Jobs, Drexler, McMahon, Disney, Welch
Fünf CEOs und die Wörter oder Eigenarten, die sie hassen

| Redaktion 
| 27.04.2025

Marotten auf dem Weg zur Macht: Die individuellen und häufig kompromisslosen Führungsstile von Steve Jobs, Walt Disney oder Jack Welsh prägten ihre jeweiligen Unternehmen nachhaltig. Spezifische Abneigungen gegen einzelne Wörter mögen dabei auf den ersten Blick merkwürdige wirken – oft waren sie jedoch eine konkrete Ausprägung des Mindsets, das überhaupt zum Erfolg führte.

  • Mickey Drexler: "Mister" und "Ehrlich gesagt"

Millard "Mickey" Drexler, geboren 1944 in der Bronx, ist ein US-amerikanischer Geschäftsmann, der als "Merchant Prince" maßgeblichen Einfluss auf die amerikanische Mode- und Einzelhandelskultur hatte. Als CEO von Gap Inc. machte er die Marke in den 1990ern groß und gestaltete J.Crew ähnlich erfolgreich um. Heute leitet er Alex Mill und Drexler Ventures.

Ein Mitte April auf LinkedIn gegebenes Interview hat uns den Anstoß zu diesem Artikel geliefert. Dort erklärte Drexler, wie er nicht angesprochen werden will: "Niemand darf mich 'Mister' nennen. Es ist mir egal, wer es ist" sagte er und betonte: "Man muss eine Verbindung zum Team herstellen. Du kannst nicht in deinem Elfenbeinturm sitzen.“

"Sogar in Restaurants sage ich den Leuten, sie sollen mich Mickey nennen, das war's. Ich möchte, dass sie sich nicht unter mir stehend fühlen", führte er aus. Ein von Drexler geteilter Post verrät zudem, dass er auch "ehrlich gesagt" nicht besonders gerne hört. Obwohl es oft mit den besten Absichten gesagt werde, kann diese Formulierung "das Vertrauen untergraben, Distanz schaffen und Angst signalisieren, anstatt Zusammenarbeit zu fördern", wie es Philips McCarty beschreibt.

  • Steve Jobs: "Nein" und "Marke"

Apple-Vordenker Steve Jobs bedarf keiner ausführlichen Vorstellung; sein Wirken und sein Wissen sind auch fast 14 Jahre nach seinem Tod weitreichend spürbar. Das ist offenbar auch seiner Abneigung gegen das Wort "Nein" und den oftmals dahinterliegenden Gedanken geschuldet:

Laut Walter Isaacson, dem Autor von Jobs’ Biografie, war Jobs berüchtigt dafür, Mitarbeiter zu drängen, über sich hinauszuwachsen, selbst wenn sie glaubten, dass eine Aufgabe unmöglich zu meistern sei – etwa ein fortschrittlicher Touchscreen für Mobilgeräte.

Diese "Nein"-feindliche Kultur hat Apple, in der Mitarbeiter dazu angehalten waren, kreative Lösungen zu finden, statt Hindernisse zu beklagen, zum heutigen Status als Tech-Gigant verholfen.

Von einer "Marke" wollte Jobs diesbezüglich jedoch nichts wissen, denn diesen Begriff empfand er als kalt, kommerziell und unpersönlich. In Meetings hat er Apple deshalb lieber als Philosophie oder schlicht als Unternehmen bezeichnet.

  • Vince McMahon: Niesen und schwache Handshakes

Vincent Kennedy McMahon ist ein US-amerikanischer (ehemaliger) Wrestling-Mogul. Er hat die heute als World Wrestling Entertainment (WWE) bekannte Promotion von einem regionalen Unternehmen zu einem globalen Unterhaltungsimperium aufgebaut, nachdem er die Firma 1982 von seinem Vater Vincent James McMahon übernahm. Als "Mr. McMahon" trat er als skrupelloser Boss auch selbst in Storylines auf, unter anderem beim berüchtigten "Battle of the Billionaires" mit Donald Trump. Seine Frau ist Linda McMahon, die derzeitige US-Bildungsministerin im zweiten Kabinett des amtierenden Präsidenten.

