Marketing mit kleinem Budget
Wie Fotografen und Filmemacher sichtbar werden

| Redaktion 
| 01.07.2025

Angesichts immer fortschrittlicherer KI-Tools für Fotos und Videos stellen sich selbstständige Kreative mit begrenztem Budget die Frage, wie sie im zunehmend komplexen Wettbewerb für ihre Kundschaft sichtbar werden sollen. Strategieberaterin Anja Rätzel zeigt auf, wie gezielte Ansätze, authentische Kommunikation und smarte Netzwerknutzung teure Werbemaßnahmen ersetzen können.

Erst vor wenigen Wochen haben wir über die Möglichkeiten des KI-Tools Veo 3 gestaunt, mit dem sich anhand einfacher Prompts beeindruckend realistische Videos erstellen lassen. Doch bei aller Freude über den technischen Fortschritt: Unter Berufstätigen in den dazugehörigen Branchen geht die absolut nachvollziehbare Sorge um, dass sich der Content aus dem Computer eher früher als später auf die eigene Auftragslage auswirken wird.

Erschwerte Voraussetzungen ergeben sich dadurch insbesondere für Menschen, die sich als Filmemacher oder auch Fotograf selbstständig machen möchten. Üblicherweise ist das Marketingbudget von Freiberuflern überschaubar, sofern es überhaupt existiert – insofern sind andere Ansätze gefragt, um für potenzielle Kunden sichtbar zu sein.

Fünf Tipps von der Fachfrau

Anja Rätzel ist erfahrene Strategieberaterin im Bereich der Foto- und Videografie und hat ihren vielfältigen Erfahrungsschatz vor allem bei Edmond Rätzel gesammelt. Sie macht Hoffnung: "Gutes Marketing muss nicht zwingend teuer sein. Viel wichtiger ist, wie gezielt man vorhandene Ressourcen einsetzt und ob die gewählten Kanäle tatsächlich zur Zielgruppe passen."

Folgende fünf Anhaltspunkte kann Rätzel mit Fotografen und Filmemachern teilen, die mit bescheidenen Mitteln nichtsdestotrotz professionell auf sich aufmerksam machen möchten:

  1. Nähe zur Zielgruppe auf Facebook

    Im ersten Moment möchte man denken, dass 2010 seine Tipps zurückhaben will – doch Anja Rätzel gibt zu bedenken, dass Facebook trotz seines Rufs als überholte Plattform nach wie vor Möglichkeiten zur effektiven Akquise bietet. Dabei seien besonders Gruppen hilfreich, da sie Spezialisten den direkten Austausch mit möglichen Kunden erlauben. Als Beispiele nennt sie hochzeits- oder tierbezogene Gruppen.

    "Gerade in diesen Gruppen habe ich gelernt, wie bedeutsam ehrliche, respektvolle Kommunikation für nachhaltige Kundenbeziehungen ist", sagt Anja Rätzel mit Blick darauf, dass man sich mit einem plumpen Werbeposting innerhalb der Gruppe eher keinen Gefallen tut. Vielmehr sei es ratsam, sich hilfsbereit und zurückhaltend einzubringen, authentisch an Diskussionen teilzunehmen und den Eindruck zu vermeiden, unbedingt etwas verkaufen zu wollen.

  2. Google My Business für regionale Sichtbarkeit

    Einen vollständigen und gut gepflegten Google-My-Business-Eintrag stuft Rätzel für die lokale Auffindbarkeit als essenziell ein, da sich User der Plattform bei Suchen à la "Fotograf Dresden" häufig mit den ersten Treffern befassen. Dabei sind Kontaktdaten, Website und Beschreibung in aktuellem Zustand ein Muss, während hochwertige Fotos, regelmäßige Beiträge und Kundenbewertungen als großes Plus gelten.

  3. Social Media realistisch bewerten

    "Social Media hat zweifellos Potenzial, doch entscheidend ist nicht die Anzahl der Follower, sondern deren Relevanz", betont Anja Rätzel. Besonders auf Instagram lohne sich Aufwand nur, wenn Inhalte bewusst auf die eigene Zielgruppe ausgerichtet sind. Gefahr bestehe darin, dass ein lediglich aus Kollegen bestehendes Netzwerk aufgebaut wird, das dem eigentlichen Zweck der Instagram-Bemühungen nur bedingt zuträglich ist. Dennoch könne "selbst ein geringes Maß an Aktivität mehr bewirken als völlige Abwesenheit" und "angfristig eine Basis für gezielte Kommunikation" schaffen.

  4. Anwesenheit vor Ort

    Der Zugang zu potenziellen Kunden auf lokalen Events – etwa Hochzeitsmessen, Gewerbeschauen oder Vereinsfeste - würde häufig unterschätzt. Gezielte Ansprache, sichtbare Arbeitsmittel oder unaufdringlich gebrandete Kleidung seien geeignete Mittel, um auch ohne eigenen Stand professionell aufzutreten. Offenheit und Initiative könnten zum Gespräch führen, das neue Türen öffnet.

  5. Konstruktive Zusammenarbeit

    Wertvolle Synergieeffekte lassen sich durch gezielte Kooperationen erschließen. Angelehnt an die eingangs genutzten Beispiele könnten auf Hochzeitsreportagen spezialisierte Foto- oder Videografen mit Friseursalons, Make-up-Artists oder Hochzeitsplanern sinnvoll zusammenarbeiten, während sich die Kooperation mit Hundeschulen, Tierärzten oder Fachgeschäften für Tierfotografen anbietet.

"Wer bereit ist, kontinuierlich kleine, klug geplante Maßnahmen umzusetzen, wird langfristig mehr erreichen als durch teure Einzelaktionen", verspricht Anja Rätzel. Dementsprechend führe für gewöhnlich keine der genannten Taktiken zum sofortigen Durchbruch - doch mit Geduld, Konsequenz und dem Vertrauen in "nachvollziehbare, ehrliche Wege" ist auch ohne klassische Werbung jede Menge möglich.

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