Mister Spex Switch
Monatsmiete statt Eigentum: Mister Spex lanciert ein Abo-Modell für Brillen

| Redaktion 
| 15.05.2025

Die Optikerkette Mister Spex führt ein Mietsystem für Sehhilfen ein. Für monatlich neun Euro können Kundi*nnen künftig mehrere Brillen parallel nutzen – und jährlich gegen neue Designs tauschen.

Der Berliner Optiker Mister Spex hat ein neues Geschäftsmodell eingeführt, das den Brillenkauf grundlegend verändern könnte: Statt sich für ein einzelnes Modell zu entscheiden, können Kundinnen und Kunden ab sofort bis zu drei Brillen gleichzeitig mieten – darunter Korrektions- wie auch Sonnenbrillen. Der Dienst nennt sich „Mister Spex Switch“ und ist in allen 65 deutschen Filialen erhältlich. Der Name ist Programm: Nach zwölf Monaten lässt sich ein Modell gegen ein neues eintauschen.

Das Mietmodell startet zu einem Zeitpunkt, an dem viele Verbraucher:innen wegen hoher Lebenshaltungskosten genauer auf ihr Budget achten. Für Mister Spex ist das Abo ein strategischer Hebel, um neue Zielgruppen zu erreichen – und um die Kaufzurückhaltung mit planbaren Kosten abzufedern.

Gleitsicht zum Mietpreis

Der Einstiegspreis von neun Euro im Monat wirkt zunächst niedrig. Doch in der sechswöchigen Pilotphase zeigte sich: Viele Kundinnen und Kunden greifen innerhalb des Modells zu hochpreisigen Varianten wie Gleitsichtbrillen oder Premiumgläsern. Das lässt die durchschnittlichen Monatsgebühren steigen – und steigert laut Unternehmen auch den Bestellwert. Im Vergleich zum klassischen Einzelkauf sei dieser fast dreimal so hoch gewesen, heißt es.

Für Mister Spex ist das ein doppelter Vorteil: Einerseits werden hochwertige Produkte attraktiver gemacht, andererseits sorgt das Abo für regelmäßige Einnahmen und eine höhere Kundenbindung. Schäden, Diebstahl oder Verlust sind durch eine Versicherung abgedeckt – gegen Selbstbeteiligung. Verändert sich die Sehstärke um mindestens 0,5 Dioptrien, werden die Gläser kostenfrei angepasst.

Mietmodell als Marktöffner

Mit dem Abo-Modell öffnet Mister Spex sein Sortiment – etwa 12.000 Artikel aus rund 100 Marken – auch für Kundinnen und Kunden, für die Premiumbrillen bislang zu teuer waren. Die Angebote reichen von Designermarken bis zu Eigenmarken, wobei das Sortiment laut Unternehmensangaben im Rahmen eines internen Transformationsprogramms auf margenstarke Modelle fokussiert wurde.

Mister Spex verspricht mit dem Modell auch mehr Nähe zum Kunden. CEO Tobias Krauss spricht von einem „System echter Kundennähe“ und einem Schritt hin zur „Serviceführerschaft“. Begleitet wird das Abo von einem datenbasierten Personalisierungssystem, das Nutzungsgewohnheiten und Sehbedürfnisse analysiert und passende Empfehlungen entlang der Customer Journey ausspielen soll.

Mit dem Vorstoß reiht sich Mister Spex in einen breiteren Trend ein: Mobilität, Unterhaltung, Software – vieles gibt es längst im Abo. Nun also auch die Brille. Was das langfristig für den Einzelhandel bedeutet, bleibt abzuwarten. Klar ist: Mietmodelle funktionieren nur, wenn sie für beide Seiten attraktiv bleiben – also sowohl finanziell lohnen als auch echten Mehrwert bieten. Ob sich „Switch“ am Markt durchsetzt, hängt davon ab, ob sich Verbraucher:innen dauerhaft auf ein Mietsystem für ein so persönliches Produkt wie die Brille einlassen. Immerhin: Die ersten 70 Abos aus der Pilotphase könnten ein Anfang sein.

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