VW baut um: Personal und Produktionsstandards betroffen

| Redaktion 
| 14.11.2023

Innerhalb des VW-Konzerns werden die Eckpunkte eines milliardenschweren Sparpakets verhandelt. Zunehmend dringen Details an die Öffentlichkeit, die teils drastische Einschnitte und eigene Herausforderungen offenbaren.


Bereits im Oktober war der geplante Unternehmensumbau das Thema rund um den Wolfsburger VW-Konzern. Wie das Handelsblatt damals berichtete, will allein die Volkswagen-Pkw-Sparte in den kommenden drei Jahren zehn Milliarden Euro einsparen und die operative Marge auf mindestens 6,5 Prozent steigern. Unter Berufung auf Konzerninsider schreibt die Zeitung nun jedoch, dass sich fixe Vereinbarungen mit dem Betriebsrat bis ins nächste Jahr ziehen könnten.

Den anonymen Befragten nach habe es Priorität, Dinge „richtig und nicht schnell" zu erledigen, wobei VW-Vertretern der auf ihnen lastende Druck durchaus bewusst zu sein scheint. Demnach wären selbst Werkschließungen nicht länger kategorisch ausgeschlossen, auch wenn dieser radikale Schritt aktuell nicht auf der Agenda auftauche.

„Zu langsam, zu träge, zu kompliziert"

Das Handelsblatt beruft sich unter anderem auf einen internen Podcast mit VW-Pkw-CEO Thomas Schäfer und Personalvorstand Gunnar Kilian, in dem ersterer den intensiveren Wettbewerb und die im internationalen Vergleich zu hohen Arbeitskosten als Gefahrenquellen für das Unternehmen identifiziert. Dieses sei „zu langsam, zu träge, zu kompliziert" und in dieser Form „nicht überlebensfähig."
Schäfer bemängelt im Podcast zudem die mitunter „nicht mehr wettbewerbsfähigen" Strukturen und Prozesse des VW-Pkw-Konzerns. Höhere Rohstoffkosten und Zinsen würden die Autos teurer machen und eine Teilnahme am „aggressiven Preiskampf" erschweren. Auch auf eine rettende Wirkung des chinesischen Marktes sollte man Anhand von Schäfers Aussagen nicht länger hoffen.

Was blüht dem Personal?

Um das eingangs erwähnte Ziel – Einsparungen von zehn Milliarden Euro bis 2026 und eine Steigerung der operativen Marge von derzeit 3,4 auf mindestens 6,5 Prozent – zu erreichen, sollen in mehreren Geschäftsbereichen mitunter drastische Veränderungen erfolgen. Auch die Personalplanung bleibt davon keinesfalls unberührt.
So erinnert das Handelsblatt daran, dass ein Einstellungsstopp bereits in Kraft getreten ist und in der höchsten Tarifgruppe lediglich altersbedingte Abgänge ersetzt werden. Auch die Dienste von Zeitarbeitern werden aktuell in verringertem Ausmaß in Anspruch genommen. In Zukunft will die VW AG die anfallenden Kosten des Verwaltungsapparats außerdem um ein Fünftel reduzieren – konkret bedeutet das, dass zwischen 4000 und 6000 Angestellte aus dem Unternehmen ausscheiden.

Zwar würde VW dem Magazin zufolge bevorzugt auf Altersteilzeit setzen, um diese Werte zu verwirklichen, ein freiwilliges Abfindungsprogramm würde bei entsprechendem Bedarf jedoch hinzukommen. Im Gegensatz zu Maßnahmen der Vergangenheit handele es sich diesmal um einen dauerhaften Abbau von Stellen.

Als „rote Linie" hat Betriebsratschefin Daniela Cavallo derweil die Beschäftigungssicherung (vereinbart bis 2029) und den Haustarif deklariert; letzterer dürfe keine Abstriche erfahren. Insideraussagen („Das wird schwierig") legen allerdings nahe, dass kein unerschütterliches Vertrauen in die Standhaftigkeit dieser Bedingungen besteht.

VW riskiert Groll der Händler

Auch in puncto Produktion denkt die Wolfsburger Automobilmarke um. Für den bislang auf 50 Wochen ausgelegten Produktentstehungsprozess sollen künftig nur noch 36 Wochen zur Verfügung stehen, wovon sich das Traditionsunternehmen mehr als eine Milliarde eingesparte Euros erhofft. Immerhin 600 Millionen Euro weniger hat der Einkauf den Plänen nach in den kommenden drei Jahren zur Beschaffung der produktionsrelevanten Ressourcen zur Hand. Anschließend möchte VW die in kürzerer Zeit und zu geringeren Kosten gebauten Wagen teurer verkaufen: Preiserhöhungen „und andere Maßnahmen" sollen das Unternehmensergebnis um insgesamt vier Milliarden Euro verbessern.

Genau wie die Elektrowagen von VW gehen offenbar auch die Verbrenner mittelfristig in den Direktvertrieb, wobei das Handelsblatt aufgrund der Degradierung zum provisionsbasierten „Berater ohne große Befugnis" Gegenwind der Händler erwartet, die sich schon heute oftmals frustriert vom sogenannten Agenturmodell (ein Wagen bleibt bis zum Verkauf Eigentum des Herstellers) zeigen.

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