Büro-Knigge
Essen am Arbeitsplatz: Was ok ist – und was man besser sein lässt

| Redaktion 
| 22.07.2025

Ein Reddit-Nutzer fühlt sich wegen seiner Snack-Gewohnheiten im Büro schikaniert. Der Fall wirft eine grundsätzliche Frage auf, mit der sich Abermillionen von Berufstätigen bereits befasst haben: Was darf man am Arbeitsplatz essen – und ab wann wird es unhöflich?

Ein Apfel, ein Croissant, ein Joghurt – harmlose Kleinigkeiten, möchte man meinen. Doch im Büro können genau diese Speisen zu Auslösern heftiger Debatten werden. So berichtet ein Reddit-Nutzer aus Großbritannien über wiederholte Kommentare seiner Kolleg:innen: "Ich bringe geschnittene Äpfel oder ein Croissant mit – nichts riechendes – und esse das am Schreibtisch als kleinen Snack. Trotzdem höre ich immer wieder: Schon wieder am Essen?"

Er fragt sich, ob er gegen ungeschriebene Verhaltensregeln verstößt – und trifft damit einen Nerv.

Die Kommentarspalte unter seinem Post zeigt: Am Arbeitsplatz wird das Thema Essen höchst unterschiedlich bewertet. "Ich halte es nicht aus, wenn jemand neben mir einen Apfel isst – dieses Kauen macht mich wahnsinnig", schreibt ein Nutzer. Ein anderer ergänzt: "Ich habe nichts gegen Croissants, aber Äpfel am Schreibtisch … das Geräusch ist für mich unerträglich."

Wenn der Apfel zur Zerreißprobe wird

Auch das Rascheln von Verpackungen oder der Geruch bestimmter Speisen sorgt für Unmut. Ein Kommentar bringt es auf den Punkt: "Iss im Pausenraum – so einfach ist das."

Doch es gibt auch mildere Stimmen. "Ich snacke ständig am Schreibtisch", schreibt ein User aus der Schweiz. Entscheidend sei das Miteinander, meint eine Nutzerin: "Schlimm finde ich nicht das Snacken, sondern wenn jemand nie Zeit für ein gemeinsames Mittagessen hat."

Was ist also erlaubt – und was nicht? Die Schweizer Knigge-Expertin Linda Hunziker hat in 20min einen Tipp parat: Rücksicht nehmen ist nie verkehrt.

Das sagen die Knigge-Experten

Hunziker warnt besonders vor "lauten Essgeräuschen wie Kauen, Schlürfen oder dem herzhaften Biss in einen knackigen Apfel". Auch Kaugummikauen sei in offenen Büros heikel. Es gehe um Achtsamkeit, so Hunziker: "Was für einen selbst völlig normal ist, kann für andere extrem störend wirken."

Ihr Rat: Fettiges Essen, Fisch oder stark riechende Speisen wie Knoblauchgerichte lieber im Pausenraum verzehren. "Solche Speisen hinterlassen Gerüche, Krümel oder Fettspuren, die sich nicht nur auf dem Schreibtisch, sondern auch in der Stimmung im Team festsetzen."

Knigge-Experte Christoph Stokar ergänzt: "Nicht der Geruch, sondern die Geräusche sind der Anlass für Konflikte. Ein Trinkjoghurt ist kein Problem, der Apfel aber schon." Sein pragmatischer Tipp: "Wenn es abfällige Blicke gibt, muss man es nicht mehr machen. Am Anfang etwas konservativer sein. Wenn die Umgebung locker reagiert, kann man es entspannter nehmen."

Auch wenn das Snacken selbst nicht stört, kann die damit verbundene soziale Dynamik für Irritationen sorgen – etwa, wenn sich Kolleg:innen vom gemeinsamen Mittagessen abkapseln. Hunziker empfiehlt daher, bei Konflikten nicht zu schweigen, sondern das Gespräch zu suchen: "Am besten unter vier Augen, ruhig und sachlich, mit einer Ich-Botschaft."

Etwa so: "Ich merke, dass ich mich schwer konzentrieren kann, wenn in meiner Nähe stark riechendes Essen gegessen wird." So lasse sich oft schon mit wenigen Worten ein besseres Miteinander schaffen – ganz ohne Büro-Krieg ums Butterbrot.

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