LEADERSNET: Kinder wachsen heute mit Tablets, Apps und KI-Lernsystemen auf. Brauchen Kinder in einer Welt voller Tablets und KI überhaupt noch Bastelmaterial?
Britta Loick: Kinder wachsen heute selbstverständlich mit digitalen Medien auf: Das ist Realität und auch sinnvoll, wenn es um Lernen und Vernetzung geht. Doch gerade deshalb brauchen sie einen Ausgleich – Räume, in denen sie mit den Händen arbeiten, eigene Ideen ausprobieren und Kreativität ohne Bildschirm erleben. Unsere Vision ist nicht digital gegen analog, sondern ein gesunder Mix. Genau das bietet Playmais: ein Material, das einfach, sicher und nachhaltig ist und Kindern Freiräume für offenes, selbstbestimmtes Gestalten eröffnet – ohne digitale Reizüberflutung.
LEADERSNET: Back to Basics klingt nach Rückschritt – warum ist gerade das heute ein echter Vorteil?
Britta Loick: Ja, absolut. Eltern und Pädagog:innen suchen zunehmend nach analogen Erlebnissen. Playmais trifft genau diesen Nerv: Kinder dürfen mit allen Sinnen gestalten, ohne Anleitung und starre Vorgaben. Das stärkt Kreativität, Konzentration und Selbstbewusstsein – Kompetenzen, die in der digitalen Welt immer wichtiger werden. Unser Ansatz ist nicht nostalgisch, sondern hochaktuell: Back-to-Basics ist die Zukunft, weil es Kindern etwas gibt, das sie digital nicht erleben können – die unmittelbare Freude am eigenen Schaffen.
LEADERSNET: Ein Spielzeug ganz ohne Technik – wie kommt das bei Eltern und Pädagog:innen an?
Britta Loick: Die Resonanz ist ausschließlich positiv. Viele Eltern und Pädagog:innen sagen uns, dass sie Playmais als wohltuende Ergänzung empfinden. Eltern schätzen, dass ihre Kinder Ruhe finden, sich lange selbst beschäftigen und kreativ gefördert werden. Pädagog:innen betonen den Mehrwert: Feinmotorik, Konzentration und Teamarbeit lassen sich mit Playmais trainieren – ohne Bildschirm oder Strom. Heute ist fast alles digitalisiert, da ist die Entscheidung für ein analoges, haptisches Produkt willkommen. Mit Playmais bieten wir diesen Gegenpol: eine Auszeit vom Digitalen, die Kindern und Erwachsenen guttut.
LEADERSNET: Playmais basiert auf Mais – ein landwirtschaftliches Produkt. Sind Sie das Paradebeispiel dafür, wie Landwirtschaft neu gedacht und wertschöpfend genutzt werden kann?
Britta Loick: Ja, Playmais ist genau das: ein sehr gutes Beispiel dafür, wie sich landwirtschaftliche Rohstoffe kreativ und nachhaltig weiterdenken lassen. Wir verwandeln Mais – ein Naturprodukt – in ein Bastelmaterial, das Kinder weltweit begeistert. Dadurch zeigen wir auch, dass Landwirtschaft und Innovation Hand in Hand gehen können, jenseits von Lebensmitteln oder Energieproduktion. Ich sehe Playmais deshalb auch als Modell für nachhaltige Wertschöpfung: aus einem nachwachsenden Rohstoff entsteht nicht nur ein Produkt, sondern ein positiver Kreislauf, der Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft gleichermaßen zugutekommt.
LEADERSNET: Welche Rolle spielen regionale Lieferketten und nachhaltige Produktion in Ihrem Geschäftsmodell?
Britta Loick: Regionale Lieferketten und nachhaltige Produktion sind zentral für unser Geschäftsmodell. Playmais wird komplett in Deutschland produziert – vom Maisgrieß bis zur Verpackung. Das sichert Qualität, kurze Transportwege und eine gute ökologische Bilanz. Unsere Verpackungen sind ressourcenschonend, und wir arbeiten kontinuierlich daran, Prozesse effizienter und klimafreundlicher zu machen. Kund:innen bekommen so ein Produkt, das nachhaltig gedacht und hergestellt ist – transparent und konsequent.
LEADERSNET: Wie schwer war es, in der Spielwarenbranche konsequent biologisch abbaubare Materialien durchzusetzen?
