Generative KI in der Filmproduktion
Netflix: Wie künstliche Intelligenz Streaming, Hollywood & Ihr Seherlebnis verändert

| Redaktion 
| 21.07.2025

Spezialeffekte per Mausklick, personalisierte Inhalte und neue Suchfunktionen: Netflix setzt künftig verstärkt auf künstliche Intelligenz – und bringt damit Bewegung in eine Branche, die ohnehin im Wandel ist. Was heißt das für Zuschauerinnen und Zuschauer, Filmschaffende und die Streaming-Konkurrenz?

Netflix hat erstmals öffentlich bestätigt, generative KI in einer veröffentlichten Serie eingesetzt zu haben. In der argentinischen Sci-Fi-Produktion El Eternauta wurde eine Szene eines Gebäudeeinsturzes nicht durch klassische Spezialeffekte, sondern mithilfe von KI visualisiert – zehnmal schneller und deutlich kostengünstiger, wie Co-CEO Ted Sarandos betonte. Der Einsatz sei "eine unglaubliche Chance, Machern zu helfen, Filme und Serien besser und nicht nur billiger zu machen", sagte Sarandos gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Geschäftszahlen des Streaming-Riesen deuten jedenfalls darauf hin, dass der Weg stimmt: Im zweiten Quartal 2025 stieg der Umsatz um 16 Prozent auf 11 Milliarden Dollar, der Gewinn legte um über 45 Prozent zu – auf 3,1 Milliarden Dollar. Dabei positioniert sich Netflix zunehmend als technologischer Vorreiter der Branche.

"Super-exciting KI-gestützte Sprachsuche"

Die künstliche Intelligenz soll jedoch nicht nur die Produktion effizienter machen, sondern auch das Nutzererlebnis verändern. In Australien, Neuseeland und bald den USA testet Netflix derzeit eine KI-gestützte Sprachsuche, mit der sich Programme in natürlicher Sprache finden lassen. Wer beispielsweise "Zeig mir düstere Thriller aus den Achtziger“ sagt, erhält Vorschläge, die auf Stimmung, Genre und individuelle Vorlieben zugeschnitten sind. Greg Peters, Co-CEO von Netflix, nennt das "super-exciting" – ein Feature, das weit über die bisherigen Empfehlungsalgorithmen hinausgeht.

Der technologische Vorstoß passiert zu einer Zeit, in der sich die Filmindustrie ohnehin im Umbruch befindet. Beispielgebend sind etwa die Streiks der Autoren- und Schauspielgewerkschaften in Hollywood 2023. Einer der zentralen Streitpunkte war damals die Rolle der künstlichen Intelligenz – viele Kreative fürchteten um ihre Jobs. Der neue KI-Kurs von Netflix dürfte die Diskussion erneut anheizen.

Neue, kreative Möglichkeiten

Während Regisseure wie James Cameron argumentieren, dass man die Produktionskosten halbieren müsse, um künftige Blockbuster überhaupt noch finanzieren zu können, fordern Gewerkschaften klare Regeln und Transparenz beim Einsatz von KI.

Klar: Auf der einen Seite eröffnen sich für kleinere Produktionen neue kreative Möglichkeiten – etwa durch kostengünstige Spezialeffekte oder digitale Verjüngungstechnologien, die bislang Großproduktionen vorbehalten waren. Auf der anderen Seite drohen Arbeitsverlagerungen in Bereichen wie Setdesign, VFX oder sogar beim Schreiben von Drehbüchern.

Die Frage ist nicht, ob KI Einzug in die Filmbranche hält – sondern wie sie eingesetzt wird und wer am Ende die Kontrolle behält.

Zunächst subtile Veränderungen für die Zuschauer

Auch andere Studios haben längst reagiert: Disney, Warner Bros. und Amazon Studios investieren ebenfalls in KI-Tools, viele davon allerdings noch hinter verschlossenen Türen. Die Herausforderung besteht darin, technologische Innovation mit kreativer Integrität zu vereinen – und zugleich wirtschaftlich konkurrenzfähig zu bleiben.

Für die Zuschauer dürften die Veränderungen zunächst subtil sein. Filme könnten künftig schneller verfügbar, visuell spektakulärer und stärker auf persönliche Vorlieben zugeschnitten sein. Ob damit auch die emotionale Tiefe und kreative Handschrift einzelner Werke erhalten bleibt, wird sich zeigen. Sicher ist nur: Netflix hat den nächsten Schritt gemacht – und die Branche steht unter Zugzwang.

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