Stadtentwicklung steht weltweit unter Druck: Hitze, Verkehr, Umweltbelastung. Doch während Megastädte um Lösungen ringen, setzt eine deutsche Metropole bereits heute Maßstäbe. Sie wurde nun offiziell zur fußgängerfreundlichsten Stadt der Welt gekürt – und hängt internationale Größen locker ab. Die internationale Analyse ist Teil eines breiten Trends: Städte weltweit überdenken ihre Mobilitätsstrategien. Dabei zeigt sich, dass Lebensqualität und Gehinfrastruktur zunehmend miteinander verknüpft sind. Genau hier setzt der aktuelle Städtevergleich an – mit einem überraschenden Ergebnis.
Studie mit acht Kriterien
Das internationale Vergleichsportal Compare the Market analysierte 53 Großstädte anhand von acht Faktoren:
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Gehwegedichte
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Niederschlagsmengen
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Verkehrssicherheit
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Nähe zu autofreien Zonen
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Qualität des öffentlichen Nahverkehrs
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Radwegeinfrastruktur
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Zugang zu Bildungseinrichtungen
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Zugang zu Gesundheitseinrichtungen
Grundlage war eine umfassende Datenauswertung städtischer Strukturen und demografischer Kennzahlen. Ergänzt wurden diese durch öffentlich zugängliche Daten zu Infrastruktur, Umweltqualität und Kriminalitätsraten. Ziel war es, eine objektive, weltweit vergleichbare Bewertung urbaner Fußgängerfreundlichkeit zu ermöglichen.
Sicherheit, Wege, Lebensqualität
Im Städteranking führt München mit beeindruckenden Zahlen: 86 Prozent der Bevölkerung leben maximal einen Kilometer von einer autofreien Zone entfernt. Das Radwegenetz der Stadt umfasst knapp 1.000 Kilometer – international Platz zwei. Trotz eines vergleichsweise hohen Ticketpreises im ÖPNV (3,50 Euro) punktet München mit einem hohen Sicherheitsniveau (Rang 4) und hervorragender Nahversorgung: 85 Prozent der Menschen erreichen Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen zu Fuß.

Zudem profitiert München von einem dichten Netz an Grünflächen und klar definierten Verkehrsachsen. Die Kombination aus kurzer Distanz zu Alltagseinrichtungen, hoher Aufenthaltsqualität und verkehrsberuhigten Bereichen schafft ein attraktives urbanes Umfeld für Fußgängerinnen und Fußgänger. Auch bauliche Maßnahmen wie verbreiterte Gehsteige, barrierefreie Zonen und intelligente Lichtführungssysteme tragen zur Sicherheit und Nutzbarkeit bei.
Ein Vorbild für Europas Metropolen
Münchens Erfolg ist das Resultat strategischer Stadtentwicklung: Verkehrsberuhigte Zonen, weniger Individualverkehr, kluge Raumplanung und eine menschenzentrierte Infrastruktur bilden das Rückgrat. Paris (Platz 5) und New York (Platz 34) bleiben zurück – nicht zuletzt, weil Sicherheit, Durchgängigkeit der Wege und soziale Erreichbarkeit dort nicht konsequent umgesetzt wurden. Schlusslicht ist Johannesburg, vor allem wegen massiver Sicherheitsdefizite.
Insgesamt zeigt sich, dass Städte mit klarer politischer Prioritätensetzung, einem hohen Investitionsvolumen in nachhaltige Mobilität und partizipativer Planung deutlich besser abschneiden. Es geht nicht nur um Fußwege, sondern um die Schaffung eines urbanen Gesamterlebnisses – bei dem sich Menschen gerne, sicher und selbstverständlich zu Fuß bewegen.
Städtevergleich mit Signalwirkung
Besonders deutlich wird dies im Ländervergleich: Fußgängerfreundlichkeit ist längst mehr als ein Lifestyle-Thema. Sie entwickelt sich zum zentralen Gradmesser urbaner Lebensqualität, insbesondere im Hinblick auf Gesundheit, Umwelt und soziale Zugänglichkeit. München wird so zum Vorbild einer neuen, nachhaltigen Mobilitätsstrategie, die weltweit Beachtung findet.
In Zeiten von Klimakrise, steigenden Gesundheitskosten und demografischem Wandel wächst der Druck auf Kommunen, Mobilität neu zu denken. Der Fokus auf Fußgänger:innen zeigt sich dabei als besonders wirksamer Hebel: Er reduziert Emissionen, aktiviert öffentliche Räume und stärkt lokale Wirtschaftskreisläufe.
Mehr als Mobilität: Ein neues Stadtverständnis
Urbaner Erfolg bemisst sich nicht mehr allein an wirtschaftlicher Stärke oder internationalem Renommee. Vielmehr sind es Kriterien wie Erreichbarkeit, Sicherheit und Aufenthaltsqualität, die das Bild der Stadt von morgen prägen. Die Münchner Stadtplanung setzt Maßstäbe für eine Zukunft, in der Stadt als Lebensraum verstanden wird. Fußgängerfreundlichkeit wird damit zum strategischen Vorteil für Metropolen, die langfristig attraktiv und resilient bleiben wollen.
Wie die New York Post berichtet, sorgt das Ergebnis international für Aufsehen – und unterstreicht, dass die Zukunft der Städte dort beginnt, wo der Mensch zu Fuß geht.
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