Krankheitskosten: Frauen "teurer" als Männer

| Alexander Schöpf 
| 04.08.2022

Krankheiten des Kreislaufsystems verursachen die höchsten Kosten.

431,8 Milliarden Euro – So hoch waren im Jahr 2020 die Kosten, die durch Krankheiten und Gesundheitsprobleme in Deutschland ausgelöst wurden. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) jetzt mitteilt, sind die Krankheitskosten damit im Vergleich zu 2015 insgesamt um 28 Prozent gestiegen.

Die durchschnittlichen Pro-Kopf-Kosten haben sich von 2015 bis 2020 um 25 Prozent auf 5.190 Euro erhöht. Bei Frauen lagen sie 2020 mit 5.690 Euro etwa um 1.000 Euro höher als bei Männern. Jedoch haben sich die Pro-Kopf-Kosten von Männern und Frauen im Zeitverlauf kontinuierlich angeglichen. 2002 entfielen auf Frauen pro Kopf noch 38 Prozent höhere Kosten als auf Männer, 2008 waren es 27 Prozent, 2015 noch 22 % und 2020 noch 21 Prozent.

Höhere Kosten durch höhere Lebenserwartung

Die höheren Pro-Kopf-Kosten bei Frauen sind neben der unterschiedlichen Bedeutung typischer geschlechtsspezifischer Erkrankungen und den Kosten durch Schwangerschaft und Geburt vor allem auf die höhere Lebenserwartung beziehungsweise den größeren Anteil an den Älteren und Hochbetagten zurückzuführen.

Von den fast 2,5 Millionen hochbetagten Menschen, die 2020 mindestens 85 Jahre alt waren, waren 66 Prozent weiblich. Die Angleichung der Pro-Kopf-Kosten zwischen Männern und Frauen ist daher auch durch eine Annäherung der Lebenserwartung und somit einen gestiegenen Männeranteil an den 85-Jährigen und Älteren zu erklären (2002: 24 Prozent, 2020: 34 Prozent).

Krankheiten des Kreislaufsystems verursachen die höchsten Kosten

Auch im Jahr 2020 verursachten Krankheiten des Kreislaufsystems mit 56,7 Milliarden Euro die höchsten Krankheitskosten, dicht gefolgt von psychischen und Verhaltensstörungen mit 56,4 Milliarden Euro. Somit machten beide Krankheitskapitel jeweils rund 13,1 Prozent des gesamten Krankheitskostenvolumens aus. Im Jahr 2002 lagen die Kosten für Krankheiten des Kreislaufsystems mit einem Gesamtkostenanteil von 15,4 Prozent noch um 4,4 Prozentpunkte höher als die Kosten für psychische und Verhaltensstörungen.

Krankheiten des Kreislaufsystems waren bei Männern mit durchschnittlich 710 Euro pro Kopf mit höheren Kosten verbunden als bei Frauen (650 Euro), ein umgekehrtes Bild zeigte sich bei psychischen und Verhaltensstörungen. Hier lagen die Krankheitskosten pro Kopf bei Frauen bei durchschnittlich 820 Euro, bei Männern bei 540 Euro.

Krankheiten des Verdauungssystems verursachten mit 47,1 Milliarden Euro oder 10,9 Prozent die dritthöchsten Krankheitskosten. Bestimmt werden sie überwiegend von den Kosten für zahnärztliche Leistungen und Zahnersatz. An vierter Stelle folgten Neubildungen, also vor allem Krebserkrankungen, mit 43,8 Milliarden Euro oder 10,1 Prozent der Krankheitskosten. Damit war rund die Hälfte der Kosten auf vier Krankheitskapitel zurückzuführen.

Krankheitskosten steigen mit dem Lebensalter an

Mit fortschreitendem Alter nahmen die Krankheitskosten deutlich zu. Über die Hälfte entfiel auf die Bevölkerung ab 65 Jahren, mit steigender Tendenz. Auf die unter 15-Jährigen entfielen mit 2.440 Euro die geringsten Pro-Kopf-Kosten. 2015 war noch die Altersgruppe 15 bis 29 Jahre diejenige mit den geringsten Krankheitskosten pro Kopf. Die höchsten Pro-Kopf-Kosten entstanden bei den 85-Jährigen und Älteren mit 25.350 Euro, die damit fast fünfmal so hoch wie der Durchschnitt waren.

www.destatis.de

Methodische Hinweise

Die Krankheitskostenrechnung schätzt die ökonomischen Folgen von Krankheiten für die deutsche Volkswirtschaft ab. Zu den Kosten zählen die unmittelbar mit einer medizinischen Heilbehandlung, Präventions-, Rehabilitations- oder Pflegemaßnahme verbundenen Ausgaben.

Aufgrund der weitgehenden Übereinstimmung der Datengrundlagen sind die Krankheitskostenrechnungen 2020 und 2015 im sehr hohen Maße miteinander vergleichbar. Ferner bietet die Krankheitskostenrechnung eine wichtige Grundlage für weitere Analysen wie altersstandardisierte Geschlechtsvergleiche. Ausführliche Erläuterungen zur Methodik und Vergleichbarkeit zu früheren Ergebnissen sind im Qualitätsbericht zu finden.

Krankheitskosten im Zusammenhang mit COVID-19 werden nicht explizit in der Krankheitskostenrechnung 2020 ausgewiesen, da sich die verwendeten Basisstatistiken vornehmlich auf Hauptdiagnosen beziehen. Gemäß der Kodierempfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Juli 2020 ist COVID-19 eine Nebendiagnose.

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Die Krankheitskostenrechnung schätzt die ökonomischen Folgen von Krankheiten für die deutsche Volkswirtschaft ab. Zu den Kosten zählen die unmittelbar mit einer medizinischen Heilbehandlung, Präventions-, Rehabilitations- oder Pflegemaßnahme verbundenen Ausgaben.

Aufgrund der weitgehenden Übereinstimmung der Datengrundlagen sind die Krankheitskostenrechnungen 2020 und 2015 im sehr hohen Maße miteinander vergleichbar. Ferner bietet die Krankheitskostenrechnung eine wichtige Grundlage für weitere Analysen wie altersstandardisierte Geschlechtsvergleiche. Ausführliche Erläuterungen zur Methodik und Vergleichbarkeit zu früheren Ergebnissen sind im Qualitätsbericht zu finden.

Krankheitskosten im Zusammenhang mit COVID-19 werden nicht explizit in der Krankheitskostenrechnung 2020 ausgewiesen, da sich die verwendeten Basisstatistiken vornehmlich auf Hauptdiagnosen beziehen. Gemäß der Kodierempfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Juli 2020 ist COVID-19 eine Nebendiagnose.

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