Mehrere kleine Jobs - mehr Freiheit
Neuer Arbeitsmarkttrend: Über die Hälfte der Millennials betreibt Polyworking

| Redaktion 
| 25.05.2025

Millennials arbeiten nicht mehr nur in einem Job – sie leben "Polyworking": Mehr als die Hälfte der 26- bis 41-Jährigen geht mehreren beruflichen Tätigkeiten gleichzeitig nach. Besonders in Deutschland boomt der Trend. Möglich macht das eine digitalisierte Arbeitswelt – und gewünscht ist vor allem eines: mehr Autonomie und finanzielle Sicherheit. Experten sehen darin keine Modeerscheinung, sondern einen fundamentalen Wandel des Arbeitsbegriffs.

Multijobber statt Karriereleiter? Eine aktuelle internationale Umfrage zeigt: "Polyworking" – das gleichzeitige Ausüben mehrerer beruflicher Tätigkeiten – ist kein Randphänomen mehr, sondern auf dem besten Weg, den klassischen Arbeitsbegriff neu zu definieren. Besonders Millennials (26–41 Jahre) leben den Trend: Laut einer weltweiten Befragung der Plattform Academized.com aus dem März 2025 gehen 52 Prozent dieser Altersgruppe mindestens einer weiteren Beschäftigung nach – sei es im Nebenjob, auf freiberuflicher Basis oder im Rahmen projektbasierter Tätigkeiten.

In Deutschland ist das Phänomen besonders ausgeprägt: Hier sind es sogar 54 Prozent, die mehrere Einkommensquellen gleichzeitig nutzen – damit liegt Deutschland im europäischen Vergleich an der Spitze. Zum Vergleich: Im Vereinigten Königreich liegt die Quote bei 49 Prozent, in Frankreich bei 41 Prozent. Ein Drittel der befragten Millennials gibt an, drei oder mehr Tätigkeiten parallel auszuüben. Rund 36 Prozent der Mehrfachbeschäftigten erzielen mit ihren Nebenjobs über 10.000 Euro jährlich.

Der Reiz liegt in der Autonomie

Der Arbeitsmarkt sei im Umbruch, meint Sascha Stowasser, Direktor des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa): "Schon seit Jahren sprechen wir von einer Flexibilisierung der Arbeitswelt in Bezug auf Arbeitsort, Arbeitszeit, Arbeitsorganisation und Handlungsfreiräume. Polyworking fügt sich konsequent in diesen Wandel ein", so der Arbeitsforscher gegenüber BuzzFeed News Deutschland.

Gerade digitale Arbeitsmodelle, Remote Work und die Verbreitung von Plattformarbeit fördern diese Entwicklung. Dabei gehe es nicht nur um finanzielle Absicherung – auch der Wunsch nach Selbstverwirklichung und Sinnstiftung treibe viele Polyworker an. 40 Prozent der Befragten nennen finanzielle Sicherheit als Hauptmotiv, 28 Prozent sprechen von einer besseren Work-Life-Balance.

Nicht alle Zahlen erfassen das ganze Bild

Offizielle Statistiken bilden das neue Phänomen jedoch nur unzureichend ab: Während das Statistische Bundesamt den Anteil der Mehrfachbeschäftigten hierzulande bei lediglich fünf Prozent sieht, liegt das laut Academized bei mehr als dem Zehnfachen. Der Unterschied liegt in der Definition: Während amtliche Daten nur gemeldete Nebenjobs erfassen, zählt die Studie auch informelle, selbstständige oder hybride Tätigkeiten.

Stowasser erwartet, dass der Trend sich weiter verstärken wird: "Hinter Polyworking steckt vor allem der Wunsch nach finanzieller Sicherheit, Flexibilität und persönlicher Entwicklung", so der ifaa-Direktor. Die wirtschaftliche Unsicherheit und der Wertewandel am Arbeitsmarkt verstärkten die Dynamik – insbesondere unter Millennials und der Generation Z.

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