Vorsicht bei Kreditvergleichen: So bleibt der SCHUFA-Score unangetastet

| Redaktion 
| 12.05.2025

Wer sich über Kreditangebote informiert, möchte meist vor allem eins: den besten Zinssatz finden. Vergleichsportale machen es einfach, mehrere Angebote gegenüberzustellen – oft auf den ersten Blick kostenlos und unverbindlich. Doch hinter den Kulissen läuft nicht selten mehr ab, als viele erwarten. Der SCHUFA-Score, der maßgeblich über die Kreditwürdigkeit entscheidet, kann durch bestimmte Anfragen negativ beeinflusst werden. Vor allem bei mehreren Anfragen in kurzer Zeit droht eine Abwertung des Scores – selbst dann, wenn letztlich kein Kredit abgeschlossen wird. Umso wichtiger ist es, den Überblick zu behalten und bewusst mit dem Thema Kreditvergleich umzugehen.

Unterschiedliche Anfragen – unterschiedliche Wirkung

Kreditinstitute unterscheiden bei Anfragen grundsätzlich zwischen zwei Arten: der Konditionenanfrage und der Kreditanfrage. Während bei der Konditionenanfrage lediglich geprüft wird, zu welchen Konditionen ein Kredit vergeben werden könnte, stellt eine Kreditanfrage bereits den ersten Schritt zum Vertragsabschluss dar. Letztere wird in der SCHUFA vermerkt und wirkt sich auf den Score aus. Das Problem: Viele Verbraucher*innen erkennen den Unterschied nicht und verlassen sich darauf, dass eine unverbindliche Online-Anfrage folgenlos bleibt. Doch sobald eine Kreditanfrage gemeldet wird, kann das Auswirkungen haben – insbesondere, wenn mehrere Banken innerhalb kurzer Zeit angefragt werden.

SCHUFA-neutral vergleichen – worauf es ankommt

Eine SCHUFA-neutrale Kreditanfrage erlaubt es, Angebote einzuholen und Zinssätze zu vergleichen – ohne dass der eigene Score sofort beeinflusst wird. Das ist besonders wichtig bei mehreren Anfragen in kurzer Zeit. Vergleichsportale und Banken bieten diese Möglichkeit häufig unter der Bezeichnung „Konditionenanfrage“ an. Entscheidend ist, dass die Daten nicht als Kreditanfrage, sondern als „Anfrage Kreditkonditionen“ an die SCHUFA gemeldet werden. Im besten Fall wird diese Information gar nicht gespeichert oder spätestens nach zwölf Monaten gelöscht – ohne den Score zu belasten.

In der Praxis bedeutet das: Vor dem Absenden einer Anfrage sollte genau hingeschaut werden, wie der Anbieter die Bonitätsprüfung durchführt. Eine transparente Kennzeichnung oder eine explizite Auswahloption für eine SCHUFA-neutrale Anfrage ist ein gutes Zeichen. Falls unklar bleibt, welche Art von Anfrage durchgeführt wird, lohnt sich die Rückfrage beim Kundenservice oder ein Blick in die Datenschutzhinweise.

Vergleichsportale sorgfältig nutzen

Auch wenn die Auswahl an Portalen groß ist: Nicht jede Plattform arbeitet gleich transparent. Einige Anbieter holen bei einer einzigen Anfrage automatisch mehrere Angebote von Partnerbanken ein – dabei kann es im Hintergrund zu mehreren separaten SCHUFA-Meldungen kommen. Wer nicht genau hinsieht, riskiert ungewollte Spuren im eigenen Profil. Deshalb lohnt sich ein kritischer Blick in die Datenschutzinformationen und Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Dort steht in der Regel, wie mit persönlichen Daten umgegangen wird – und ob eine Konditionenanfrage oder eine echte Kreditanfrage gestellt wird.

Es empfiehlt sich, Vergleichsplattformen nicht als endgültigen Abschlusskanal zu sehen, sondern als Orientierung. Wer ein passendes Angebot gefunden hat, kann gezielt bei der betreffenden Bank anfragen und sich vorab bestätigen lassen, dass eine SCHUFA-neutrale Anfrage erfolgt. Einige Institute stellen solche Informationen auf Nachfrage sogar schriftlich aus – ein kleiner Aufwand, der sich lohnen kann.

Keine Panik bei Score-Schwankungen

Der SCHUFA-Score ist kein starres System. Er verändert sich laufend, abhängig von Zahlungsverhalten, Kontobewegungen, Verträgen und eben auch von Kreditanfragen. Eine einzelne Kreditanfrage muss nicht gleich drastische Folgen haben. Wer aber innerhalb kurzer Zeit mehrere Anfragen stellt, signalisiert möglicherweise eine akute Geldnot – was wiederum negativ gewertet werden kann. Wichtig ist also nicht nur, wie viele Angebote eingeholt werden, sondern auch, wie diese technisch hinterlegt sind. Eine transparente Kommunikation mit der Bank oder dem Portal kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden.

