Maklerprosa: Was „Schnellverkauf“ und „Liebhaberobjekt“ wirklich bedeuten

| Redaktion 
| 11.10.2023

In Immobilienanzeigen dominiert meist eine gnadenlos beschönigende Sprache. Doch hinter so manch blumigen Begriff verstecken sich Mängel und Defizite.

Makler wollen bekanntlich Immobilien verkaufen. Diese bestmöglich anzupreisen gehört zum Business dazu. Daher greifen sie in Anzeigen, aber auch beim Gespräch gerne zu euphemistischen, oft uneindeutigen Begriffen. Mitunter geht dieser Maklersprech gar in eine prosaische Richtung, gespickt mit verklausulierten Begriffen. Bei den folgenden Formulierungen lohnt es sich jedenfalls, genauer hinzusehen und die Sache zu hinterfragen:

  • Schnellverkauf: Dieser verheißt in der Regel nichts Gutes, sondern steht eher für eine Immobilie, die schon so lange auf dem Markt ist, dass sie der Makler jetzt so rasch wie möglich loswerden will.
  • Liebhaberobjekt: Das ist aller Wahrscheinlichkeit nach eine sehr schwer vermittelbare Immobilie, in die viel Arbeit reingesteckt werden muss.
  • Bastlerhit: Oft abrissreife Immobilien. Wie beim Liebhaberobjekt ist Vorsicht geboten. Wenn Sie nicht der "Heimwerkerkönig" sind, Finger weg.
  • Familienfreundliches Wohnen: Damit sind Familien mit eher kleinen Kindern gemeint. Denn in der Nähe befinden sich sehr wahrscheinlich ein Kindergarten, Schule, ein Spielplatz oder gar ein Freibad. Wer Kindergeschrei, Ballspiele und Tretroller eher weniger mag, sollte dort nicht hinziehen.
  • Wenige Autominuten von der Stadt entfernt: Bei dieser Immobilie ist man höchstwahrscheinlich auf ein Auto angewiesen. Also gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel in der Nähe.
  • Verkehrsgünstige Lage: Auch das muss nichts Gutes heißen. Blechlawinen, Abgase und Verkehrslärm sind die Schattenseiten der „Verkehrsgünstigkeit“.
  • Aufstrebendes Viertel: Wer sagt, dass sich der Stadtteil auch wirklich in ein Szeneviertel verwandelt? Und falle es so sein wird, dann wird es dort eine Menge Baulärm geben.
  • Quirliges Viertel: Das klingt nach Clubs, Bars und Kneipen. Zum Nächte um die Ohren hauen prima, zum Wohnen eher nur, wenn man selber dauernd auf der Piste ist.
  • Unverbaute Lage: Unverbaut ist gut, unverbaubar wäre besser
  • Gut erhalten: Was gut erhalten ist, wurde schon lange nicht mehr revitalisiert. Der Innenraum versprüht möglicherweise das Flair vergangener Jahrzehnte.
  • Teilsaniert: In diesem Objekt muss noch einiges renoviert werden und zwar von der Person, die einzieht.
  • Architektenwohnung: Kling erstmal nicht schlecht, doch dabei handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein kompliziert verwinkeltes und unpraktisch geschnittenes Objekt das sich spätestens beim Einrichten als wenig alltagstauglich herausstellt.

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