"Divers aufgestellte Teams sind schlichtweg erfolgreicher"

Ein exklusives Netzwerk und Austausch auf Augenhöhe – das möchte Mission Female bieten. Im Interview mit LEADERSNET verrät Gründerin Frederike Probert, was Firmen tun müssen, um Frauen zu fördern und wie sie selbst ihr eigenes Unternehmen weiterentwickelt.

Ein exklusives Netzwerk und Austausch auf Augenhöhe – das möchte Mission Female bieten. Im Interview mit leadersnet verrät Gründerin Frederike Probert, was Firmen tun müssen, um Frauen zu fördern und wie sie selbst ihr eigenes Unternehmen weiterentwickelt.

LEADERSNET: Frau Probert, Sie haben Mission Female 2018 gegründet – in einer Zeit, in der Female Empowerment noch nicht im Mainstream angekommen war. Wie kam’s dazu?

Frederike Probert: Anfang 2019 sind wir mit 25 Frauen gestartet, alle auf Top-Level: Frauen aus Aufsichtsräten, sehr bekannte Vorständinnen, C-Level. Wir haben aber sehr schnell gemerkt, dass es wenig bringt, wenn wir unter uns bleiben. Wir haben daher das Netzwerk sehr schnell geöffnet, auch für Frauen des mittleren Managements, die immer wieder an die gläserne Decke stoßen. Mittlerweile vergeben wir kostenlose Wild Cards an Young Potentials, deren Karrieren wir beschleunigen wollen, und sind so auf einen Kreis von aktuell 150 Frauen angewachsen. Dazu kommen rund 200 Veranstaltungen im Jahr, die für alle zugänglich sind. Teilweise auch kostenfrei.

LEADERSNET: Wie stark sind Sie mit der Marke Mission Female verbunden?

Frederike Probert: Sehr stark. Ich habe Mission Female gegründet, bin der Kopf und stehe für unsere Mission und das Unternehmen. Man sieht mich aber eher selten im Rampenlicht, denn ich gebe ganz bewusst anderen Frauen aus unserem Netzwerk die Bühne, um ihre Sichtbarkeit zu stärken. Und das am liebsten nicht alleine, sondern gemeinsam mit Medienkooperationen und Konferenzpartner:innen. Übrigens führe ich oft Gespräche, bei denen mir gesagt wird, dass man keine Frauen finde, die auf Bühnen und Panels wollen. Da kann ich nur sagen: Ihr seid zu spät mit der Ansprache, habt keine ehrliche Willkommenskultur und vermittelt nicht, dass ihr Frauen wirklich auf der Bühne haben wollt. Wir positionieren mit Mission Female natürlich ganz bewusst Frauen auf Bühnen, aber mir ist es wichtig, dass sie aufgrund ihrer Fachexpertise gefordert sind ­– und nicht nur, weil sie Frauen sind.

LEADERSNET: Viele Veranstalter:innen klagen, dass es derzeit schwer sei, Sponsorships abzuschließen. Sie haben dagegen starke Partner an Ihrer Seite. Warum?

Frederike Probert: Weil mir Partnerschaften am Herzen liegen, die von Langfristigkeit und Vertrauen geprägt sind. Immer auf Augenhöhe. Das ist die Basis von allem. Nicht nur bei uns im Netzwerk, sondern auch bei den Partnern, die das, was wir mit Mission Female organisieren, letztendlich auch gegenfinanzieren. Plus: Ich weiß, welche Unternehmen wirklich für Diversität stehen, es ist keine Masche, in die Budget investiert wird, um sich in der Außenwirkung reinzuwaschen. Wenn es ehrliches Engagement ist, funktioniert es auch.

LEADERSNET: Was braucht es, damit Unternehmen Female Empowerment wirklich leben?

Frederike Probert:
1)     Es muss Top-down getrieben sein. Wenn das Management, die Geschäftsführung und das C-Level nicht wirklich an Bord sind und die Gleichstellung von Frauen als reine Marketing-Maßnahme betrachten, wird es nicht funktionieren. Punkt.

2)     Es braucht eine klare Strategie: Führungskräfte müssen gemeinsam mit dem Team einen sehr guten Plan entwickeln, wie man Positionen besetzt, damit auf den Entscheidungsebenen gleichberechtig agiert werden kann.

3)     Machen. Nicht nur über die Notwendigkeit von Diversität, Inklusion und Gleichberechtigung sprechen, sondern in den Modus Operandi kommen. Es gibt wirklich keinen Grund, jetzt nicht zu handeln. Ganz im Gegenteil: Divers aufgestellte Teams sind schlichtweg erfolgreicher.

LEADERSNET: Gretchenfrage: Quote – ja oder nein?

Frederike Probert: Ja! Wobei ich bei dem Thema umgeschwenkt bin. Früher, als ich noch angestellte Führungskraft war, wollte ich die Quote nicht, habe aber schnell gesehen, dass es ohne quantitative Ziele und Sanktionierungen von Unternehmen, die Frauen nicht in Führungspositionen helfen, viel zu langsam vorangeht. Heute sage ich: Ja, wir brauchen die Quote, wir brauchen diesen Beschleuniger, damit Frauen die gleichberechtigte Chance haben, sich wie Männer zu beweisen.