Auch andere Faktoren spielen eine Rolle: Zum Beispiel beeinflussen Zahlungsversäumnisse, häufige Adresswechsel oder eine große Anzahl laufender Verträge den Score ebenfalls. Wer seinen Score langfristig stabil halten möchte, sollte daher auch unabhängig vom Kreditvergleich auf ein geordnetes Zahlungsverhalten achten.

Direkt bei der Bank anfragen?

Ein Kreditvergleich direkt bei der Hausbank oder einer konkreten Onlinebank kann sinnvoll sein – sofern dort gezielt auf eine SCHUFA-neutrale Konditionenanfrage hingewiesen wird. Wer sich direkt an ein Institut wendet, hat oft bessere Möglichkeiten, das Vorgehen zu steuern und sich nach der Art der Anfrage zu erkundigen. Gleichzeitig zeigt sich, ob der Anbieter offen mit solchen Informationen umgeht. Wer sofort auf eine Kreditanfrage drängt, ohne Alternativen anzubieten, ist mit Vorsicht zu genießen.

Bei etablierten Banken oder Direktbanken lohnt sich auch ein Blick ins Preis- und Leistungsverzeichnis. Dort finden sich oft Hinweise zur Datenverarbeitung im Rahmen von Kreditanfragen. Der direkte Kontakt zur Bank ermöglicht es zudem, individuelle Rückfragen zu klären – etwa zur Laufzeit, zu Sondertilgungen oder zum Verwendungszweck. So entsteht ein vollständigeres Bild als bei standardisierten Vergleichsplattformen.

Was tun, wenn der Score sinkt?

Fällt bei einer Selbstauskunft auf, dass der SCHUFA-Score unerwartet gesunken ist, lohnt sich ein genauer Blick in die Historie. Anfragen, die nicht als Konditionenanfragen gekennzeichnet wurden, lassen sich dort erkennen. Eine Korrektur ist im Nachhinein nur schwer möglich – in der Regel bleibt ein negativer Eintrag für zwölf Monate sichtbar. Zwar wird er danach gelöscht, doch die kurzfristigen Auswirkungen können bei geplanten größeren Anschaffungen spürbar sein.

Die SCHUFA stellt einmal jährlich eine kostenlose Selbstauskunft zur Verfügung. Sie kann postalisch beantragt oder online heruntergeladen werden und bietet einen Überblick über gespeicherte Daten. Wer regelmäßig prüft, erkennt Auffälligkeiten frühzeitig und kann bei Bedarf reagieren – etwa, indem veraltete oder fehlerhafte Einträge gelöscht oder korrigiert werden. Wichtig: Eine aktive Kommunikation mit der SCHUFA ist möglich, aber mit Aufwand verbunden. Dokumentation und Nachweise sind dafür essenziell.

Vorsicht bei Kombi-Angeboten

Kreditkarten mit Ratenzahlung, Konsumfinanzierungen beim Online-Shopping oder „Kauf auf Rechnung“-Optionen sind praktisch – doch sie führen oft ebenfalls zu Einträgen bei der SCHUFA. Besonders dann, wenn eine automatische Bonitätsprüfung durchgeführt wird, ohne dass der genaue Zweck transparent gemacht wird. Wer also in einem kurzen Zeitraum mehrere solcher Dienste nutzt, sendet möglicherweise unbeabsichtigte Signale. Auch hier gilt: Weniger ist mehr. Gezielt und bewusst genutzte Finanzprodukte sind für den Score langfristig deutlich besser.

Zusätzlich sollte bedacht werden, dass auch Handyverträge, Leasingverträge oder neue Stromanbieter eine SCHUFA-Abfrage mit sich bringen können. Wer plant, demnächst einen größeren Kredit aufzunehmen – etwa für ein Auto oder eine Immobilie –, sollte in der Vorbereitungszeit möglichst keine zusätzlichen Vertragsabschlüsse tätigen, die den Score belasten könnten.

Rechtlicher Rahmen und Informationspflicht

Kreditinstitute unterliegen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten klaren rechtlichen Vorgaben. Grundlage ist vor allem die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Demnach müssen Banken und Vergleichsportale transparent darlegen, welche Daten zu welchem Zweck verarbeitet werden. Insbesondere bei automatisierten Entscheidungen – etwa durch Scoring – besteht eine Informationspflicht. Wer sich unsicher ist, kann Auskunft verlangen, welche SCHUFA-Daten konkret abgefragt oder übermittelt wurden.

Darüber hinaus gilt: Niemand ist verpflichtet, sofort einer SCHUFA-Abfrage zuzustimmen. Gerade bei Kreditanfragen darf die Zustimmung zur Bonitätsprüfung nicht zur Bedingung für ein Beratungsgespräch gemacht werden. Wer hier auf klare Kommunikation achtet, schützt nicht nur seinen Score, sondern wahrt auch seine datenschutzrechtlichen Ansprüche.

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