osapiens: Co-Gründer und CEO im Interview
Alberto Zamora: "Nachhaltigkeit und Transparenz sind untrennbar miteinander verbunden"

Alberto Zamora ist der Co-Gründer und CEO von osapiens, die sich seit 2018 zum internationalen Vorreiter in der Automatisierung von ESG-Compliance und Supply Chain-Risikomanagement entwickelt haben. Im Interview mit LEADERSNET teilt Zamora Einblicke in die Entwicklung von osapiens, die Herausforderungen und Chancen der ESG-Compliance und seine Visionen für die Zukunft von Unternehmen und Branche.

Mit einem beeindruckenden Werdegang in der B2B-Softwarebranche, darunter Rollen bei SAP und als Mitgründer von Movilitas und Movilizer, bringt Zamora umfangreiche Erfahrung in die Leitung von osapiens ein. Unter seiner Führung hat das Unternehmen bedeutende Meilensteine erreicht, darunter eine kürzlich abgeschlossene Finanzierungsrunde von 120 Millionen US-Dollar unter der Führung von Goldman Sachs.

Zamoras Vision für osapiens geht über bloße Compliance hinaus: Das Unternehmen strebt danach, Transparenz in einen Geschäftswert zu verwandeln und Unternehmen dabei zu unterstützen, ESG-Anforderungen (Environmental, Social and Governance) effizient und nachhaltig umzusetzen. Mit einem internationalen Team von über 500 Mitarbeitern bedient osapiens heute mehr als 1.800 Kunden weltweit.

LEADERSNET: Herr Zamora, Sie haben osapiens 2018 mitgegründet. Heute, nur wenige Jahre später, gehört das Unternehmen zu den führenden Anbietern für ESG-Softwarelösungen. Was war Ihr persönlicher "Aha-Moment", der Sie überzeugt hat, dass ESG-Compliance die Zukunft ist?

Alberto Zamora: Mit der Gründung von osapiens haben wir von Anfang an das Ziel verfolgt, Transparenz in komplexen Lieferketten herzustellen. Unser Hintergrund liegt im Bereich Track & Trace, also der Nachverfolgung von Produkten. Schon bevor der Begriff ESG an Bedeutung gewann, war unsere wichtigste Erkenntnis: Nachhaltigkeit und Transparenz sind untrennbar miteinander verbunden. Unternehmen können nur dann nachhaltig handeln, wenn sie wissen, was in ihrer Wertschöpfungskette passiert.

Als dann die ersten ESG-Regulierungen beschlossen wurden, wie das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), haben wir erkannt, dass Softwarelösungen essenziell sein werden, um diese komplexen Anforderungen effizient zu erfüllen.

Aber wir haben von Anfang an einen Schritt weitergedacht: Diese Regulierungen eröffnen für Unternehmen auch Chancen, ihre Prozesse effizienter zu machen, Risiken zu erkennen und datenbasierte Entscheidungen zu treffen. Darum haben wir den osapiens HUB entwickelt, eine Softwareplattform, die Unternehmen nicht nur dabei unterstützt, ESG-Pflichten so effizient wie möglich zu erfüllen, sondern aus dieser Transparenz auch einen echten Mehrwert zu ziehen.

 
 
 
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LEADERSNET: Ihr Unternehmen hat kürzlich eine beeindruckende Finanzierungsrunde von 120 Millionen US-Dollar unter der Führung von Goldman Sachs abgeschlossen. Was bedeutet dieser Erfolg für osapiens und wie planen Sie, das Wachstum weiter voranzutreiben?

Alberto Zamora: Diese Finanzierungsrunde war für uns ein großer Meilenstein – nicht nur finanziell, sondern auch strategisch. Dass Goldman Sachs sich entschieden hat, in uns zu investieren, ist ein starkes Zeichen für das Vertrauen in unsere Plattform, unsere Vision und unser Team.

