Flix Zug macht Deutscher Bahn Konkurrenz
Flix stellt Weichen für Konkurrenz zum ICE – 65 neue Schnellzüge bestellt

| Redaktion 
| 27.05.2025

Das Mobilitätsunternehmen Flix will auf der Schiene kräftig Fahrt aufnehmen – und dabei der Deutschen Bahn direkte Konkurrenz machen. Insgesamt 65 Hochgeschwindigkeitszüge hat das Unternehmen bei Siemens Mobility und dem spanischen Hersteller Talgo bestellt. Die Investitionssumme: bis zu 2,4 Milliarden Euro. Mehr als eine Milliarde davon sei bereits finanziert.

"Mit den zusätzlichen 65 Zügen werden wir die dann größte private Fernverkehrsflotte Europas betreiben", sagte Flix-CEO André Schwämmlein dem Handelsblatt. Die Züge sollen bis zu 230 Kilometer pro Stunde schnell fahren – eine Geschwindigkeit, die auch viele ICEs erreichen, in der Praxis aber oft durch die Infrastruktur ausgebremst wird. Mit dem Schritt zielt Flix direkt auf das lukrative ICE-Geschäft der Deutschen Bahn.

Die neuen Fahrzeuge sollen erstmals nicht aus zweiter Hand stammen. Flix setzt bislang vor allem auf gebrauchte Züge und Busse. Mit der nun angekündigten Bestellung will das Unternehmen jedoch seine Rolle im europäischen Fernverkehr massiv ausbauen. Schwämmlein kündigte an, man wolle ein Angebot schaffen, "das den Wettbewerb mit den Staatsbahnen keinesfalls scheuen muss" – sowohl beim Komfort als auch bei der digitalen Infrastruktur.

Europaweite Zulassung und barrierefreie Ausstattung

Geliefert werden die Wagen vom spanischen Hersteller Talgo. Sie basieren auf dem Modell "Talgo 23", das auch bei der Deutschen Bahn als ICE L zum Einsatz kommen soll. Für den Antrieb sorgen Vectron-Lokomotiven von Siemens. Alle Einstiege sollen barrierefrei sein, an Bord ist WLAN ebenso geplant wie Klimatisierung. Die Züge sollen sowohl für das deutsche Hochgeschwindigkeitsnetz als auch für andere europäische Länder zugelassen werden – inklusive der dort oft abweichenden Stromsysteme.

"Wir wollen mit dem gleichen Zug ganz bewusst mehrere Länder bedienen können", so Schwämmlein. Damit positioniert sich Flix gezielt dort, wo die Deutsche Bahn bislang kaum Angebote macht: im grenzüberschreitenden Verkehr. Zwar gibt es Kooperationen wie zuletzt mit der italienischen Trenitalia und der ÖBB für eine Verbindung München–Mailand – doch das sei laut Branchenkennern bei weitem nicht genug.

Internationale Strecken: profitables Geschäftsfeld

Flix versteht sich nicht als klassisches Verkehrsunternehmen, sondern als Plattform: Busse und Züge werden von Partnerfirmen betrieben, während Flix Routen, Ticketpreise und Vertrieb steuert. 2023 beförderte das Unternehmen weltweit 81 Millionen Fahrgäste und erzielte einen Umsatz von rund zwei Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) lag bei 104 Millionen Euro – ein Plus von 97 Millionen im Vergleich zum Vorjahr.

Das Geschäft mit Fernbusreisen ist vor allem auf internationalen Strecken besonders profitabel. Genau dort sieht Flix auch auf der Schiene großes Potenzial. Laut einer Marktanalyse der Strategieberatung OC&C könnte der deutsche Markt für Hochgeschwindigkeitszüge bis 2030 um 45 Prozent wachsen, europaweit wird ein jährliches Wachstum von vier bis fünf Prozent erwartet.

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