Innerhalb der Shows war McMahon durchaus für eigenwillige Vokabular-Entscheidungen bekannt – so verbot er Kommentatoren beispielsweise den Begriff "Krankenhaus" und ließ sie stattdessen von einer "medizinischen Einrichtung" reden; mutmaßlich, damit die betroffenen Wrestler ein toughes Image bewahren können.

Ein Aspekt, der sich auch in seinen wohl bekanntesten Abneigungen im alltäglichen Umgang widerspiegelt: Vince McMahon soll extrem missbilligt haben, wenn Menschen in seiner Nähe niesen mussten. Diese Eigenheit wurde in Wrestling-Kreisen oft als eine seiner skurrilsten Marotten diskutiert. Neben hygienischen Faktoren sollen ihn vor allem die offen zur Schau gestellte Schwäche und eine mangelnde Selbstkontrolle gestört haben, die sich nicht mit seinem Ideal- und Selbstbild des dominanten, unverwundbaren Anführers vertragen haben.

Auch schwache Handshakes waren McMahon ein Dorn im Auge, die er als "Dead Fish"-Händedrücke bezeichnete. Wer kräftig grüßte, zeigte in seinen Augen Charakter, Selbstbewusstsein und Respekt, während ein schwacher Handschlag von McMahon als Ausdruck von Schwäche, Unsicherheit oder mangelnder Professionalität interpretiert wurde. Eigenschaften, die er im hart umkämpften Wrestling-Business nicht sehen wollte.

  • Walt Disney: "Das haben wir schon immer so gemacht"

Walt Disney, der Gründer von The Walt Disney Company, war ein Visionär, der die Unterhaltungsindustrie durch Animationsfilme, Themenparks und innovative Geschichten veränderte. Seine Abneigung gegen Stillstand und mangelnde Kreativität trug entscheidend dazu bei – und so verabscheute er Sätze wie "Das haben wir schon immer so gemacht" oder ähnliche Varianten, die aussagen sollten, dass Veränderung eigentlich nicht nötig sei.

Heute ist es schwer vorstellbar, aber im fernen Jahre 1937 war allein ein abendfüllender Animationsfilm wie "Schneewittchen und die sieben Zwerge" ein enormes Wagnis, an dem viele Menschen zweifelten. Einige Mitarbeiter hätten sich lieber, wie gewohnt, an den nächsten Kurzfilm gesetzt.

Ein weiteres Beispiel ist die Entwicklung von Disneyland. Als Walt Disney die Idee eines Themenparks vorstellte, stießen auch diese Pläne auf Skepsis, da Vergnügungsparks damals ein mäßiges Image "genossen". Doch Disney bestand darauf, etwas Wegweisendes zu erschaffen – einen Ort, an dem Geschichten zum Leben erweckt werden. Seine Ablehnung von konservativem Denken führte so zu einem Park, der die Freizeitindustrie revolutionierten sollte.

  • Jack Welch: "Aber"

Jack Welch war von 1981 bis 2001 CEO von General Electric (GE) und gilt als einer der einflussreichsten Manager des 20. Jahrhunderts. Sein Führungsstil setzte auf Leistung, Verantwortung und Ergebnisse, weswegen er Ausreden nicht besonders gut leiden konnte.

In seinem Buch "Winning" beschreibt er demnach, wie sehr er es hasste, wenn Führungskräfte in Meetings Gründe aufzählten, warum Ziele nicht erreicht wurden, anstatt Lösungen vorzuschlagen. Insbesondere das Wort "aber" wurde zum roten Tuch für ihn, da es oft als Einleitung für eine Ausrede fungiert. Er verlangte von seinen Managern, proaktiv und verantwortungsbewusst zu handeln.

Das vielleicht umstrittenste Führungstool seiner GE-Regentschaft war die "Rank-and-Yank"-Strategie, bei der die unteren 10 Prozent der Mitarbeiter jährlich entlassen wurden. Diese Methode war Ausdruck seiner Abneigung gegen Mittelmäßigkeit und Ausflüchte. Welch wollte nur Mitarbeiter behalten, die Ergebnisse lieferten, Verantwortung übernehmen und sich nicht hinter Entschuldigungen verstecken.

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