Krautreporter hat gemeinsam mit dem russischen Magazin Meduza innerhalb von einer Woche eine Crowdfunding-Kampagne aufgestellt, um dieses zu retten. Wie Krautreporter-Herausgeber Sebastian Esser erklärt, dass Meduza das größte noch funktionierende unabhängige russische Medium ist und wegen seiner finanziellen Situation einen Notruf gesendet hat. Der ehemalige Krautreporter-Autor Moritz Gathmann, der jetzt bei Cicero tätig ist und sich derzeit in der Ukraine aufhält, habe darauf hingewiesen, dass schnelle Hilfe jetzt gut wäre.
Redaktionssitz in Riga
"Seit Ausbruch des Krieges verbringen wir bei Krautreporter die Tage vor Twitter und verfolgen den Krieg in der Ukraine, hilflos und tatenlos. Die Aussicht, etwas zu tun, ist genau das, was wir als Redaktion brauchen", schreibt Esser in einem Blog-Eintrag über die Aktion.
Man habe schon Erfahrungen mit solchen Situationen und habe sich deshalb dazu entschieden, gemeinsam mit Meduza eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben zu rufen. Meduza sei ein Ausnahmefall unter den unabhängigen Medien in Russland. Denn bereits seit der Annektion der Krim 2014 sitzt die Redaktion in Riga (Lettland), also in der Europäischen Union und ist damit nicht den drastischen russischen Zensurmaßnahmen unterworfen.
"Ausländische Agenten"
Dennoch haben diese Auswirkungen auf das Medium: Sämtliche Einnahmen aus Werbung gingen Meduza im vergangenen Jahr verloren, als die russischen Behörden die Journalist:innen des Magazins als "ausländische Agenten" eingestuft und mit harten Auflagen versehen hatten. Da die 50-köpfige Redaktion von heute auf morgen ohne Einnahmen da stand, sprangen die Leser:innen ein und begannen zu spenden. Mehr als 30.000 Mitglieder, fast ausschließlich russische, finanzierten Meduzas Berichterstattung, um weiter von den Regierungsmedien unabhängige Informationen zu erhalten.
Seit dem Ausbruch des Kriegs und den dadurch verbundenen Sanktionen, die es nicht mehr ermöglichen Geld aus Russland in die EU zu transferieren, steht Meduza wieder ohne Einnahmen da. Deshalb wendet sich Meduza jetzt mit der Unterstützung von Krautreporter an Menschen in Europa und Nordamerika, um den Fortbestand des Mediums zu garantieren. Innerhalb kürzester Zeit wird eine Kampagne entwickelt, die für ein westliches Publikum funktioniert und die technische Infrastruktur aufgesetzt um die Zahlungen der Unterstützer:innen entgegennehmen zu können.
1.000 Unterstützer:innen am ersten Tag
Diesen Montag ist die Crowdfunding-Kampagne schließlich gelauncht worden und konnte innerhalb der ersten 24 Stunden bereits über 1.000 Unterstützer:innen motivieren. "Bei 10.000 Unterstützern können sie weitermachen", so Esser gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Das Ziel seien jedoch 30.000. Hier kann Meduza unterstützt werden. (as)
www.krautreporter.de
www.meduza.io
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