Frist läuft bald ab
Wie steht es eigentlich um Trumps Strafzölle gegen die EU?

| Redaktion 
| 22.07.2025

Anfang April hat US-Präsident Donald Trump den "Liberation Day" ausgerufen und erklärt, wie sich die Vereinigten Staaten von der wirtschaftlichen Benachteiligung durch den Rest der Welt befreien möchten: Mit Strafzöllen. Nach zwei Aufschüben der dazugehörigen Frist für die Europäische Union könnten sie bei einem ausbleibenden Deal zum 01. August tatsächlich in Kraft treten – und an Vergeltungsmaßnahmen wird längst gefeilt.

Eine militärische Auseinandersetzung zwischen Israel und Iran, die eigenhändige Zerstörung der dortigen Atomanlagen, das Zerwürfnis mit Elon Musk, ein von Alligatoren umzingeltes Abschiebegefängnis oder der beispiellos fragwürdige Umgang mit dem Epstein-Skandal:

Obwohl keine vier Monate verstrichen sind, seit US-Präsident Donald J. Trump sein umfangreiches Strafzoll-Programm im Rosengarten des Weißen Hauses präsentiert hat, ist rund um die Vereinigten Staaten in der Zwischenzeit eine Menge passiert.

Gerade aus europäischer Sicht werden die sogenannten reziproken Zölle des US-Präsidenten dieser Tage jedoch wieder zum zunehmend drängenden Thema: Nach der ursprünglichen Verkündung konnten sich Donald Trump und Ursula von der Leyen zunächst auf einen Aufschub bis zum 09. Juli einigen, der wiederum kurz vor Ablauf noch einmal verlängert wurde – bis zum Freitag, 01. August.

Auch ein Deal wäre scheinbar teuer

Wie das Wall Street Journal berichtet, hat man sich seitens der Europäischen Union relativ kurz vor einem Abkommen mit den USA gewähnt, ehe diese Hoffnung vergangene Woche wieder eingedämmt wurde: Demnach teilten US-Beamte dem EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič mit, dass sie davon ausgehen, dass Präsident Trump weitere Zugeständnisse von der EU fordern wird, ehe er eine zufriedenstellende Einigung erreicht sieht.

Unter Berufung auf "Kreise, die über die Gespräche informiert sind", heißt es, dass es dabei unter anderem um einen Basis-Zollsatz für die meisten europäischen Waren gehen soll, der mindestens 15 Prozent betragen würde.

Zölle auf Medikamente sollen laut dieser Quelle stolze 100 Prozent betragen, während auf Autos 25 Prozent entfielen – "optimierte" Vereinbarungen, die gerade Deutschland als wichtigsten Auto-Exporteur empfindlich treffen würden.

Kommt kein Handelsdeal zustande, erhebt die US-Regierung unter Trump ab Freitag, 01. August Strafzölle von mindestens 40 Prozent auf EU-Importe: Eine globale Grundabgabe von zehn Prozent plus 30 Prozent "reciprocal tariffs" speziell gegen EU-Waren. Für bestimmte Industriezweige greifen zusätzlich bestehende Sonderzölle von bis zu 50 Prozent; betroffen sind hier unter anderem Maschinenbau, Fahrzeugteile, Wein, Käse oder Pharma-Erzeugnisse.

Gegenangriff statt Deal?

Ein Bloomberg-Report verweist darauf, dass die EU die verbleibenden Juli-Tage nicht nur zu weiteren Verhandlungen nutzen dürfte: Daneben bereitet sie mit dem neuen Anti-Coercion-Instrument (ACI) ein umfassendes Vergeltungspaket vor. Dieses ermöglicht ihr beispielsweise eigene Zölle, Einfuhrbeschränkungen, Ausnahmen bei öffentlichen Ausschreibungen oder Einschränkungen im digitalen Dienstleistungsverkehr.

Als Reaktion auf US-Zölle stehen Maßnahmen im Umfang von bis zu 72 Milliarden Euro im Raum, die sich unter anderem über Flugzeuge, Medizingeräte, digitale Plattformen oder landwirtschaftliche Produkte aus den Staaten erstrecken würden.

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