ist enorm. Das treibt die Nachfrage nach kosmetischen Eingriffen und Produkten spürbar an. Ich finde es traurig, dass dem Älterwerden so wenig Positives zugesprochen wird. Statt Weisheit und Lebenserfahrung mit Respekt zu betrachten, begegnet man dem Alter viel zu oft mit Abwertung.
LEADERSNET: Welche Trends sehen Sie insgesamt?
Dr. Luise Berger: Im Moment entwickelt es sich eher in eine gute Richtung. Übertriebene Maßnahmen werden weniger nachgefragt. Menschen informieren sich besser, sie wissen, welche Inhaltsstoffe sinnvoll sind – und welche nicht. Auch in der plastischen Chirurgie geht der Trend zum Glück zurück zu natürlicheren Ergebnissen, kleineren Eingriffen, mehr Differenzierung.
LEADERSNET: Kommt der Mensch Luise ins Spiel, wenn die Grenze zwischen Selbstoptimierung und Schönheitswahn verwischt?
Dr. Luise Berger: Unbedingt! Ich sehe es als meine ärztliche und einfach menschliche Verantwortung, Nein zu sagen – auch wenn ich dann im ersten Moment als Spielverderberin dastehe. Wenn ein Wunsch zu extrem ist oder der Gesundheit schaden könnte, rate ich von Behandlungen oder Operationen ab.
LEADERSNET: Welche Rolle spielen Social Media und Instagram, damit Ihr Business erfolgreich ist?
Dr. Luise Berger: Social Media hilft, sichtbar zu machen, was ich tue – und vor allem auch aufzuklären. Ich spreche über aktuelle Trends, die ich kritisch sehe, und zeige Einblicke in meinen Alltag – sei es aus der Praxis, mit meiner Tochter oder meinem Hund. Mir ist wichtig, dass meine Follower nicht nur sehen, was ich tue – sondern auch, wer ich bin und wofür ich stehe. Nicht als glattgebügelte Fassade, sondern als echter Mensch mit Haltung, Verantwortung und Überzeugungen.
LEADERSNET: Wie ist Social Media in Ihre Marketing-Strategie eingebettet?
Dr. Luise Berger: Ich versuche zwei- bis dreimal pro Woche echte Einblicke zu geben – aus der Praxis, aus dem Alltag. Es geht mir um echte Menschen, echte Ergebnisse. Keine künstlichen Hypes, sondern echtes Vertrauen. Social Media ist für mich kein Verkaufskanal im klassischen Sinne. Ich möchte Wissen teilen, Aufklärung betreiben und Nähe schaffen – gerade in einem Bereich wie der ästhetischen Medizin, der so stark von Unsicherheiten und unrealistischen Erwartungen geprägt ist.
LEADERSNET: Wie leben Sie Empowerment?
Dr. Luise Berger: Ich möchte junge Frauen dazu ermutigen, an sich zu glauben – aber nicht im Sinne von „abwarten, was passiert“. Erfolg hat nichts mit Zufall zu tun. Es geht um Disziplin, um Unermüdlichkeit, um den Willen, dranzubleiben, auch wenn es schwer wird. Getreu dem Motto: There is no elevator to success – you have to take the stairs. Das versuche ich vorzuleben und weiterzugeben.
LEADERSNET: Was geben Sie Ihrer Tochter weiter?
Dr. Luise Berger: Ich glaube, ich habe ihr meine Werte vorgelebt: Disziplin, Mut, Loyalität, Unabhängigkeit, Wissen. Nichts davon habe ich ihr erklärt – ich habe es gelebt. Und ich sehe, wie selbstverständlich sie genau diese Werte heute selbst verkörpert. Sie trifft klare Entscheidungen, denkt unternehmerisch, steht für sich ein und geht ihren Weg mit Haltung. Ich bin so stolz auf sie.
LEADERSNET: Was lernen Sie von Ihrer Tochter?
Dr. Luise Berger: Unheimlich viel. Auch wenn Eleonora erst 18 ist, hat sie eine beeindruckende Klarheit und Entschlossenheit. Wir sind sehr unterschiedlich – in unseren Stärken, unseren Schwächen, in unserer Art, mit Menschen umzugehen. Ich bin oft zu großzügig, zu verständnisvoll, manchmal auch zu gutgläubig – und lasse mich dadurch leicht ausnutzen. Eleonora denkt schneller strategisch, ist klarer in ihren Grenzen und trifft Entscheidungen, wo ich vielleicht noch abwarte. Genau das fordert mich heraus – und hilft mir, mich weiterzuentwickeln. Wir gleichen uns nicht nur aus, wir wachsen aneinander.
LEADERSNET: Welchen Part trägt Ihre Tochter im Unternehmen und wie entwickeln Sie sich gemeinsam?
Dr. Luise Berger: Sie ist der strategische Kopf hinter DOC BERGER EFFECT. Seit dem 1. Juni 2025 ist sie Geschäftsführerin der Effect & Result GmbH. Ich hingegen bin für die medizinische Entwicklung unserer Produkte verantwortlich – von der Auswahl der Wirkstoffe bis hin zur optimalen Konzentration für maximale Wirksamkeit. Die Rollen sind klar verteilt, aber wir besprechen dennoch alle Bereiche gemeinsam und ergänzen uns großartig. Unser Ziel: den DOC BERGER EFFECT weltweit zu etablieren.
LEADERSNET: Was ist Ihre Vision?
Dr. Luise Berger: Wir möchten, dass Menschen sich in ihrer Haut wohlfühlen. Es geht nicht um Perfektion, sondern um ein gutes Gefühl mit sich selbst. So wie bewusste Menschen regelmäßig Sport treiben, um körperlich fit zu bleiben, sollten sie auch für ihre Haut das Beste tun. Wir geben oft enorme Summen für Extensions, Maniküre, Wimpernverlängerungen, Kleidung, Taschen oder Schuhe aus – Dinge, die wir jederzeit ersetzen können. Aber wir haben nur eine Haut. Und die verdient Pflege auf höchstem Niveau. Wenn wir uns in unserer Haut wohlfühlen, strahlen wir das aus. Wir sind stärker, mutiger und geduldiger – mit uns selbst und mit anderen.
Instagram: @docberger1
@doc.berger.effect
There is no elevator to success – you have to take the stairs.
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