LEADERSNET: Wie kam es überhaupt zu der Gründung?

Frederike Probert: Ich war 25 Jahre lang in der Digitalwirtschaft im Technologie-Bereich tätig und dort fast immer und überall die einzige Frau – zumindest in Deutschland. Obwohl ich aktiv versucht habe, in dieser männerdominierten Branche Frauen zu stärken, zu unterstützen und einzustellen, war ich oft allein auf weiter Flur. Während einer Auszeit, in der ich ein Jahr lang mit einem Camper auf den Straßen Europas unterwegs war, hatte ich genug Möglichkeiten, darüber nachzudenken, wie ich diese Situation ändern kann. Und vor allem: wie ich meine Passion, mein Wissen und mein Kapital in das Thema Gleichberechtigung investieren und skalieren kann. Nach meiner Rückkehr bin ich aus dem Camper gestiegen und ohne Umwege direkt zum Notar, um Mission Female zu gründen. Und dann ging’s los!  

LEADERSNET: Hätten Sie ohne Ihre Auszeit im Camper die Muße gehabt, Mission Female zu gründen?

Frederike Probert: Nein. Ich habe die Auszeit gebraucht, um mich neu aufzustellen. Ich war fast 25 Jahre in meiner Branche sehr erfolgreich, aber auch immer sehr beschäftigt. In der typischen Alltagsfalle: Unzählige Meetings, Absprachen, internationale Geschäftsreisen, Konferenzen, ich war quasi permanent unterwegs. Immer mit dem Gefühl, ich muss etwas ändern, wo sind hier die Frauen. Aber bitte wann habe ich die Zeit dazu? Ich war nach der Veräußerung meines Tech-Unternehmens an einem Punkt angekommen, an dem mir klar wurde, dass ich das, was ich die vergangenen 25 Jahre gemacht habe, so schlichtweg nicht mehr machen möchte. Was allerdings die Alternative ist und wie ich vor allem meine Herzensthemen im unternehmerischen Kontext weiter vorantreiben kann, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht klar. Dafür brauchte ich schlichtweg Zeit und dafür musste ich einmal den Stecker ziehen, reflektieren und dann neue Ziele formulieren. Die Botschaft Female Empowerment allein reicht ja nicht, ich wollte und musste einen konkreten Plan für ein Unternehmen entwickeln.

LEADERSNET: Sie legen betont Wert darauf, dass Frauen und Männer Seite an Seite gehen…

Frederike Probert: Auf jeden Fall. Männer, die unsere Mission verstanden haben, binden wir eng an uns – und in unsere Programme und unsere Veranstaltungen ein. Auch sie sollen sichtbar werden. Ganz neu bei uns: das Programm Male Allyship, bei dem wir bewusst aktiv Männer bei unseren Netzwerkaktivitäten involvieren, um unsere Ziele noch schneller zu erreichen.   

LEADERSNET: Vor fünf Jahren haben Sie Mission Female gegründet, wo stehen Sie in fünf Jahren?

Frederike Probert: Wir als Netzwerk werden nicht weiter über 150 Frauen wachsen, weil wir sehr persönlich, verbindlich und vertraulich miteinander arbeiten. Das geht nur bis zu einer Maximalgrenze, die wir bereits erreicht haben, um den Charakter unseres Netzwerks zu wahren. Wir möchten aber nun die nächsten Jahre darauf investieren, alles was wir im Mission Female Netzwerk haben – Expertise, Wissen, Erfahrungen, aber auch Macht und Einfluss – an alle da draußen weiterzugeben und verfügbar zu machen. Unter anderem in Form von kostenfreien Veranstaltungen mit topaktuellen DE&I Themen. Grundsätzlich sehe ich ein riesen Potenzial, das Mission Female Programm in den nächsten Jahren deutlich weiter auszubauen. Das, was wir zu sagen haben, ist so wichtig, dass es alle da draußen erfahren müssen.

Was wir auch in Betracht ziehen: Mission Female auf Männer zu skalieren. Immer mehr Männer treten an uns heran und fragen, warum es eigentlich kein so tolles Netzwerk für Männer gibt. Für sie bestehen zwar schon Möglichkeiten, aber sie finden sich dort schlichtweg nicht wieder. Ich finde den Ansatz Mission FeMale daher umso spannender.

Infobox

„Erfolgreich statt perfekt: Wie Frauen wirklich Karriere machen“ heißt das aktuelle Buch von Frederike Probert (FinanzBuch Verlag, 22 Euro)

Die Mitgliedschaft von Mission Female kostet 5.000 Euro netto und kann privat oder über das Unternehmen finanziert werden. Unternehmen können bis zu drei Memberships abschließen. Aktuell sind nur noch wenige Plätze im Mission Female Netzwerk verfügbar.

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Die Mitgliedschaft von Mission Female kostet 5.000 Euro netto und kann privat oder über das Unternehmen finanziert werden. Unternehmen können bis zu drei Memberships abschließen. Aktuell sind nur noch wenige Plätze im Mission Female Netzwerk verfügbar.

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