Deutsche Airlines unter Wettbewerbsdruck
Condor fordert Senkung der Ticketsteuer

| Redaktion 
| 02.09.2025

Deutschlands Fluggesellschaften stehen unter finanziellem Druck. Besonders die Ticketsteuer, die im Mai 2024 angehoben wurde, trifft Anbieter wie Condor hart. CEO Peter Gerber warnt vor den Folgen für den Wettbewerb und fordert Entlastung. Die Bundesregierung zeigt jedoch wenig Bewegung – mit Folgen für den Luftverkehrsstandort Deutschland.

Während Airlines in vielen Ländern von Steuererleichterungen oder politischen Förderungen profitieren, sehen sich deutsche Anbieter zunehmend mit steigenden Abgaben konfrontiert. Besonders im Fokus: die Luftverkehrsteuer. Condor-Chef Peter Gerber schlägt Alarm – und macht deutlich, wie sehr die Steuerlast die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Fluggesellschaften gefährdet.

Kostenbelastung erreicht neue Höhen

Die Luftverkehrsteuer ist für den Bund zu einer verlässlichen Einnahmequelle geworden. 2024 wurden rund 1,9 Milliarden Euro erzielt, für 2025 sind sogar 2,05 Milliarden Euro prognostiziert. Die im Mai 2024 erfolgte Erhöhung der Abgabe hat laut Condor-CEO Peter Gerber jedoch gravierende Folgen für die Branche: "Die Kostenbelastung für Airlines ist in Deutschland im europaweiten Vergleich übermäßig hoch."

Gerber verweist auf weitere Belastungen: Luftsicherheits- und Flugsicherungsgebühren haben sich seit 2019 mehr als verdoppelt. Besonders die Flugsicherungsgebühren für An- und Abflüge seien um rund 40 Prozent gestiegen. Das Gesamtpaket führe dazu, dass Airlines wie Condor international kaum noch wettbewerbsfähig seien. Hinzu kommen steigende Kerosinpreise, gestiegene Personalkosten und Investitionen in nachhaltige Technologien, die zwar notwendig, aber kurzfristig kaum refinanzierbar seien.

Politische Versprechen ohne Wirkung

Die Erhöhung der Ticketsteuer war von der Ampel-Koalition zunächst als vorübergehende Maßnahme kommuniziert worden. Doch nun heißt es aus Regierungskreisen, dass für eine Rückkehr zu alten Sätzen im Bundeshaushalt "keine Spielräume" bestehen. Die Branche reagiert enttäuscht: Die im Koalitionsvertrag versprochene Entlastung bleibt bislang aus.

Branchenvertreter:innen zeigen sich zunehmend frustriert über die mangelnde Planbarkeit politischer Entscheidungen. "Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen, um investieren und planen zu können", heißt es aus Unternehmenskreisen. Auch in Bundesländern mit starken Luftverkehrsstandorten mehren sich kritische Stimmen aus der Politik, die vor einer Schwächung der regionalen Infrastruktur warnen.

Condor-Chef Gerber fordert daher: "Die Ticketsteuer muss mindestens um die letzte Erhöhung nach unten korrigiert werden." Ohne konkrete Maßnahmen drohten deutsche Fluggesellschaften im europäischen Wettbewerb weiter zurückzufallen. Ein nachhaltiger Schaden für den Luftverkehrsstandort Deutschland sei kaum noch auszuschließen.

Wettbewerb und Marktkonzentration

Neben der Steuerbelastung kritisiert Gerber auch die Marktverhältnisse innerhalb Deutschlands. Die Lufthansa nutze ihre dominante Stellung, um kleinere Anbieter wie Condor zu verdrängen: "Faktisch nutzt die Lufthansa ihre marktbeherrschende Stellung aktuell aus, um den Wettbewerb im Luftverkehr zu behindern."

Der Vorwurf ist nicht neu, gewinnt aber angesichts der zunehmenden Marktkonzentration im europäischen Luftverkehr neue Brisanz. Während Billigfluglinien in anderen Ländern wachsen, kämpfen mittelständische Anbieter in Deutschland ums wirtschaftliche Überleben. Experten warnen vor einem Oligopol, das Innovation, Vielfalt und Kundennähe gefährden könnte.

Wie das Branchenportal aero.de berichtet, sehen auch Branchenverbände wie der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) akuten Handlungsbedarf. Der politische Stillstand in der Steuerfrage könnte langfristig nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch die Infrastruktur deutscher Flughäfen gefährden.

Eine Entlastung bei den Abgaben würde laut Experten nicht nur den Wettbewerb stärken, sondern auch Raum für Investitionen in klimafreundlichere Technologien schaffen. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Effizienz im Luftverkehr an Bedeutung gewinnen, brauche es politische Unterstützung statt zusätzlicher Belastungen.

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