Die fünf wertvollsten Unternehmen der Welt sind Nvidia, Apple, Microsoft, Alphabet und Google, während Meta laut Companies Marketcap derzeit den achten Platz der globalen Rangliste einnimmt.
Gemein ist diesen Unternehmen nicht nur ihre US-amerikanische Herkunft, sondern auch ihre prägende Rolle im Tech-Sektor – und aufgrund der recht einseitigen Verteilung haben sich Vertreter der deutschen Bundesregierung und der französischen Staatsregierung am Dienstag in Berlin eingefunden.
Abgehalten wurde der "Summit on European Digital Sovereignty" auf dem EUREF-Campus in Berlin. Sein erklärtes Ziel war es ab zehn Uhr morgens, "zentrale Aspekte für eine unabhängige, sichere und innovationsfreundliche digitale Zukunft Europas weiterzuentwickeln", wie das Bundesministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung unter Karsten Wildberger vorab erklärte.
Stärkung der Startups im Fokus
Am Vormittag standen insbesondere Startups und kleine bis mittelständische Unternehmen im Fokus der Gesprächsrunden. KMU würden durch Überregulierung, komplexe Vorschriften und bürokratische Hürden an Innovation und Wachstum gehindert - in der Schlussfolgerung ist die Wettbewerbsfähigkeit Europas deshalb auch mit besseren Bedingungen für Firmen dieses Segments verknüpft.
Auch Verena Pausder, Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands, war beim Gipfel zu Gast (Bild: Screenshot / Bundesministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung)
Eine Runde um Thomas Steffen, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, betonte außerdem, dass neben der Förderung von Innovation und Finanzierung auch eine Stärkung der Beziehungen zwischen aufstrebenden Startups und etablierten Industrien erforderlich ist, um Unabhängigkeit und Wachstum zu gewährleisten.
Daten sind "wertvollste Ressource Europas"
Mit Aude Durand (Scaleway), Timotheus Höttges (Deutsche Telekom) oder Rolf Schumann (Schwarz Digits) wurde derweil der "Schutz der wertvollsten Ressource Europas" behandelt, nämlich Daten. Die deutschen und französischen Vertreter führender europäischer Cloud-Angebote warben für die lokale Lagerung dieser Ressource, für die bei einem überwiegenden Teil hiesiger Unternehmen bisher US-amerikanische Lösungen zum Einsatz kommen.
Nach der Mittagspause ging es unter anderem mit Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst um die EUDI Wallet - eine europaweite digitale Brieftasche, mit der Bürger Ausweise, Führerscheine oder Zeugnisse sicher auf dem Smartphone speichern und elektronisch vorzeigen können sollen.

Caroline Stage Olsen auf der Bühne des Summit on European Digital Sovereignty (Bild: Screenshot / Bundesministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung)
Neben deutschen und französischen Speakern aus Politik und Wirtschaft fand sich auch Caroline Stage Olsen, Ministerin für Digitalisierung in Dänemark, für eine Keynote in Berlin ein.
Das neue European Digital Infrastructure Consortium (EDIC) will unterdessen verdeutlichen, wie "offene, souveräne digitale Gemeingüter in ganz Europa skaliert werden können", was sowohl Verwaltungen als auch Bürgern zugutekommen soll.
Die wenige Stunden vorher noch beim SZ Wirtschaftsgipfel präsente Verena Pausder, Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands, nahm an einem Panel rund um fairere Marktbedingungen und Regulierungstools teil.
Merz beschwört den "deutsch-französischen Motor"
Um zu unterstreichen, dass die digitale Souveränität des Alten Kontinents Chefsache ist, haben sich zum Höhepunkt des "Summit on European Digital Sovereignty" sowohl Bundeskanzler Friedrich Merz als auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Berlin ans Rednerpult begeben.
Der CDU-Politiker begrüßte die Vertreter der insgesamt zehn teilnehmenden EU-Staaten und erinnerte daran, dass in der digitalen Sphäre schnelles Handeln gefragt ist – schließlich sei Abhängigkeit in diesen Bereichen auch ein Machtinstrument, das gegen Europa genutzt werden kann. Er sprach sich gegen Isolation und Protektionismus aus und mahnte, dass reine Regulation nicht ausreiche.

Friedrich Merz am Dienstag in Berlin (Bild: Screenshot / Bundesministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung)
Auch Merz verknüpfte den Bedarf an Bürokratiereduzierung mit dem Raum für Innovationen und verwies auf laufende Maßnahmen, die sich von Deutschland mittelfristig auf die EU erstrecken sollten. Das führe zu mehr Entwicklungen im technischen Sektor. Er appellierte außerdem ausdrücklich an europäische Cloud-Anbieter, in Europa zu investieren – sie werden dem Kanzler nach dringend gebraucht.
"Die nächste KI-Generation soll in Europa geprägt werden", so Merz. Deshalb sei jede Entscheidung, ob man in den Europa investieren will oder nicht, auch eine Entscheidung, ob man die digitale Souveränität des Kontinents unterstütze oder nicht.
Der Kanzler motivierte, dass Deutschland technologischer Anführer werden und ganz Europa vom starken, deutsch-französischen Motor profitieren könne.
Macron gegen "Freie-Meinungsäußerungs-Agenda"
Emmanuel Macron erwähnte die Zeitkomponente im technologischen Wettrennen noch einmal und sagte, dass Europas digitale Souveränität in erster Linie durch Innovation und dem Schutz der eigenen Daten erreicht werden kann. Letzterer sei jedoch nicht mit Protektionismus zu verwechseln. Gleichzeitig bringe die beste Regulation der Welt nichts, wenn man alle Champions den Vereinigten Staaten und China überlässt.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (Mitte) während der Merz-Rede in Berlin (Bild: Screenshot / Bundesministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung)
Der Präsident beschwor die "deutsch-französische Konvergenz", hob die Vorzüge der europäischen Region hervor und rief ins Gedächtnis, welche Potenzial ein Markt von rund 450 Millionen Konsumenten bietet. Dabei sollen die demokratischen Werte des Kontinents stets im Vordergrund bleiben.
Auch Macron warb für private Investments, während im KI-Sektor zudem Rechenkraft und talentiertes Personal gefragt seien. Darüber hinaus sprach er sich für den Schutz von Kindern im digitalen Kontext aus, etwa vor Cyberbullying oder Pornographie.
Plattformen müssten entsprechend reguliert werden - und man solle der "Freie-Meinungsäußerungs-Agenda", die solchen Maßnahmen gegenübersteht, keinen Glauben schenken.
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