Pharmariese baut in Rheinhessen
Eli Lilly lässt Mounjaro in Deutschland produzieren

| Redaktion 
| 07.04.2024

Am Montag erfolgt der Spatenstich für eine Produktionsstätte des Pharmariesen Eli Lilly im Beisein deutscher Polit-Prominenz. Die milliardenschwere Investition wird auch der Fertigung einer Abnehmspritze dienen, von der sich der Konzern enorme Umsätze versprechen darf – ob mit oder ohne Krankenkassen.

Angesichts regelmäßig warnender Wirtschaftsvertreter, was Deutschland als Standort für Unternehmen betrifft, wirkt diese Meldung umso erfrischender: Eli Lilly, das nach Marktkapitalisierung (etwa 745 Milliarden US-Dollar) wertvollste Pharmaunternehmen der Welt, siedelt sich mit einer Produktionsstätte im rheinhessischen Alzey an.

Die Ankündigung zum Vorhaben erfolgte bereits letztes Jahr im Rahmen einer Pressekonferenz, auf der unter anderem Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck sowie Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach anwesend waren – ein Publikum, das den Stellenwert des Projektes verdeutlicht. Laut Eli Lilly fließen 2,3 Milliarden Euro in die Hightech-Anlage, mit deren Betrieb das "weltweite Produktionsnetzwerk für injizierbare Medikamente und die dazugehörenden Injektionshilfen (Pens)" unterstützt werden sollen.

Bau auf drei Jahre angelegt

"Die Ansiedlungsentscheidung ist eine gute Nachricht für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Sie schafft neue und zukunftsfähige Arbeitsplätze, zeigt das Vertrauen der Unternehmen in die Attraktivität unseres Pharma- und Industriestandorts und trägt zu einer verbesserten Gesundheitsversorgung unserer Bürgerinnen und Bürger bei", zeigte sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck seinerzeit zufrieden. "Mit der Neuansiedlung wird mit Hightech-Produktionsanlagen sowie Forschung und Entwicklung ein wichtiger Beitrag zur industriellen Wertschöpfung am Standort Deutschland geschaffen."

Eli Lilly stellt in Aussicht, dass die neue Produktionsstätte nach Inbetriebnahme bis zu 1000 Fachkräfte (Ingenieure, Anlagenbediener, Wissenschaftler) beschäftigt; während des Baus wiederum sollen rund 1900 Personen gegen Entlohnung zum Einsatz kommen. Die Arbeiten sollen 2027 abgeschlossen sein, nachdem der symbolische Spatenstich am Montag dieser Woche gesetzt wird – mit Rückkehrer Lauterbach und Bundeskanzler Olaf Scholz ist auch dieser Akt offensichtlich nicht um bekannte Namen auf der Gästelisten verlegen.

Möglicher Meilenstein Mounjaro

Neben Diabetes-Medikamenten wird mutmaßlich auch Mounjaro eine gewichtige Rolle in Alzey einnehmen. In der Redaktion des Handelsblatt geht man etwa davon aus, dass die hauseigene Variante der "Abnehmspritze" künftig die größte Einnahmequelle von Eli Lilly darstellt und berichtet, das bereits im letzten Jahr 5,2 Milliarden US-Dollar mit dem Mittel umgesetzt werden konnten.

Ferner sprach sich FDP-Politiker Andrew Ullmann dem Magazin gegenüber dafür aus, dass Medikamente wie Mounjaro mittelfristig von den Krankenkassen übernommen werden: "Abnehmspritzen sollten nicht als Lifestyle-Medikament betrachtet werden, sondern als Teil eines umfassenden Ansatzes zur Behandlung schwerer Adipositas und zur Verhinderung ihrer Folgeerkrankungen."

Sofern das Mittel effektiv und sicher sei, solle die Kostenübernahme durch Krankenkassen seiner Meinung nach möglich sein. Das Handelsblatt verweist in diesem Zusammenhang auch auf eine Berechnung des AOK-Bundesverbands, laut der eine Umstufung der bisherigen Lifestyle-Medikamente fast 46 Milliarden Euro Mehrkosten pro Jahr bedeuten könnte.

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