Neue Plattform von Stellantis soll auch günstigen E-Autos 700 km Reichweite ermöglichen

| Tobias Seifried 
| 06.07.2023

Der Vielmarkenkonzern stellt seine Stromer im C- und D-Segment auf eine neue Einheitsbasis. Die Produktion läuft noch 2023 an.

Angekündigt war sie schon länger, nun hat Stellantis seine neue Elektro-Plattform für Kompakt- und Mittelklassemodelle offiziell vorgestellt. Diese hört auf den Namen STLA Medium, wird weltweit zum Einsatz kommen und ist natürlich für rein-elektrische Fahrzeuge ausgelegt. Bei der Entwicklung standen laut dem Konzern, zu dem u.a. Marken wie Opel, Peugeot, Alfa Romeo, Fiat, Citroen oder Jeep gehören, die Energieeffizienz, die Leistung sowie die Ladefähigkeit im Mittelpunkt. Ergebnis sei eine "in dieser Klasse unübertroffenen Reichweite von 700 Kilometern".

Plattform deckt meistverkaufe Segmente ab

Neben der Reichweite soll sich die STLA Medium-Plattform mit großer Flexibilität auszeichnen. Genutzt wird sie für mehrere Fahrzeuge und Antriebskonfigurationen im C- und D-Segment. Auf dieses sind 2022 rund 35 Millionen verkaufter Fahrzeuge entfallen, fast die Hälfte der insgesamt 78,5 Millionen verkauften Autos weltweit. Derzeit bietet Stellantis im C- und D-Segment (Kompakt- bzw. Mittelklasse) 26 Fahrzeugtypen verschiedener Marken an, die auf unterschiedlichen Plattformen beruhen. In Zukunft sollen bis zu zwei Millionen Fahrzeuge pro Jahr in mehreren Werken weltweit auf der neuen Einheits-E-Plattform gebaut werden. Laut Stellantis läuft die Produktion in Europa noch in diesem Jahr an. Damit setzt das Unternehmen auf eine ähnliche Strategie wie der Volkswagen-Konzern, Hyundai/Kia oder Toyota/Subaru, die ebenfalls auf flexible sowie marken- und modellübergreifende Elektro-Plattformen setzen. Aufgrund der Skaleneffekte sollen die Kosten drastisch sinken und die Elektroautos in Zukunft auch für Ottonormalverbraucher erschwinglich machen.

"Was wir heute sehen, ist das Ergebnis von mehr als zwei Jahren kompromissloser Innovation – mit dem Ziel, eine saubere, sichere und erschwingliche Mobilität zu ermöglichen, unterstützt durch Investitionen in Höhe von 30 Milliarden Euro in Elektrifizierung und Software bis 2025", sagte Carlos Tavares, CEO von Stellantis und weiter: "Mit der STLA Medium-Plattform demonstriert Stellantis die Leistungsstärke seiner weltweiten technischen Community. Wir bieten Produkte an, die ganz und gar auf die Wünsche unserer Kund:innen zugeschnitten sind."

stla mediumDie Plattform eignet sich für Karosserieformen wie Schrägheck, Limousine oder SUV © Stellantis

Reichweiten und Ladezeit

STLA Medium wird es in zwei Varianten geben. Bei jener mit Performance-Paket soll eine elektrische Reichweite von mehr als 700 Kilometern erreicht werden. Das Standardpaket soll laut Stellantis mehr als 500 Kilometer Reichweite ermöglichen (jeweils WLTP-Prüfverfahren). Ein Grund für die vergleichsweise hohe Reichweite ist die Batteriekapazität von bis zu 98 Kilowattstunden (kWh). Damit ist sie in dieser Klasse bisweilen tatsächlich unübertroffen. Auf ein 800-Volt-Netz wird jedoch verzichtet – höchstwahrscheinlich aus Kostengründen. So nutzt STLA Medium eine elektrische Architektur auf der Grundlage einer 400-Volt-Batterie. Je nach Nutzungsart und Fahrzeugtyp soll der Verbrauch bei unter 14 kWh pro 100 Kilometern liegen. Laut den Entwickler:innen kann der verbaute Akku in 27 Minuten von 20 auf 80 Prozent geladen werden, was 2,4 kWh pro Minute entspricht. An die Ladezeiten von 800-Volt-Lösungen kommt sie also nicht heran.

Flexibilität

Fahrzeuge, die auf der neuen Plattform basieren, werden wahlweise mit Front- oder Allradantrieb erhältlich sein. Bei Letzteren kommt ein zweites elektrisches Antriebsmodul (EDM) im Heck dazu. Die Ausgangsleistung der Elektroautos liegt zwischen 160 und 285 kW. Die möglichen Karosserietypen umfassen Pkw, Crossover und SUV.

STLA-Medium ermöglicht

  • einen Radstand zwischen 2.700 und 2.900 Millimetern
  • eine Gesamtlänge von 4,3 bis 4,9 Metern
  • eine Bodenfreiheit von mehr als 220 Millimetern

Da die Batterien platzsparend im Unterboden verstaut sind, sollen die Autos viel Platz im Innenraum und einen niedrigen Schwerpunkt haben. Die verschiedenen Plattformkomponenten wie Innenraumheizung/-kühlung, Lenkung, Bremsunterstützung und Antrieb sind laut Stellantis auf möglichst geringen Energieverbrauch ausgelegt. Zudem senke STLA Medium die Batteriekosten und ermögliche höhere Produktionsvolumina. Grund dafür: Die Außenabmessungen der Batterie sind bei allen Energiespeichervarianten gleich, ebenso Halterung und Kühlung.

stla mediumHier ist die Allradversion mit Motoren an Front und Heck zu sehen © Stellantis

Nummer eins von vier

STLA Medium ist die erste der vier weltweiten E-Auto-Plattformen, die der Konzern an seinem "EV Day 2021" angekündigt hat. Sie sollen die Basis für die künftigen Produkte des Unternehmens bilden und seien der Schlüssel zur Umsetzung der Ziele, die Stellantis in seinem Strategieplan "Dare Forward 2030" formuliert hat.

Alle vier STLA-Plattformen (Small/Medium/Large/Frame) sind modular und flexibel bei Radstand, Breite, Überstand, Bodenfreiheit und Federung. Leistungsstärke und Leistungsmerkmale der Fahrzeuge auf STLA-Basis sollen sich mit der Implementierung der sogenannten "Brain-Architektur" sowie der SmartCockpit- und der AutoDrive-Plattformen zukünftig weiter verbessern – angedacht sind unter anderem Over-the-Air Updates der Software und Verbesserungen an der Hardware.

Die Flexibilität der Plattformen betrifft neben der Größe vor allem den Antrieb – Front-, Heck-, Allrad- und energievariabler Antrieb stehen zur Wahl. Dazu wird eine Familie von drei skalierbaren elektrischen Antriebsmodulen angeboten. Die Plattformen seien bereits heute auf künftige Batteriearten, darunter Nickel- und Kobalt-freie Batterien sowie Festkörper-Batterien ausgelegt, so Stellantis abschließend.

www.stellantis.com

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