Start-ups werden von Männern dominiert

Studie zeigt Ausmaß der Geschlechter-Ungleichheit in jungen Unternehmen.

Frauen sind in deutschen und französischen Start-ups deutlich unterrepräsentiert, vor allem im Technologiebereich. Dies gilt sowohl für Gründerinnen als auch für Mitarbeiterinnen, wie eine Studie der Technischen Universität München (TUM) in Zusammenarbeit mit der Roland Berger Stiftung für europäische Unternehmensführung zeigt. Wurden die Unternehmen von weiblichen Teams gegründet, ist der Frauenanteil der Belegschaft fast doppelt so groß wie bei Gründungen von Männerteams. Zudem werden von Männern gegründete Start-ups weit höher bewertet.

Geschlechtergleichstellung gewinnt an Bedeutung

Wie in etablierten Unternehmen gewinnt das Thema Geschlechtergleichstellung in Start-ups immer weiter an Bedeutung. Anders als in Konzernen ist der dortige Grad an Diversität aber wenig im Detail untersucht. Ein Forschungsteam der TUM hat deshalb – unterstützt von der Roland Berger Stiftung für europäische Unternehmensführung – rund 700 deutsche und rund 1.000 französische Start-ups analysiert.

Die Analyse zeigt, dass lediglich rund drei Prozent der untersuchten deutschen und vier Prozent der französischen Start-ups von weiblichen Teams oder einzelnen Frauen gegründet wurden. Rund 83 beziehungsweise 84 Prozent der Unternehmen hatten Männer gegründet, 14 beziehungsweise zwölf Prozent wurden von gemischten Teams gestartet. Auch bei den Beschäftigten der Start-ups beider Länder ist der Männeranteil mit mehr als 60 Prozent deutlich größer. Dabei fällt auf, dass in den Unternehmen, die von weiblichen Teams ins Leben gerufen wurden, der Frauenanteil 62 Prozent beträgt, während er in Start-ups, die von Männerteams gegründet wurden, bei nur 35 Prozent liegt.

Vor allem im Tech-Bereich sind Frauen unterrepräsentiert

Das Forschungsteam wertete auch aus, wie sich der Geschlechteranteil nach Branchen unterscheidet. Vergleichsweise hoch liegt der Gründerinnenanteil in Deutschland im Bereich Partnersuche (50 Prozent) und in der Modebranche (29 Prozent). Kaum Gründerinnen gibt es beispielsweise bei Robotik und Immobilien (je 3 Prozent). In Frankreich ist das Bild ähnlich. Hier sind Gründerinnen am stärksten in der Wellness- und Schönheitsbranche (25 Prozent) vertreten, aber selten in Märkten wie etwa Fintech (5 Prozent).

Auch die Analyse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigt, dass Frauen in Technologie-Branchen besonders unterrepräsentiert sind. Zu den untersuchten Sektoren mit den niedrigsten Frauenanteilen gehört in Deutschland die Computerspiel-Wirtschaft (19 Prozent), in Frankreich die Halbleiter-Industrie (17 Prozent).

Keine Gründerinnen bei Quantentechnologien

Die Studie unterscheidet nicht nur nach produktbezogenen Branchen, sondern zeigt auch die Geschlechterverteilung je nachdem welche Technologien in den Start-ups zum Einsatz kommen. Am häufigsten gründeten Frauen in Deutschland Start-ups, die Virtual Reality nutzen (20 Prozent). Start-ups, die Technologien für das Internet der Dinge entwickeln, wurden nur sehr selten von Frauen (3 Prozent) gegründet. Gar keine Gründerinnen fanden sich bei Quantentechnologien, so auch in Frankreich. Dort ist der Gründerinnenanteil in Start-ups mit Nanotechnologie am größten (14 Prozent).

Ungleichheit prägt auch die Bewertung durch Investorinnen und Investoren in beiden Ländern: Während deutsche Start-ups mit männlichen Gründerteams im Median mit 21 Millionen US-Dollar bewertet werden, rangieren Start-ups mit weiblichen Gründungsteams nur bei rund sechs Millionen US-Dollar. In Frankreich werden von Männern gegründete Start-ups im Median mit 14 Millionen US-Dollar bewertet, bei Gründerinnen sind es vier Millionen.

Diese Maßnahmen sollen helfen

"Frauen sind in der Start-up-Szene sowohl als Gründerinnen als auch als Mitarbeiterinnen deutlich unterrepräsentiert - quer durch alle Branchen, Technologien und Erlösmodelle", sagt die Studienleiterin Theresa Treffers vom Lehrstuhl für Strategie und Organisation der TUM. "Wir kennen aus sozialpsychologischen Studien die Ursachen für die mangelnde Geschlechtervielfalt. Männer sind in der Wahrnehmung von Kapitalgebern eher für die Unternehmerrolle geeignet. Außerdem gibt es zu wenig weibliche Studierende in MINT-Fächern, die als Gründerinnen und Beschäftigte zumeist infrage kommen. Der Frauenanteil liegt in MINT-Studienfächern nur bei rund 30 Prozent."

Um die Start-up-Szene vielfältiger und inklusiver zu gestalten, empfiehlt die Studie verschiedene Maßnahmen. "Das Wichtigste ist, gegen geschlechtsspezifische Vorurteile und Stereotype vorzugehen, etwa durch die frühzeitige Förderung weiblicher Vorbilder", erläutert Felicitas Schneider, Mitglied des Management Board der Roland Berger Stiftung für europäische Unternehmensführung. "Gründerinnen müssen gezielt unterstützt werden, denn Frauen stellen mehr Frauen ein." Verbesserungsbedarf sieht die Studie auch bei den Gründungs- und Investitionsprozessen, etwa durch geschlechtsneutrale Start-up-Programme sowie einen höheren Frauenanteil in Führungspositionen von Risikokapitalgebern.

www.rolandberger.com

www.tum.de

Über die Studie

Ein Forschungsteam der Technischen Universität München und die Roland Berger Stiftung für europäische Unternehmensführung haben für die Studie "Gender diversity in German and French Start-ups" rund 700 deutsche und rund 1.000 französische Start-ups analysiert.

Um eine möglichst große Vergleichbarkeit zu gewährleisten, konzentrierten sich die Wissenschaftler:innen auf Unternehmen, die zwischen 2012 und 2016 Venture-Capital-Finanzierungen erhalten hatten. Sie nutzten dabei Informationen aus der Datenbank Dealroom und Angaben von rund 80.000 Mitarbeiter:innen der Start-ups, die diese auf der Karriereplattform LinkedIn veröffentlicht hatten.

Die vollständige Studie können Sie HIER herunterladen.

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Über die Studie

Ein Forschungsteam der Technischen Universität München und die Roland Berger Stiftung für europäische Unternehmensführung haben für die Studie "Gender diversity in German and French Start-ups" rund 700 deutsche und rund 1.000 französische Start-ups analysiert.

Um eine möglichst große Vergleichbarkeit zu gewährleisten, konzentrierten sich die Wissenschaftler:innen auf Unternehmen, die zwischen 2012 und 2016 Venture-Capital-Finanzierungen erhalten hatten. Sie nutzten dabei Informationen aus der Datenbank Dealroom und Angaben von rund 80.000 Mitarbeiter:innen der Start-ups, die diese auf der Karriereplattform LinkedIn veröffentlicht hatten.

Die vollständige Studie können Sie HIER herunterladen.

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