Britta Loick: Es war nicht leicht. Die Spielwarenbranche ist traditionell stark von Plastik und Massenproduktion geprägt. Als wir vor 25 Jahren mit einem zu 100 % biologisch abbaubaren Produkt antraten, war das ungewohnt und erklärungsbedürftig. Wir mussten viel Überzeugungsarbeit leisten, um zu zeigen, dass Nachhaltigkeit und Spielspaß kein Widerspruch sind. Anfangs stand oft die Frage im Raum: ‚Hält das überhaupt? Funktioniert das?‘ – und genau da hat Playmais mit seiner einfachen Funktionsweise überzeugt. Heute sehen wir: Nachhaltigkeit ist kein Nischenthema mehr, sondern wird erwartet. Dass wir so früh konsequent diesen Weg gegangen sind, ist heute unser klarer Wettbewerbsvorteil.
LEADERSNET: In wie vielen Ländern ist Playmais inzwischen erhältlich – und wo sehen Sie die größten Wachstumspotenziale?
Britta Loick: Playmais ist in 22 Ländern erhältlich, vor allem in Europa, aber auch in den USA, der Türkei und weiteren Märkten. Das zeigt, dass Kreativität und Nachhaltigkeit weltweit geschätzt werden. Die größten Potenziale sehen wir in Nordamerika und Asien: In den USA wächst die Nachfrage nach sicheren, nachhaltigen Geschenkideen, in Asien nach pädagogischem Lernspielzeug. Unsere Strategie ist, diese Märkte auszubauen und in Europa präsent und innovativ zu bleiben – um Playmais Schritt für Schritt als globale Marke zu etablieren.
LEADERSNET: Sie haben die USA als einen Ihrer wichtigsten Zukunftsmärkte genannt – warum ist gerade dieser Markt so entscheidend für Playmais?
Britta Loick: Richtig, die USA spielen eine zentrale Rolle in unserer internationalen Strategie. Zum einen ist der amerikanische Markt einer der größten Spielwarenmärkte weltweit: Wer hier erfolgreich ist, gewinnt auch international an Sichtbarkeit und Relevanz. Zum anderen passen unsere Werte perfekt zu den aktuellen Entwicklungen: Nachhaltigkeit und Sicherheit werden zunehmend nachgefragt, zugleich gibt es eine starke Kultur für kreative Geschenkartikel. Diese Kombination macht Playmais in den USA besonders attraktiv. Deshalb sehen wir die USA nicht nur als Absatzmarkt, sondern auch als Impulsgeber, um Playmais global weiterzuentwickeln und die Marke zu stärken.
LEADERSNET: Gibt es Unterschiede zwischen europäischen und amerikanischen Kund:innen, wenn es um Nachhaltigkeit, Kreativität und Preisbereitschaft geht?
Britta Loick: Ja, die Unterschiede sind spürbar. Europäische Kund:innen stellen Nachhaltigkeit stark in den Vordergrund und akzeptieren dafür auch höhere Preise. In den USA ist der Markt stärker von Preis und Größe geprägt: Viele erwarten große Sets mit "Wow-Effekt", während Nachhaltigkeit zwar wächst, aber noch nicht so kaufentscheidend ist. Beide Märkte verbindet der Wunsch nach kreativem Spielzeug und einer Marke, der Eltern vertrauen. Playmais punktet daher in Europa mit Nachhaltigkeit und Sicherheit, in den USA mit der Kombination aus Sicherheit, Kreativität, Geschenkcharakter und Umweltverträglichkeit.
LEADERSNET: Arbeiten Sie mit lokalen Partnern oder setzen Sie auf den Direktvertrieb?
Britta Loick: Wir setzen auf einen Mix aus lokalen Partnern und Direktvertrieb. In Europa arbeiten wir mit Handelspartnern und Distributoren zusammen, die die Märkte gut kennen. Gleichzeitig nutzen wir E-Commerce, um international sichtbar zu sein und direktes Feedback von Eltern und Pädagog:innen zu bekommen. Lokale Partnerschaften schaffen Nähe und Vertrauen, der Direktvertrieb Flexibilität und Reichweite. Beides zusammen macht unsere Strategie stark.
LEADERSNET: Sie haben Playmais von einer Idee zu einem internationalen Player entwickelt – was war für Sie persönlich der entscheidende Wendepunkt?
Britta Loick: Der Wendepunkt war, als wir merkten, dass Playmais nicht nur in Deutschland funktioniert, sondern auch international Begeisterung auslöst. Die ersten Aufträge aus dem Ausland waren die Bestätigung: Unsere Idee hat globale Relevanz. Bis dahin war es ein mutiger Weg, da die Branche von Plastik dominiert war und Basteln mit Mais ungewöhnlich wirkte. Der Schritt ins Ausland zeigte, dass wir keine Nischenidee, sondern eine Marke mit Zukunft sind – und motivierte mich, Playmais so weiterzuentwickeln, dass Kinder weltweit kreativ und nachhaltig spielen können.
