Nikolas Deskovic blickt auf eine langjährige Karriere in der Automobilbranche zurück. Er hat sich bereits Anfang des Jahrhunderts als Pionier in der Digitalisierung der Kfz-Branche und als Co-Gründer der Online-Börse Autoscout24 einen Namen gemacht und das Unternehmen zum europäischen Marktführer aufgebaut. Er promovierte am renommierten MIT (Cambridge USA) und startete zunächst bei McKinsey und durchlief daraufhin prägende Stationen in seiner beruflichen Karriere.
Derzeit ist er Geschäftsführer von InstaMotion, der E-Commerce-Plattform für geprüfte Premium-Gebrauchtwagen, die online in wenigen Minuten gekauft, finanziert und versichert werden können – inklusive Zulassung und Lieferung bis vor die Haustür. Seine Erfolge führt er auf eine konsequente Kundenorientierung und Digitalisierung des gesamten Kaufprozesses sowie die vollständige Automatisierung der Abläufe zwischen Handel, Banken und Logistik zurück.
LEADERSNET: Sie blicken auf eine erfolgreiche berufliche und unternehmerische Karriere zurück. Wie kam es zu Ihrem derzeitigen Unternehmen InstaMotion?
Deskovic: Bereits zu Autoscout24-Zeiten wollte ich neben den Online-Anzeigen ein Transaktionsgeschäft mit Gebrauchtwagen auf die Beine stellen. Leider war der Markt noch nicht reif genug. Keiner wollte ein gebrauchtes Auto ungesehen online kaufen. Erst in den letzten drei bis vier Jahren hat sich diese Situation verändert und E-Commerce spielt im Autohandel eine immer größere Rolle. Zuerst – wie so meist – in den USA und jetzt auch bei uns. Deutschland war hier durchaus langsam, aber holt nun auf. InstaMotion ist mir von meinen ehemaligen Kollegen bei McKinsey in den Schoß gelegt worden. Ich habe die Firma im Jahr 2019 übernommen und komplett reengineered. Aus einem Autohandel mit Onlineverkauf haben wir ein modernes E-Commerce-Unternehmen aufgebaut, welches für den Kunden alle Bedürfnisse rund um den Autokauf abdeckt – bequem, einfach, sicher und günstig.
LEADERSNET: Welche aktuellen Entwicklungen beobachten Sie im gesellschaftlichen Leben und in Ihrer Branche als CEO von InstaMotion?
Deskovic: Ich sehe, dass die Art und Weise, wie wir mit der Mobilität und dem Energiebewusstsein umgehen, sich stark verändert hat. Wir reisen nicht mehr so viel wie früher und nutzen umwelteffiziente Transportmittel. Die Bahn auf Mittelstrecken oder das Fahrrad in der Stadt werden viel mehr genutzt als früher, das Fliegen ist out. Corona zeigte, dass sich durch Remote Work und virtuelle Meetings geschäftliche Ziele mit wesentlich weniger Aufwand erfolgreich erreichen lassen. Das soll nicht heißen, dass wir nur noch vor den Bildschirmen sitzen. Die Reisetätigkeit wird sich jedoch weiter reduzieren – und dies zugunsten von mehr Zeit für wertschöpfendere Dinge.
LEADERSNET: Sie sind und waren überwiegend im Consulting-, Start-up- und Automobilsektor tätig. Im Automobilsektor kommt es nur zögernd bzw. widerwillig zu Innovationen. Stehen wir an einem Wendepunkt hin zu datengetriebenen Geschäftsmodellen? Wo geht die "Reise" hin? Welche aktuellen Entwicklungen beobachten Sie im digitalen Automobilsektor?
Deskovic: Ich glaube, dass sich die Branche im Umbruch befindet. Die Digitalisierung treibt alle Bereiche stark voran. Zum einen sind unsere Autos immer leistungsfähiger und werden zum Assistenten und Schutzengel im Verkehr. Zum anderen entstehen neue Nutzungsszenarien, ob bezogen auf das Eigentum oder einzelner Funktionen im Auto. Ein Auto wird nicht oft benötigt? Share- oder Subscriptionmodelle kommen dann zum Zug. Das Auto ist nicht leistungsstark genug? PS einfach online dazu buchen. Das alles geht heute schon und wird sich noch weiterentwickeln. Autonomous Driving ist ebenso möglich, wir müssen nur noch die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür schaffen. Bei der Elektrifizierung müssen wir noch an der Energiedichte der Batterien arbeiten und unsere Ladenetze ausbauen. Dann haben wir der Umwelt und uns selbst mit der Unabhängigkeit von Energie sehr viel geholfen.
