Stehen Deutschlands Kleinunternehmer am Rande der Pleite?

| Alexander Schöpf 
| 20.04.2023

Aktuelle Umfrage zeigt, wie Kleinunternehmer über ihre aktuelle finanzielle Situation, ihre größten Herausforderungen und ihre Zukunftserwartungen denken – 70 Prozent sorgen sich um ihr Insolvenzrisiko.

Über wenig wurde mit steigender Inflationsrate so viel gesprochen, wie über die drohende Pleitewelle bei den Bäckern und anderen Kleinunternehmern. Kaum war die Pandemie einigermaßen überstanden, sorgten Inflation und galoppierende Energiekosten für die nächste Krise. Aber während viele Unternehmen in der Pandemie auf Hilfe vom Staat zählen konnten, um wenigstens die Fixkosten zu decken, stehen viele nun vor dem Problem, neben den gestiegenen Energie- und Rohstoffpreisen auch die Staatshilfen bis Sommer 2023 zurückzahlen zu müssen. Dass das besonders Kleinunternehmern Sorgen bereitet, spiegelt sich auch im Anstieg der Google-Suchanfragen nach "Zuschüsse für kleine Unternehmen" (+100 Prozess) wider.

Um herauszufinden, wie es Deutschlands Kleinunternehmern seit der Pandemie geht und welche Auswirkungen die Inflation hat, hat der Finanzdienstleister Lowell Gruppe Kleinunternehmer zu ihrer aktuellen Situation befragt. Die Ergebnisse sind besorgniserregend: 70 Prozent der Geschäftsinhaber setzen sich konkret mit dem Thema Insolvenz auseinander und fast jeder Zehnte gibt an, das Risiko einer Insolvenz sei tatsächlich sehr hoch.

Woher kommt die Sorge um Insolvenz?

Nach der Hauptursache für die Angst vor einer Zahlungsunfähigkeit muss man nicht lange suchen. Viele Kleinunternehmer (45 Prozent) sehen keine Möglichkeit, die gestiegenen Kosten durch die Inflation anderweitig zu kompensieren. Ein Drittel (33 Prozent) hat vor allem die steigenden Strom- und Gaskosten als Kern allen Übels identifiziert. Aber auch der Personalmangel und die steigenden Personalkosten sieht immerhin ein knappes Viertel der Befragten (24 Prozent) als schwerwiegendes Problem und Ursache einer drohenden Insolvenz.

Da die steigenden Kosten auch auf die Konsumbereitschaft der Kunden drücken, ist eine Weitergabe der Kosten an den Verbraucher für diese Unternehmen keine Option. Jedes fünfte befragte Unternehmen spürt eine deutliche Konsumzurückhaltung und sogar den Verzicht auf bestimmtes Einkaufsverhalten in den vergangenen zwölf Monaten.

Welche Schritte setzen Kleinunternehmer?

Dennoch bleibt vielen Kleinunternehmen (32 Prozent) keine andere Wahl, als die Preise zu erhöhen und zu riskieren, weitere Kunden zu verlieren. Diejenigen, die diesen Weg nicht gehen, bemühen sich vor allem um Einsparungen. Ein Viertel der Befragten (24 Prozent) gab an, Kosten sparen zu wollen, etwa durch den Wechsel zu kostengünstigeren Rohstoffen oder Dienstleistern.

Für die Zukunft geht die Hälfte der Unternehmerinnen und Unternehmer (48 Prozent) davon aus, trotz aller Bemühungen um Kosteneinsparungen, die Preise für ihre Waren und Dienstleistungen erhöhen zu müssen. Fast ebenso viele sorgen sich dabei, dass sie in diesem Zuge Umsatz (42 Prozent) und Kunden (40 Prozent) verlieren werden. Ein Drittel (33 Prozent) fürchtet ihre Kunden dauerhaft an die konkurrierenden Großunternehmen zu verlieren.

In der Folge droht eine Entlassungswelle, denn immerhin fast ein Viertel der Betriebe (23 Prozent) geht davon aus, dass sie auf Mitarbeitende bei dieser Entwicklung verzichten müssen. Wie begründet diese Sorge ist, zeigen nicht zuletzt die Sanierungspläne wie die eines bekannten Kaufhauses. Wenn auch die Ursache dafür nicht allein in der Inflation zu suchen ist, ist die Kaufzurückhaltung und der Wechsel zu günstigen eCommerce Anbietern ein wesentlicher Bestandteil der Krise.

Belastung für Unternehmer und Mitarbeiter

Krise, Kostenexplosion und drohender Jobverlust belasten beide, Unternehmer und Mitarbeiter. Einem großen Teil der Unternehmer (40 Prozent) ist das sehr bewusst und die Zahlen der deutschen Krankenkassen belegen die Zunahme Stress bedingter psychischer Erkrankungen. Zu den Stressoren gehören in Krisenzeiten auch Aspekte wie die Sorge um steigende Schulden und drohende Notlagen.

Die Umfrage zeigt deutlich, dass besonders Kleinunternehmer sich nach Pandemie und dann eine rasante Inflation bedrohlichen Herausforderungen stellen müssen. Umso wichtiger ist es daher, sich mit allen denkbaren Lösungswegen auseinanderzusetzen, bevor eine Insolvenz unausweichlich wird. Auch die Bindung der Kunden gehört zu diesem Katalog der Möglichkeiten. Nie war es wichtiger, den eigenen Kunden zu erklären, warum es gut und richtig ist, dem Unternehmen und seinen Angeboten treu zu bleiben.

Professionalisierung des Forderungsmanagements notwendig

Johan Agerman, Geschäftsführer der Lowell Gruppe in der DACH-Region (Deutschland, Österreich und Schweiz), kommentiert die Umfrageergebnisse: „Es ist abzusehen, dass die Inflation die Kosten auch in den kommenden Jahren weiter antreiben werden. Unternehmen sind daher gut beraten, auch über die Professionalisierung ihres Forderungsmanagements nachzudenken, um offene Posten schneller zu realisieren. Für Konsumenten andererseits ist es sicher sinnvoll, die eigenen Ausgaben gründlich zu planen. Dafür gibt es viele Hilfen, wie etwa die Fabit App, mit der wir seit 2022 zusammenarbeiten."

www.lowellgroup.de

Über die Umfrage

Die Umfrage wurde im März 2023 durchgeführt. Es wurden 250 Kleinunternehmer befragt, die mindestens einen stationären Geschäftssitz in Deutschland haben. Die Ergebnisse der Umfrage und weitere Informationen zu der momentanen Situation der Kleinunternehmer in Deutschland gibt es HIER.

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Über die Umfrage

Die Umfrage wurde im März 2023 durchgeführt. Es wurden 250 Kleinunternehmer befragt, die mindestens einen stationären Geschäftssitz in Deutschland haben. Die Ergebnisse der Umfrage und weitere Informationen zu der momentanen Situation der Kleinunternehmer in Deutschland gibt es HIER.

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