Außer auf Weihnachten wird hierzulande vermutlich auf keinen Anlass so umfangreich eingestimmt wie aufs Oktoberfest: Seit Wochen haben Trachtenspezialisten wie CocoVero, Talbot Runhof, Ludwig Beck oder Angermaier letzte Outfit-Inspiration im feierlichen Rahmen geliefert, während uns Limberry-Gründerin Sibilla Kawala gerade erst mehr zum Aufstieg ihres Unternehmens erzählt hat.
Auch an Heidi Klum oder dem Startup-Festival Bits & Pretzels geht das größte Volksfest der Welt nicht spurlos vorbei, das eigentlich auf eine königliche Hochzeit zurückgeht: Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese feierten im fernen Jahre 1810 ihre Vermählung mit einem Pferderennen vor den Toren Münchens.
Was als festliches Spektakel für die Bürger gedacht war, wuchs über zwei Jahrhunderte zu einem Ereignis von weltweiter Strahlkraft: Aus dem einstigen Wettkampf auf der Theresienwiese entstand das heutige Kultereignis, das jährlich Neugierige von allen Kontinenten anzieht.

Dieses Gemälde von Heinrich Adam aus dem Jahre 1823 zeigt ein Pferderennen bei einem frühen Oktoberfest (Bild: Public Domain)
Aus den Anfangstagen geblieben sind die Bierzelte, die Blasmusik und der Duft zünftiger Schmankerl – hinzugekommen sind spektakuläre Fahrgeschäfte, globale Medienpräsenz und ein internationales Publikum, das laut der Stadt München besonders häufig aus den USA, Italien, England und Österreich kommt.
Millionen strömen nach München
Das nun anstehende Oktoberfest ist das 190. seiner Art und findet zwischen Samstag, 20. September und Sonntag, 05. Oktober 2025 auf der erprobten Theresienwiese statt. Erwartet werden wie in den Vorjahren bis zu sieben Millionen Gäste.
Insgesamt sind 468 Betriebe zugelassen, darunter 14 große und 21 kleinere Festzelte sowie etliche Schausteller und Marktkaufleute. Neben der Schottenhamel-Festhalle als Schauplatz des obligatorischen "O’zapft is!"-Anstichs sind Publikumsmagneten wie die Festzelte von Hacker, Augustiner, Paulaner, Hofbräu oder auch Löwenbräu natürlich erneut vertreten, während die Käfer Wiesn-Schänke einmal mehr exklusive Promi-Sichtungen verspricht.
Wer geschichtsträchtige Geselligkeit mag, wird sich auf der Oide Wiesn mutmaßlich wohlfühlen: Der historische Bereich des Oktoberfests will den Charme vergangener Zeiten bewahren und rückt Tradition, Handwerk und bayerische Kultur in den Vordergrund.
Die Oide Wiesn vermittelt bewusst ein authentisches Volksfestgefühl, das generationsübergreifend begeistern will – nostalgisch stimmende Fahrgeschäfte selbstverständlich inklusive.
Für einen möglichst reibungslosen Ablauf auf dem gesamten Oktoberfest werden tausende engagierte Mitarbeiter aus Gastronomie, Service und Technik sorgen. Hinzu kommen zahlreiche Polizeikräfte, Rettungs- und Ordnungsdienste, die die Umsetzung des Sicherheitskonzepts (Glasflaschen- und Gepäckverbot sowie umfassende Kontrollen) gewährleisten sollen.
Das Bier und sein Preis
Herzstück des Oktoberfests ist und bleibt das Bier. Seit jeher darf auf der Wiesn nur Festbier serviert werden, das eigens gebraut und nach dem Reinheitsgebot hergestellt wird. Ausschankberechtigt sind ausschließlich die sechs großen Münchner Brauereien, namentlich Augustiner, Hacker-Pschorr, Hofbräu, Löwenbräu, Paulaner und Spaten.
