Heiße Luft: Wenn Manager zuviel schwafeln, schaden sie dem Unternehmen

Studie aus Deutschland zeigt: Redet eine Top-Führungskraft gegenüber Profi-Investoren um den heißen Brei, sinkt danach der Börsenwert des Unternehmens.

Telefonkonferenzen, in denen das Management Finanzkennzahlen seines Unternehmens mit Analyst:innen, Investor:innen und Medien disutiert, gehören zum täglich Brot von börsennotierten Firmen. Dennoch sind solche Frage-Antwort-Runden mehr als nur eine lästige Routine, denn das Verhalten von Führungskräften in diesen Calls hat hat unmittelbare Folgen für den Unternehmenswert.

Das geht aus der aktuellen Studie "Let Me Get Back to You" — A Machine Learning Approach to Measuring NonAnswers" des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hervor. Wenn die Manager:innen etwa Fragen ausweichen oder verschwurbelte Antworten geben, sinkt kurz darauf der Aktienkurs des Unternehmens. Außerdem müssen Investor:innen gestiegene Versicherungsprämien zahlen, um sich gegen einen weiteren Kursverfall abzusichern. Denn die Nicht-Antworten der Unternehmenslenker:innen deuten professionelle Marktbeobachter:innen als Unsicherheit. Das damit verbundene Risiko bewerten sie negativ. Der Ruf des Unternehmens leidet.

Immer wieder diesselben Sprachmuster

Die Analyse basiert auf rund 1,2 Millionen Antworten, die Manager:innen von Unternehmen aus dem US-Aktienindex S&P 500 in den Jahren 2002 bis 2019 gegenüber Analyst:innen gaben. IWH-Finanzmarktforscher Fabian Wöbbeking und seine beiden Co-Autoren Andreas Barth und Sasan Mansouri hatten zuvor ein Computerprogramm mittels maschinellem Lernen trainiert. Der Algorithmus war schließlich in der Lage, zu entscheiden, ob eine Frage beantwortet wurde oder nicht – unabhängig vom subjektiven Urteil eines Menschen.

Wie die Forscher feststellten, genügen Kombinationen aus drei Worten, um eine Nicht-Antwort zu entlarven. Sie stießen immer wieder auf dieselben Sprachmuster für Antwortverweigerungen wie "weiß ich nicht", Floskeln wie "eine interessante Frage" und Ausflüchte wie "Information später nachreichen".

Barsche Fragen führen zu ausweichenden Antworten

Manager:innen antworten gerade dann ausweichend, wenn sie mit barschen Fragen konfrontiert werden oder wenn sie sich zur künftigen Unternehmensentwicklung äußern sollen, die zwangsläufig mit Unklarheiten behaftet ist. Unabhängig von Art und Grund haben Nicht-Antworten negative wirtschaftliche Folgen. Diese konnten die Wissenschaftler identifizieren, indem sie klar und unklar kommunizierende Unternehmen miteinander verglichen. Unter sonst gleichen Bedingungen schnitt der Aktienkurse der letztgenannten deutlich schlechter ab.

IWH-Forscher Wöbbeking kommt zu dem Schluss: "Schwafeln bringt den Unternehmen nichts." Führungskräfte, die Antworten vorenthielten, schadeten ihrem eigenen Unternehmen und behinderten darüber hinaus das Marktgeschehen. "Ein transparenter Markt ist wünschenswert, weil er zu einer effizienten Preisfindung führt", sagt Wöbbeking. "Alles, was man tun kann, um den Markt etwas transparenter zu machen, ist sinnvoll, zum Beispiel indem sich Führungskräfte präzise ausdrücken."

www.iwh-halle.de

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