Kneipensterben in NRW
Gastronomen kämpfen gegen Bürokratie und wirtschaftlichen Druck

| Redaktion 
| 09.02.2025

Die Kneipenkultur in Nordrhein-Westfalen erlebt einen dramatischen Wandel. Aktuellen Daten zufolge ist die Anzahl der Kneipen im Bundesland zwischen 2006 und 2023 um nahezu 42 Prozent gesunken – von etwa 14.000 auf gut 8.000 Betriebe.

Ob als Stammlokal, Treffpunkt nach Feierabend oder Herzstück des Viertels – Kneipen sind mehr als nur Orte zum Trinken. Doch immer mehr dieser traditionellen Lokale schließen für immer ihre Türen.

Ursachen des Rückgangs

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) führt diesen Rückgang auf mehrere Faktoren zurück. Die Corona-Pandemie hat das bereits bestehende Kneipensterben beschleunigt. Thorsten Hellwig, Pressesprecher des Dehoga NRW, betont: "Die Rahmenbedingungen in der Gastronomie insgesamt waren in den letzten Jahren besonders herausfordernd. Die wirtschaftliche Lage war und ist angespannt." Auch nach der Pandemie blieben die Umsätze hinter den Erwartungen zurück, während gleichzeitig Fachkräfte fehlen und finanzielle Hilfen sowie Kredite zurückgezahlt werden müssen.

Zusätzlich belasteten der Ukraine-Krieg, steigende Betriebskosten und die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen die Branche erheblich. Hellwig hebt hervor, dass insbesondere die Bürokratie für kleinere Betriebe eine immense Herausforderung darstellt, da gleichzeitig Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit bewältigt werden müssen.

Verändertes Freizeitverhalten

Ein weiterer Aspekt ist das veränderte Freizeitverhalten der Menschen. Viele bevorzugen inzwischen den Besuch von Cafés gegenüber traditionellen Kneipen. Hellwig erläutert: "Rein getränkeorientierte Konzepte werden sicherlich in einer großen Nische gut existieren können, aber nicht mehr in der großen Zahl wie das zu klassischen 'Eckkneipen-Jahren' der Fall war."

Mögliche Lösungsansätze

Um dem Kneipensterben entgegenzuwirken, fordert der Dehoga eine Wiedereinführung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes auf Speisen, eine Wochen- statt einer Tageshöchstarbeitszeit, Bürokratieabbau, eine Begrenzung der Sozialversicherungsbeiträge sowie eine von der Mindestlohnkommission festgelegte Lohnuntergrenze und eine erleichterte Fachkräfteeinwanderung.

Wie der WDR berichtet, betonte die Kölner Interessengemeinschaft Gastronomie in einem Brandbrief an die Bundesregierung die gesellschaftliche Bedeutung von Kneipen: "Jeder Tresen und jeder Sitzplatz hat auch eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Kommunikation, Geselligkeit und unvergessene Abende. In aufgeheizten Zeiten wichtiger denn je."

Es bleibt abzuwarten, wie Politik und Gesellschaft auf diese Entwicklungen reagieren und ob es gelingt, die traditionelle Kneipenkultur in NRW zu bewahren.

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