LEADERSNET: Was nehmen Sie aus Ihrer Zeit als Lehrerin direkt mit in die Playmais-Entwicklung?
Britta Loick: Meine Zeit als Lehrerin prägt meine Arbeit bis heute. Ich weiß, wie wichtig es ist, Kinder nicht nur zu beschäftigen, sondern sie pädagogisch zu fördern: durch Kreativität, Eigeninitiative und gemeinsames Erleben. Dieses Verständnis fließt in Playmais ein: Wir entwickeln Produkte mit dem Blick darauf, welche Kompetenzen Kinder spielerisch stärken können. Mein Hintergrund hilft mir, den Dialog mit Pädagog:innen und Eltern auf Augenhöhe zu führen. So wird Playmais nicht nur ein Spielzeug, sondern ein Werkzeug für ganzheitliches Lernen.
LEADERSNET: Wenn Sie jungen Gründer:innen einen Tipp geben könnten, um nachhaltige Produkte erfolgreich zu machen – welcher wäre das?
Britta Loick: Mein wichtigster Tipp wäre: Seid kompromisslos authentisch. Nachhaltigkeit funktioniert nur dann, wenn sie nicht als Marketing-Etikett, sondern als echter Kern des Produkts und des Unternehmens gedacht ist. Man sollte von Anfang an transparent arbeiten, Prozesse ehrlich hinterfragen und auch bereit sein, schwierige Wege zu gehen, statt Abkürzungen zu nehmen. Kund:innen spüren sehr genau, ob ein nachhaltiges Produkt echt gemeint ist oder nicht. Wenn die Haltung stimmt, dann wird Nachhaltigkeit nicht zum Kostenfaktor, sondern zum größten Wettbewerbsvorteil.
LEADERSNET: Wo sehen Sie Playmais in fünf Jahren international?
Britta Loick: In fünf Jahren wollen wir Playmais als globale Lovebrand etablieren – eine Marke, die nicht nur gekauft, sondern geliebt und weiterempfohlen wird. Besonders in Nordamerika und Asien sehen wir großes Wachstumspotenzial.
LEADERSNET: Und wie entwickeln Sie die Produkte weiter?
Britta Loick: Wir erweitern unser Sortiment um neue Bastelthemen und pädagogische Produkte für Kitas und Schulen. Ein Schwerpunkt liegt auf Spielideen, die die STEAM-Fächer fördern. STEAM steht für Science (Naturwissenschaften), Technology (Technologie), Engineering (Ingenieurwesen), Arts (Kunst) und Mathematics (Mathematik). Ganz wichtig ist mir außerdem, die Community einzubinden: Kinder, Eltern und Pädagog:innen sollen Playmais aktiv mitgestalten.
LEADERSNET: Wird es digitale Ergänzungen geben oder bleiben Sie konsequent beim "Hands-on"-Prinzip?
Britta Loick: Das Hands-on-Prinzip bleibt das Herz von Playmais. Kinder sollen mit den Händen gestalten, ihrer Fantasie freien Lauf lassen und beim Basteln echte Erfolgserlebnisse haben. Daran wird sich nichts ändern. Gleichzeitig überdenken wir gerade eine digitale Ergänzung, die genau dieses Bastelerlebnis fördert. Sie soll Kinder mit Ideen inspirieren, Tipps geben für neue Bauweisen und es noch leichter machen, Playmais kreativ einzusetzen. Für uns ist klar, dass Digital niemals Ersatz sein darf, sondern immer Verstärkung des Analogen, weil Kinder heute ohnehin schon sehr viel Zeit vor Bildschirmen verbringen.
LEADERSNET: Wenn Sie auf Ihre Reise zurückblicken: Welches Learning hat Sie als Unternehmerin am meisten geprägt?
Britta Loick: Mein größtes Learning war, dass Authentizität und Durchhaltevermögen die Schlüssel zum Erfolg sind. Als wir mit Playmais gestartet sind, war das Produkt für viele Händler und Eltern zunächst etwas völlig Neues. Basteln mit Mais, ohne Kleber, biologisch abbaubar. In einer Spielwarenwelt voller Plastik musste ich immer wieder erklären, warum wir diesen Weg gehen. Hätte ich versucht, mich anzupassen oder Playmais ‚marktgerechter‘ zu machen, hätten wir unsere Einzigartigkeit verloren. Ich habe gelernt, dass Unternehmertum bedeutet, den Mut zu haben, echt zu bleiben, auch wenn das bedeutet, Gegenwind auszuhalten.
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