Bitkom-Studie enthüllt
Millionen Passagiere ignorieren Flugmodus trotz Warnungen von Airlines

| Redaktion 
| 22.06.2025

Viele Passagiere ignorieren die Flugmodus-Regel – und riskieren damit potenzielle Störungen an Bord. Eine neue Bitkom-Studie zeigt, wie unterschiedlich junge und ältere Menschen Technik im Flugzeug einsetzen. Zwischen digitaler Bequemlichkeit und Sicherheitslücke verläuft eine unsichtbare Grenze.

In deutschen Flugzeugen bleibt der Flugmodus für viele eine Empfehlung statt Pflicht. Laut einer repräsentativen Bitkom-Umfrage geben 42 Prozent der Flugreisenden an, schon einmal heimlich ein Gerät ohne Flugmodus genutzt zu haben. Besonders auffällig: Jüngere ignorieren die Regel deutlich häufiger als Ältere. Die Erkenntnisse werfen ein Schlaglicht auf das digitale Selbstverständnis, das vor allem unter jungen Menschen verbreitet ist – und auf die Risiken, die damit einhergehen.

Jüngere missachten Sicherheitsregeln besonders oft

Mehr als jede:r zweite Passagier:in zwischen 16 und 29 Jahren nutzt Geräte auch während des Fluges ohne aktivierten Flugmodus. In der Generation 65plus liegt der Anteil nur bei 18 Prozent. "Der Flugmodus soll verhindern, dass elektronische Geräte die Bordtechnik und den Funkverkehr stören", warnt Dr. Sebastian Klöß, Experte für Consumer Technology bei Bitkom. Zwar lassen moderne Flugzeuge inzwischen oft WLAN oder Bluetooth zu, doch bei Start und Landung bleibe der Flugmodus eine wichtige Sicherheitsvorkehrung.

Für viele jüngere Reisende scheint die Funktion des Flugmodus allerdings eher optional. Oft wird argumentiert, man wolle wichtige Nachrichten nicht verpassen oder sich noch schnell vor dem Abflug mit Streaming-Inhalten versorgen. Dabei ist vielen offenbar nicht bewusst, dass auch nicht aktivierte Verbindungen potenziell Störungen verursachen könnten – vor allem in sicherheitskritischen Phasen des Fluges.

Digitalisierung erreicht Check-in und Sicherheitskontrolle

Auch beim Check-in zeigt sich ein deutlicher Generationenunterschied: Zwei Drittel der jungen Flugreisenden (66 Prozent) bevorzugen digitale Check-in-Lösungen über Apps oder Webportale, bei den Älteren ab 65 Jahren sind es lediglich 35 Prozent. Diese Zahl illustriert, wie unterschiedlich die Akzeptanz und Nutzung digitaler Tools im Reisealltag verteilt ist.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der digitalen Vorbereitung auf Offline-Zeiten während des Fluges: 47 Prozent der 16- bis 29-Jährigen laden regelmäßig Filme, Serien oder Musik vor dem Abflug herunter. Bei älteren Flugreisenden liegt dieser Anteil bei nur 15 Prozent – ein klares Indiz für den generationsspezifischen Umgang mit digitalen Medien.

Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie: 37 Prozent aller Flugreisenden würden gerne vorab ein Zeitfenster für die Sicherheitskontrolle am Flughafen online reservieren. Besonders hoch ist das Interesse bei den Jüngeren mit 45 Prozent. In der Altersgruppe 65plus hingegen liegt der Anteil lediglich bei 26 Prozent. Die Vorteile liegen laut Bitkom auf der Hand: weniger Wartezeit, bessere Planbarkeit und ein entspannteres Reiseerlebnis.

"Ob digitale Bordkarte, Self-Bag-Drop-off oder reservierbare Zeitfenster für die Sicherheitskontrolle – digitale Services steigern Effizienz und Komfort", betont Klöß. Flughäfen und Airlines, so seine Einschätzung, sind gut beraten, diese Angebote weiter auszubauen und zugleich stärker zu kommunizieren, um auch ältere Zielgruppen besser zu erreichen.

Digitale Selbstverständlichkeit mit Sicherheitslücken

Der Umgang mit Technik an Bord zeigt: Digitalisierung ist in der Luftfahrt angekommen, Disziplin jedoch nicht immer. Besonders junge Reisende sehen Vorschriften offenbar lockerer und verlassen sich auf ihre technische Routine – manchmal auf Kosten der Sicherheit. In der psychologischen Wahrnehmung ist der Flugmodus für viele nur ein weiterer Knopf in der Smartphone-Oberfläche, nicht jedoch eine sicherheitsrelevante Maßnahme.

Gleichzeitig zeigt sich, dass viele Passagiere digitale Angebote wie Self-Services, Online-Check-ins und App-gestützte Flughafen-Navigation gerne nutzen – wenn sie einfach zugänglich und zuverlässig sind. Die Herausforderung liegt darin, eine Balance zwischen technischer Freiheit und sicherheitsrelevantem Verhalten zu schaffen.

Die Bitkom-Zahlen werfen damit nicht nur ein Schlaglicht auf das digitale Verhalten im Flugzeug, sondern auch auf eine wachsende Sicherheitsdebatte: Wie weit darf Techniknutzung gehen, bevor sie zur realen Gefahr wird? Und was müssen Airlines tun, um digitale Annehmlichkeiten und sichere Abläufe in Einklang zu bringen?

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