Elektroschiff China Zorrilla hat 250 Tonnen Akku

Der größte E-Katamaran der Welt steht kurz vor der Jungfernfahrt

Von einem historischen Tag sprach Incat-Chef Robert Clifford, als das Schiff vor wenigen Tagen der Öffentlichkeit präsentiert wurde. In der Werft im australischen Hobart wird gerade das ehrgeizigste Projekt des Schiffbauers fertiggestellt: ein vollelektrischer Hochgeschwindigkeitskatamaran mit einer Batterieladung von mehr als 250 Tonnen. Die "China Zorrilla" soll noch 2025 in Betrieb gehen und künftig auf dem Río de la Plata zwischen Argentinien und Uruguay pendeln.

Was anmutet wie ein Marketingversprechen, ist laut Herstellerangaben ein realer Technologiesprung: Das Schiff, 130 Meter lang und für bis zu 225 Fahrzeuge ausgelegt, verfügt über ein Energiespeichersystem mit mehr als 40 Megawattstunden Kapazität – laut dem finnischen Zulieferer Wärtsilä ist das viermal mehr als jede bisher verbaute Schiffsbatterie. Acht elektrische Wasserstrahlantriebe sorgen für den Vortrieb. Ursprünglich war das Schiff für den LNG-Betrieb konzipiert worden, doch im Verlauf des Baus wurde es auf vollelektrisch umgestellt.

Hinter dem Projekt steht das argentinische Fährunternehmen Buquebus, das mit der China Zorrilla seine neunte Incat-Fähre erhält. Die Flotte verbindet Montevideo, Buenos Aires und Colonia del Sacramento – bislang größtenteils mit erdgasbetriebenen Schiffen.

2300 Quadratmeter Shopping-Deck

Während der Rumpf des Schiffes bereits weitgehend fertiggestellt ist, wird derzeit am Innenausbau gearbeitet. Dazu zählt auch ein 2300 Quadratmeter großes Duty-Free-Deck – laut Betreiber der größte Einzelhandelsbereich auf einem Schiff dieser Art. Die Batterien und das Antriebssystem sollen in den kommenden Monaten integriert werden, erste Probefahrten sind auf dem Derwent River geplant.

Luxus auf See – mit grünem Anstrich

Die maritime Luxusbranche steht seit Jahren in der Kritik. Kreuzfahrtschiffe und Superyachten gelten als überproportionale Emittenten von CO₂, Feinstaub und Stickoxiden. Studien zufolge verbrauchen manche Schiffe über 1000 Liter Diesel pro Stunde. Der ökologische Fußabdruck ist entsprechend verheerend – auch weil viele Reedereien von Sonderregelungen im Emissionshandel profitieren.

Angesichts dieser Bilanz suchen Hersteller verstärkt nach emissionsfreien Alternativen. Neben Incat setzen auch Unternehmen wie Sunreef oder Silent Yachts auf elektrische Antriebe, Solarpanels und Leichtbautechnologien. Die "China Zorrilla" könnte zum Symbol dieser Entwicklung werden – als technologische Machtdemonstration im Segment der E-Passagierschiffe.