Gelebte Kaffeepolitik
Ja, bitte skalieren: LAP Coffee macht die City besser, nicht ärmer

Die Kaffeekette LAP Coffee bringt den günstigen Kaffee in die deutschen Großstädte zurück. Das sorgt in Teilen der Bevölkerung für einen Aufschrei. Doch der bewegt sich argumentativ auf dünnem Eis - das zeigt der Blick nach Italien.

LAP Coffee trifft einen Nerv, weil das Konzept drei Dinge zusammenbringt, die in guten City-Lagen in Deutschland mittlerweile selten gleichzeitig zu haben sind: verlässlich niedrige Preise, schnelle Abläufe und hohe Flächeneffizienz. Die Kette setzt auf sehr kleine, zentral gelegene Shops mit schlanker Karte und standardisierten Prozessen; dadurch sinken Fixkosten pro Becher, Wartezeiten schrumpfen, und die Qualität bleibt über Standorte hinweg konstant.

Für Berufstätige bedeutet das Planbarkeit im Alltag statt Lifestyle-Aufpreis — ein Cappuccino für deutlich unter dem Marktniveau. Ökonomisch wirkt das wie ein Preissignal an den gesamten Markt: Mitbewerber müssen nachziehen und Leerstände auf Mikro-Flächen werden produktiv genutzt. Skaleneffekte im Einkauf und eine dichte Logistik halten die Stückkosten niedrig; die Ersparnis landet direkt beim Kunden und erhöht die Konsumentenrente.

Turbokapitalistische Verdrängung und Pseudonachhaltigkeit?

Dennoch stößt LAP Coffee hierzulande auf mächtig Gegenwind. Die heftigste Kritik dreht sich erstens um Verdrängung und Gentrifizierung: Mit Kampfpreisen und schneller Flächenexpansion setze die Kette unabhängige Cafés unter Druck; in Berlin gab es Boykottaufrufe, vereinzelte Schmierereien und viel online-Gegenwind. Zweitens gilt LAP vielen als Symbol für "Turbo-Kapitalismus": ein VC-getriebenes Roll-out, das auf Standardisierung und Skalierung setzt; die Debatte reicht von nüchternen Investorenmeldungen bis zu scharf aktivistischen Angriffen auf "Tech-Kapital". Außerdem wird Preis- und Qualitätsnachhaltigkeit hinterfragt: Sind 1,50 € für den Espresso bzw. 2,50 € für den Cappuccino ohne versteckte Subventionen oder Qualitätsabstriche dauerhaft haltbar – oder handelt es sich um faktisches Dumping?

Wer den Untergang der Kaffeekultur beschwört, übersieht: Im kulturellen Vorbild Italien funktioniert das Modell seit Jahrzehnten – dicht, schnell, bezahlbar. Der kurze Espresso "al banco" zeigt dort schon seit jeher, wie guter Kaffee als niederschwelliges Ritual funktioniert — dicht, schnell, bezahlbar, ohne Sitz- und Servicezwang. Übertragen auf deutsche Innenstädte entsteht so ein Anker für Laufkundschaft: weniger Barista-Theater, mehr Versorgung. Unterm Strich ist weitere Expansion kein „Billigprojekt“, sondern eine produktivitätsgetriebene Aufwertung der Nahversorgung: mehr Auswahl, mehr Wettbewerb, lebendigere Straßen — und ein Preisniveau, das den urbanen Alltag messbar entlastet.

 

Zahlen & Fakten zu LAP Coffee

  • Gründung/Team: 2023 in Berlin; Gründer Ralph Hage und Tonalli Arreola. Erster Store im September 2023 in Berlin-Mitte.
  • Name & Claim:LAP“ = Life Among People; Positionierung: schneller, qualitativ guter Alltagskaffee.
  • Preise: Espresso 1,50 €, Americano 2,00 €, Filter 2,50 €, Cappuccino 2,50 €, Latte 3,00 €, Flat White 3,00 €, Matcha/Chai 4,00 €.
  • Konzept: Kleinstflächen in Toplagen, schlanke Karte, standardisierte/teilautomatisierte Abläufe, hoher Durchsatz – Fokus To-go.
  • Standorte (Herbst 2025): rund 16 in Berlin, 4 in München; Hamburg seit September 2025 (Start im Schanzenviertel).
  • Expansion 2025: aktuell Fokus auf die drei Kernstädte (Berlin, München, Hamburg)
  • Finanzierung/Investoren: u. a. HV Capital, FoodLabs, Roundtable/Origins; jüngere Runde mit Insight Partners berichtet.
Doris Tobollik
Ich gehöre zur älteren Generation und war anfangs skeptisch gegenüber den kleinen Cafés von LAP. In meiner Generation ist ein Café ein gemütlicher Ort, an dem man sich mit der Freundin trifft, um einen guten Kaffee mit einem Stück leckeren Kuchen zu essen und die Neuigkeiten auszutauschen. Da passte LAP so gar nicht in mein Weltbild. Inzwischen gefällt sogar mir die Effizienz der LAP - Kette, die hochwertige Getränke zu einem günstigen Preis anbieten für einen schnellen Café für zwischendurch.

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Zahlen & Fakten zu LAP Coffee

  • Gründung/Team: 2023 in Berlin; Gründer Ralph Hage und Tonalli Arreola. Erster Store im September 2023 in Berlin-Mitte.
  • Name & Claim:LAP“ = Life Among People; Positionierung: schneller, qualitativ guter Alltagskaffee.
  • Preise: Espresso 1,50 €, Americano 2,00 €, Filter 2,50 €, Cappuccino 2,50 €, Latte 3,00 €, Flat White 3,00 €, Matcha/Chai 4,00 €.
  • Konzept: Kleinstflächen in Toplagen, schlanke Karte, standardisierte/teilautomatisierte Abläufe, hoher Durchsatz – Fokus To-go.
  • Standorte (Herbst 2025): rund 16 in Berlin, 4 in München; Hamburg seit September 2025 (Start im Schanzenviertel).
  • Expansion 2025: aktuell Fokus auf die drei Kernstädte (Berlin, München, Hamburg)
  • Finanzierung/Investoren: u. a. HV Capital, FoodLabs, Roundtable/Origins; jüngere Runde mit Insight Partners berichtet.

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