"Wir wollen die gesamte Branche aufmischen"

| Redaktion 
| 24.07.2023

Tiermedizin Reloaded: Ein Berliner Startup will, dass der Besuch beim Veterinär zum Wellness-Termin wird. LEADERSNET hat bei Jonathan Loesing, dem Co-Founder und CEO von Rex Technologies nachgefragt.

Immer mehr junge Paare im Alter von 25 bis 40 Jahren schaffen sich ein Haustier an - vor allem in Berlin. Um den Bedürfnissen der Millennials gerecht zu werden, will "Rex" eine zeitgemäße Allround-Lösung anbieten. "Die tiermedizinische Branche in Deutschland lässt zu wünschen übrig und hinkt der Humanmedizin deutlich hinterher“, erkennt Loesing schon früh in seiner Laufbahn. LEADERSNET wollte von dem jungen Unternehmer mehr über seine Vision erfahren.

LEADERSNET: Erzählen Sie uns etwas über Ihren Hintergrund und sich selbst. Was haben Sie vor Rex gemacht?

Jonathan Loesing: Vor der Gründung von Rex war ich mehrere Jahre in der Unternehmensberatung bei McKinsey. Hier war ich fokussiert auf Klienten im Gesundheitswesen und habe viele Projekte mit Bezug zu Innovation und Digitalisierung gemacht. Vor Rex habe ich Forexfix mitgegründet, ein Fintech-Startup.

LEADERSNET: Kommen wir zur Rex – Sie möchten die Tiermedizin revolutionieren. Wie sieht Ihr Konzept genau aus, was ist das Besondere und wie lautet Ihre Vision?

Jonathan Loesing: Mit Rex bauen und betreiben wir moderne Tierarztpraxen. Dabei hat Rex einen sehr großen Fokus aus Nutzerfreundlichkeit und Digitalisierung. Die Customer Journey ist bei Rex von Anfang an sehr komfortabel. Man kann einfach online einen Termin buchen und muss nicht während der kurzen Öffnungszeiten telefonisch anrufen. Bei der Online-Terminbuchung kann man auch direkt das Problem schildern und alle Daten zum Haustier eingeben, sodass man in der Praxis Zeit spart. Vor Ort muss man somit nichts weiter ausfüllen und kommt dank sehr kurzer Wartezeit normalerweise sofort dran. Falls während des Termins ein Problem identifiziert wird, zeigen unsere ÄrztInnen ohne Fachsimpelei mögliche Behandlungsoptionen mit Vor - und Nachteilen sowie zu erwartenden Kosten auf. Sobald der Termin vorbei ist, zahlt man direkt an der Rezeption und bekommt die Rechnung per E-Mail. Auch Telemedizin-Termine, z.B. für Nachsorge, sind bei Rex problemlos möglich. Wenn man mal umzieht, hat die andere Rex Tierarztpraxis sofort Zugriff auf die medizinische Historie der ersten Rex Tierarztpraxis. Langfristig ist die Vision mit Rex, die gesamte Branche aufzumischen und zu einem Haushaltsnamen zu werden.

LEADERSNET: Sie haben das Unternehmen 2021 mitten in der Pandemie gegründet. Telemedizin war zu dieser Zeit vermutlich sehr gefragt. Wie sieht es jetzt nach der Corona-Pandemie damit aus?

Jonathan Loesing: Telemedizin war und ist nur für bestimmte Besuchsgründe relevant – das ist in der Tiermedizin insgesamt weniger häufig als bei Menschen. Hauptgrund ist, dass Tiere nicht sprechen können und man somit das Tier vor Ort untersuchen muss, um potentielle Probleme zu verstehen. Somit ist Telemedizin auch bei Rex eine sinnvolle Ergänzung, aber kein umfassender Ersatz.

Die Gründer Jonathan Loesing (30, links) und Julian Lechner (31) wollen mit Rex eine moderne Tierarztkette in Deutschland aufbauen
Foto: © Rex Technologies GmbH

Die Gründer Jonathan Loesing und Julian Lechner haben die Vision einer modernen Tierarztkette


LEADERSNET:
Derzeit gibt es 3 Praxen in Berlin. Sind weitere Praxen geplant? Haben Sie Expansionspläne?

Jonathan Loesing: Richtig! Wir wollen mittelfristig sowohl weitere eigene Praxen neu eröffnen als auch unsere digitale Plattform immer weiter ausbauen.

LEADERSNET: Es wird oft unter Haustierbesitzern diskutiert, ob sich eine Tierversicherung lohnt oder nicht. Wie lautet Ihre Meinung dazu?

Jonathan Loesing: Der Standard in der Tiermedizin steigt immer weiter und gleicht sich dadurch mehr dem humanmedizinischen Standard an. Mit den zusätzlichen Möglichkeiten, z.B. im Bereich Diagnostik oder OPs, steigen natürlich auch die Kosten. Daher wird es immer sinnvoller, hier durch das Abschließen einer Tierkrankenversicherung Sicherheit aufzubauen.

LEADERSNET: Im vergangenen Jahr konnten Sie 5 Millionen Euro einsammeln. Unter anderem haben bekannte Manager wie der frühere Zooplus-Mitgründer und Finanzvorstand Florian Seubert investiert. Wie wurde das Kapital investiert? Suchen Sie nach weiteren Investoren?

Jonathan Loesing: Richtig, da sind wir sehr glücklich Flo Seubert und auch eine Reihe anderer bekannter Gründer und Manager als Business Angels an Bord zu haben. Das Kapital haben wir in den Aufbau eines sehr guten Kernteams, drei erste Praxen und eine hervorragend funktionierende digitale Plattform investiert. In diesem Moment sind wir nicht auf Kapitalsuche, werden aber sicher mittelfristig noch weiteres Eigenkapital aufnehmen.

LEADERSNET: Können Sie uns verraten, wie viele Kunden Sie bereits haben? Wann wird Ihr Unternehmen profitabel sein?

Jonathan Loesing: Aktuell kommunizieren wir keine Zahlen. Glücklicherweise erlaubt uns unser Geschäftsmodell und unsere Unit Economics, relativ früh „in die Profitabilität zu drehen“, falls das notwendig sein sollte. Grundsätzlich ist unser primärer Anspruch, die nächsten Jahre weiter stark zu wachsen und einen Haushaltnamen aufzubauen – und nicht unbedingt auf Gruppenebene maximal schnell profitabel zu werden.

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