Mit den Mitteln entwickeln wir zum einen unsere Plattform weiter: Auf unserem osapiens HUB sind inzwischen über 20 Lösungen verfügbar, darunter für die CSRD (Corporate Social Responsibility Directive), die EUDR (EU-Entwaldungsverordnung), CCF (Corporate Carbon Footprint), CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism) und die Cybersecurity-Richtlinie NIS-2.

Zum anderen expandieren wir weiter international: Neben unseren Standorten in DACH, Benelux, Spanien und Frankreich bauen wir unsere Aktivitäten in weiteren europäischen Märkten wie Italien, Großbritannien und den Nordics aus. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Expansion in die USA. Hier ist es besonders wertvoll, einen renommierten Partner wie Goldman Sachs an unserer Seite zu haben.

LEADERSNET: Das Thema ESG wird oft als bürokratische Pflicht wahrgenommen. Sie hingegen sprechen davon, Transparenz in einen Geschäftswert zu verwandeln. Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, wie Unternehmen durch ESG-Compliance wirtschaftliche Vorteile erzielen?

Alberto Zamora: In der Tat ist die Komplexität der Regularien sehr groß, darum sehen wir es auch als unsere wichtigste Aufgabe an, Bürokratie zu automatisieren und die Erfüllung so einfach wie möglich zu machen. Wir sehen aber auch die Vorteile.

Nehmen wir das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG): Für viele Unternehmen war das Gesetz ein Anlass, zum ersten Mal ihre Lieferketten systematisch zu analysieren und zu dokumentieren – sie haben es als strategische Chance gesehen, sich effizienter und resilienter aufzustellen.

Viele Kunden setzen unsere Software ein, um sämtliche direkten und indirekten Lieferanten strukturiert zu erfassen, Risiken automatisiert zu bewerten und Prozesse wie Reklamationsmanagement oder Lieferantenkommunikation zu digitalisieren. Der hohe manuelle Aufwand wird durch standardisierte Vorlagen und automatisierte Workflows ersetzt, was nicht nur Zeit spart, sondern auch die Qualität der Daten und Entscheidungen verbessert. All das stärkt das Risikomanagement, entlastet Fachabteilungen und verbessert die Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern.

LEADERSNET: Besagtes Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) wurde 2023 in Deutschland eingeführt, die EU-Taxonomie gewinnt an Bedeutung und auch weltweit steigen die regulatorischen Anforderungen. Wie hilft osapiens Unternehmen, in diesem Dschungel aus Vorschriften den Überblick zu behalten?

Alberto Zamora: Wir übersetzen mit unseren Lösungen komplexe regulatorische Anforderungen in klar strukturierte Prozesse. Unternehmen können so sämtliche Schritte umsetzen, um compliant zu werden – von der Risikobewertung über die Lieferantenkommunikation bis hin zur Berichterstattung. Unsere Plattform vereint Lösungen für alle relevanten ESG-Anforderungen in einer zentralen Umgebung. Da viele Unternehmen gleich von mehreren Regulierungen betroffen sind, bringt dieser Ansatz große Synergieeffekte.

Zum Beispiel bei der CSRD: Unternehmen müssen dort auch CO₂-Daten in ihren Bericht integrieren. Nutzt ein Unternehmen unsere Plattformlösung für den Corporate oder Product Carbon Footprint, lassen sich diese Daten automatisiert in die CSRD-Berichterstattung übernehmen. Auch die Anforderungen zur EU-Taxonomie hängen eng mit den denen der CSRD zusammen und Daten und Ergebnisse können übergreifend genutzt werden.

LEADERSNET: Es gibt verschiedene Studien und Schätzungen zu den Kosten von ESG-Software, aber diese weisen oft eine große Bandbreite auf. Wie unterscheidet sich der osapiens-Ansatz, um diese Hürden zu überwinden und eine schnellere ROI zu ermöglichen?

