"Zoom" tüftelt an Software zu emotionaler Überwachung

KI soll Gemütszustand der Konferenzteilnehmer in Echtzeit erheben – Bürgerrechtsorganisationen protestieren.

Der Videokonferenzdienst "Zoom" entwickelt Medienberichten zufolge gerade ein KI-Programm (Künstliche Intelligenz), das Emotionen der Konferenzteilnehmer in Echtzeit analysiert. Hierfür vermisst das Tool bestimmte Punkte in den Gesichtern der Konferenzteilnehmer und schließt daraus auf einen bestimmten Gemütszustand. Josh Dulberger, Produktchef bei Zoom erklärte dem Onlinemagazin Protocol, dass die Anwendung Vertriebsmitarbeitern die Möglichkeit geben soll, die Zufriedenheit der Kunden zu messen.

Erst kürzlich hat "Zoom" eine Gestenerkennung eingeführt, die zum Beispiel einen nach oben gerichteten Daumen oder erhobene Hände erkennt. Dadurch kann etwa die Zustimmung eines Teilnehmers schnell erhoben werden. Ebenfalls im Programm hat "Zoom" bereits eine automatische Audiotranskriptionssoftware für Cloud-Aufzeichnungen.

Überholte Pseudowissenschaft

Unter Bürgerrechtlern regt sich Widerstand. 27 einschlägige Organisationen haben einen offenen Brief an "Zoom"-Gründer Eric Yuan gerichtet. Darin fordern sie ihn auf die Forschung dazu einzustellen, da diese auf Pseudowissenschaft basiere.

Die Werkzeuge arbeiten nämlich auf der Annahme, dass alle Menschen dieselben Gesichtsausdrücke hätten (basierend auf den teils überholten, stereotypen Modellen von Paul Ekman aus den 60er Jahren). Diese würden Menschen mit Behinderung und Menschen afrikanischer und asiatischer Herkunft diskriminieren.

Chinesische Zustände?

Generell ist Emotion-Tracking wie das gesamte Feld der automatischen Gesichtserkennung eine äußerst heikle Angelegenheit – was zahlreiche Techkonzerne jedoch nicht davon abbringt derlei Instrumente zu verkaufen. Intel etwa hat eine Software entwickelt, die Gesichter von Schülern analysiert. Das Start-up Affectiva verkauft eine Software zur Analyse des Gemütszustandes von Autofahrern. Doch ob des öffentlichen Drucks rücken auch immer wieder Unternehmen von entsprechenden Praktiken ab. So auch die Firma Hirevue, die 2021 bekanntgab, ihre Gesichtserkennung abzuschalten. Die Software wird von Unternehmen in Bewerbungsgesprächen eingesetzt.

www.zoom.us

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