LEADERSNET: Die Bereitschaft, ein Auto online zu kaufen, muss erst noch wachsen. Von heute knapp drei Prozent sollen es in den nächsten drei bis fünf Jahren über 15 Prozent werden. Wie sehen Sie der Zukunft entgegen? Wie unterscheiden Sie sich von Wettbewerbern und warum erfolgte noch kein Markteintritt in der Schweiz oder in Österreich? Gibt es hierzu Pläne?
Deskovic: Unser Fokus liegt ganz klar auf dem Kunden und seinen Wünschen. Wir wollen es ihm so einfach wie möglich machen, sowie ihn gleichzeitig abgesichert und zu attraktiven Preisen bedienen. Aus diesem Grund wird unser Kundenservice ausschließlich von Mitarbeitern mit automobiler Expertise besetzt und durch fortlaufendes "On the Job"-Training unterstützt. Der Service steht im Vordergrund, das Auto passt dazu. Wir haben noch einen riesigen Markt in Deutschland und der muss bedient werden. Eine lokale Präsenz im Ausland werden wir erst danach starten. Und schon heute verkaufen wir Autos auch ins Ausland, inklusive DACH.
LEADERSNET: Welche Rolle spielen in Ihrem Unternehmen Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG)? Was trägt Ihr Unternehmen dazu bei?
Deskovic: Wir unterstützen alle Modelle, die umweltfreundlich sind und haben über 15 Prozent unseres Bestands an EV im Angebot. Unsere Mitarbeiter arbeiten mehrerer Tage die Woche Remote und nutzen größtenteils öffentliche Verkehrsmittel in unserem Büro. Darüber hinaus haben unsere Rechenzentren eine positive grüne Bilanz und beraten unsere Kunden dahingehend, sich für energieeffizientere Fahrzeuge zu entscheiden.
LEADERSNET: Was braucht es in Deutschland, Österreich und der Schweiz um zu anderen Ländern im Start-up-Bereich aufzuholen? Was sind die kulturellen Differenzen die Sie vorfinden? Sind die Mentalitäten unterschiedlich?
Deskovic: Ich glaube nicht, dass die DACH-Länder hinten anstehen. Es sind genug Initiativen und Kreativität vorhanden. Was in Europa grundsätzlich fehlt, ist die Bereitschaft ins volle Risiko zu gehen – sowohl privat als auch unternehmerisch. Und ja, es ist schwieriger, in den DACH-Ländern Geld von Investoren einzusammeln als in der UK oder in den USA. Aber damit hat die Start-up-Szene inzwischen gelernt umzugehen und mehr Zeit und Geduld für die Investitionssuche eingeplant.
LEADERSNET: Mit Ihren Start-ups und Unternehmen ist Ihnen etwas gelungen, was heute kaum mehr möglich wäre. Unternehmen und private Haushalte kommen immer schwieriger an Kapital. Nur jene Private wie Unternehmen kommen an Finanzierungen und Kredite, welche sie erst gar nicht benötigen. Die derzeitige Inflation trifft jene härter die ohnehin jetzt schon mit wenig ihr Auskommen finden müssen. Was sollte sich ändern, dass Erfolgsstorys wie die ihre wieder möglich werden?
Deskovic: Ich bin überzeugt, dass mit der richtigen Idee und dem entsprechenden Enthusiasmus es immer – auch in schwierigen Zeiten – die Möglichkeit gibt, andere zu begeistern und auf eine neue unternehmerische Reise mitzunehmen. Wenn es gelingt, die eigene Vision mit einem qualifizierten Team umzusetzen, wird es auch gelingen, Investoren zu finden, welche diese Idee unterstützen. Aktuell haben wir schwierige Zeiten und eine Krise. Das bedeutet, dass viele Menschen zurückhaltend sind. Aber genau hier liegt die Chance, etwas Neues zu schaffen und mit Vorsprung in die Zukunft zu surfen. 9/11, Lehman und Corona haben alle überstanden und so manche Unternehmen sind davon gestärkt hervorgekommen und haben sich wunderbar weiterentwickelt. So wird es auch nach der aktuellen Kriegs- und Energiekrise sein.