Jede bringt ihr eigenes Festbier mit, das üblicherweise stärker eingebraut wird als die alltäglichen Sorten, rund sechs Volumenprozent Alkohol enthält und durch einen besonders malzbetonten Charakter gekennzeichnet ist. Die Maßkrüge, in denen es genossen wird, sind längst zum globalen Symbol der Wiesn geworden.
Tradition hat auf dem Oktoberfest allerdings auch ein steigender Bierpreis: Für eine Maß Bier werden in diesem Jahr zwischen 14,50 Euro und 15,80 Euro fällig, was einem durchschnittlichen Plus von 3,52 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Am teuersten kommt Gäste die Weißbier-Maß in Kufflers Weinzelt zu stehen, die sogar mit 17,80 Euro zu Buche schlagen wird. Eine konkrete Übersicht, welches Zelt wieviel Geld für seinen Gerstensaft verlangt, gibt es auf der offiziellen Homepage.
Trachten und Attraktionen
Wie eingangs angedeutet ist das Oktoberfest idealerweise kein Anlass, den man in T-Shirt und Jeans besucht: Urtypische Trachtenmode wird auf der Theresienwiese sowohl von einheimischen Wiesn-Besuchern als auch internationalen Gästen mit Vergnügen angelegt.
Männer hüllen sich stilecht zum Beispiel in Lederhosen mit Hemd, Hosenträgern und Haferlschuhen, während Frauen auf Dirndl in allen Variationen setzen; von klassisch bis modern interpretiert. Hüte, Schürzen und andere Accessoires ergänzen das bayerische Erscheinungsbild, das die Atmosphäre des Festes wesentlich mitbestimmt.
Daneben tragen auch Fahrgeschäfte und Attraktionen entscheidend zum Festcharakter bei. Klassiker wie das Riesenrad, Achterbahnen und andere Karussells werden in diesem Jahr durch mehrere neue Angebote ergänzt: Der Sky Lift ermöglicht einen spektakulären Wiesn-Überblick aus 71 Metern Höhe, während die 20 drehbaren Gondeln des Happy Sailor maritim inspirierten Fahrspaß versprechen.
Für die jüngeren Besucher bietet "Die Montgolfiere", ein Hochkarussell im Heißluftballon-Design, sanfte Auf- und Abbewegungen in bis zu 8,5 Metern Höhe. Auf der Oidn Wiesn wiederum kehrt mit der historischen Geisterhöhle von 1965 echte Old-School-Gruselunterhaltung zurück, die ganzen Familien unterhaltsame Schreckensmomente bescheren dürfte.
Die Wiesn als Wirtschaftsmotor
Bei allem Vergnügen: Am Ende des Tages ist das Oktoberfest auch ein wirtschaftliches Großereignis. Bereits im Juli hat die Stadt München informiert, dass sie in diesem Jahr einen Wirtschaftswert von 1,57 Milliarden Euro erwartet. Die Rechnung dahinter setzt sich aus hier 6,7 Millionen prognostizierten Gästen zusammen, die im Schnitt etwa 90 Euro auf dem Festgelände lassen und so auf Gesamtausgaben von gut 634 Millionen Euro kommen.
Hinzu gesellen sich 338 Millionen Euro durch Einkäufe und Dienstleistungen wie Stadtführungen, Taxifahrten oder öffentliche Verkehrsmittel, auf die vor allem auswärtige Gäste zurückgreifen. Passend dazu sollen laut der Stadt München außerdem rund 599 Millionen Euro durch Übernachtungen und Gastronomiebesuche obendrauf kommen.
Unter diesen Umständen verwundert es kaum, dass seit mittlerweile 40 Jahren nicht mehr auf klassischem Wege für das Oktoberfest geworben wird – die Veranstaltung ist das Paradebeispiel eines Selbstläufers, dem ein Ruf als einmaliges Erlebnis auf der ganzen Welt vorauseilt.
- Das 190. Oktoberfest wird am Samstag, 20. September um 12 Uhr mittags in der Festhalle Schottenhamel mit dem traditionellen Fassanstich durch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter offiziell eröffnet und anschließend 16 Tage lang gefeiert, ehe am Sonntag, 05. Oktober die letzte Maß geleert wird.
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