LEADERSNET: Denken Sie an Dinge wie Geldanlage und Vorsorge für das Alter? Wie ist Ihr Zugang dazu? Bei der derzeitigen Inflation halbieren sich Ersparnisse und Spareinlagen innerhalb weniger Jahre. Was sind Ihre sicheren Häfen und Wertanlagen?
Deskovic: Ich habe ein Dach über dem Kopf, welches mir hoffentlich erhalten bleiben wird und meine Kinder bekommen eine gute Ausbildung. Alles andere kann in neue Ideen gesteckt werden. Unternehmen und Anteile wachsen mit der Inflation und erhalten die Werte. Am Ende geht es nicht darum mehr einzunehmen, sondern darum, etwas Sinnvolles aus der Zeit zu machen, in der man lebt. Unser Leben ist endlich, manche merken es erst, wenn es zu spät ist. Dazu will ich nicht gehören.
LEADERSNET: Ich bin neugierig, wie Sie Ihre Tage strukturieren und was Sie als am effizientesten empfunden haben, vielleicht für einen Tag an dem Sie nicht unterwegs sind. Wie verbringen Sie eigentlich Ihre Zeit? Was machen Sie gerne außerhalb des Büros? Was nimmt am Ende die meiste Zeit in Anspruch?
Deskovic: Jeder Tag ist bei mir anders, eine Routine wäre langweilig. Wichtig sind mir die Interaktionen mit anderen Menschen und die gemeinsame Suche nach Lösungen. Je komplexer, desto spannender. Die meiste Zeit verbringe ich mit Teamführung sowie der Frage "Sind wir gut genug und wie können wir die Dinge besser machen?". Und das passiert alles im Kopf. Egal, ob auf dem Fahrrad, beim Treppenlaufen oder in einer wichtigen Sitzung. Die Vision ist immer präsent und treibt mich voran. Viel Energie tanke ich mit meiner Familie und beim Segeln.
LEADERSNET: Erzählen Sie, wie sind Sie aufgewachsen, was hat Sie geprägt?
Deskovic: Ich bin in Kroatien aufgewachsen und meine Eltern stammen aus Split. Mein Vater war Bauingenieur und hat mit meiner Mutter und mir viele Jahre im Ausland gelebt, darunter im Libanon, Tunis, Italien und Deutschland. Schon als Kind habe ich die Nähe zum Meer geliebt und die Begeisterung für das Segeln entwickelt, die bis heute anhält. Ich war schon immer ein sehr begeisterungsfähiger Mensch und ich liebe es, etwas Neues auszuprobieren und mit Innovationen zu spielen. Mir fällt es nicht schwer, immer wieder ins kalte Wasser für etwas Aufregendes zu springen. Meine Zeit verbringe ich gerne mit meiner Familie und meinen Freunden.
LEADERSNET: Wenn jemand sagen würde: "Sie sind ein Vorbild für mich, Sie sind ein toller Mensch, haben eine beeindruckende Karriere hingelegt, arbeiten in einem gut gehenden Unternehmen, ich würde auch gerne so sein wie Sie." Welchen Tipp würden Sie ihm geben, um darauf vorbereitet sein?
Deskovic: Die Herausforderung war immer die Tatsache, dass es keine Garantie für ein Gelingen gab. Daran immer zu glauben und in den schwierigsten Momenten nicht aufzugeben, gehört dazu. Am Ende war es immer eine Portion Glück, die den Unterschied ausgemacht hat. Wenn einem dann die Gelegenheit gegeben wird, darf man sie nicht mehr aus der Hand lassen. Mein Tipp: Wer das Glas halb voll sieht anstatt leer, ist auf dem richtigen Weg.
LEADERSNET: Was ist der beste Ratschlag, den Sie für ihre berufliche Laufbahn und Ihr Leben je erhalten haben? Was ist die wichtigste Lektion, die Sie aus all dem gelernt haben?
Deskovic: Treffe eine Entscheidung lieber zu früh als zu spät. Die Erste kannst du noch managen, die Zweite nicht. Eine weitere wichtige Lektion, die ich gelernt habe, ist, dass das Team sowie der Zusammenhalt das Wichtigste für den Erfolg sind.
www.instamotion.com
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