Alberto Zamora: Wir sind überzeugt: ESG-Software muss so gestaltet sein, dass jedes Unternehmen sie sich leisten kann – unabhängig von Größe oder Branche. Genau deshalb entwickeln wir standardisierte, cloudbasierte Lösungen, die sofort einsatzbereit sind und sich nahtlos in bestehende Systemlandschaften integrieren lassen.

osapiens gehört zu den günstigsten Anbietern am Markt – unsere Einstiegspreise beginnen bereits im mittleren vierstelligen Bereich pro Jahr. Durch den hohen Automatisierungsgrad erzielen unsere Kunden spürbare Effizienzgewinne und Zeitersparnis sowohl bei der Datenerhebung als auch in der Berichterstattung.

 
 
 
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LEADERSNET: Sie haben zuvor bei SAP gearbeitet und mit Movilitas und Movilizer selbst Unternehmen gegründet. Was war die wertvollste Lektion, die Sie aus Ihren früheren Erfahrungen mitgenommen haben, und wie beeinflusst sie Ihre Führung bei osapiens?

Alberto Zamora: Aus meinen früheren Gründungen habe ich eine zentrale Lektion mitgenommen: Technologie muss nicht nur leistungsfähig sein, sondern von Beginn an strategisch gedacht werden und langfristig tragfähig sein. Bei Movilitas, einem Softwareunternehmen zur Sendungsverfolgung, haben wir unsere Lösung auf einer fremden Plattform aufgebaut – das war anfangs leichter, hat uns aber später in unserer Entwicklung eingeschränkt.

Mit Movilizer sind wir einen anderen Weg gegangen und haben eine eigenständige Cloudlösung entwickelt, die schließlich vom US-Konzern Honeywell übernommen wurde. Bei osapiens war von Anfang an klar: Wir bauen eine skalierbare, unabhängige Plattform, die technologisch und unternehmerisch zukunftsfähig ist. Wir entwickeln unsere Lösungen vollständig selbst. Außerdem haben wir uns bewusst dafür entschieden, unsere Cloud ausschließlich auf europäischen Rechenzentren zu betreiben, um höchsten Anforderungen an Datensicherheit zu gewährleisten.

LEADERSNET: Mit über 1800 Kunden weltweit hat osapiens eine beachtliche Marktpräsenz erreicht. Wie unterscheidet sich Ihr Ansatz im Vergleich zu anderen ESG-Softwareanbietern, und welche Alleinstellungsmerkmale bieten Sie Ihren Kunden?

Alberto Zamora: Wir haben drei klare Alleinstellungsmerkmale. Erstens unser ganzheitlicher Plattformansatz: Während viele ESG-Softwareanbieter nur einzelne Vorschriften abdecken, bieten wir eine integrierte Umgebung für alle relevanten Regulierungen – effizient, automatisiert und auf einer einheitlichen Datenbasis.

Zweitens bieten wir nicht nur Compliance, sondern echten operativen Mehrwert: Unternehmen können unsere Plattform gezielt für die strategische Steuerung nutzen – etwa zur Messung von Nachhaltigkeitszielen, zur Prozessoptimierung oder für Echtzeit-Analysen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Und schließlich ist unsere Geschwindigkeit ein echter Wettbewerbsvorteil. Wir übersetzen neue Anforderungen sehr schnell in marktreife Lösungen. Große, etablierte Softwareunternehmen sind deutlich langsamer, kleinere haben wiederum nicht unsere Ressourcen.

LEADERSNET: Nachhaltigkeit ist ein globales Thema, aber die Umsetzung variiert je nach Region. Sehen Sie Unterschiede in der ESG-Akzeptanz zwischen Europa, den USA und Asien? Welche Trends beobachten Sie international?

Alberto Zamora: Europa hat in den letzten Jahren den Ton angegeben, viele Unternehmen haben hier früh begonnen, ihre Nachhaltigkeitsstrategien strukturiell auf- und auszubauen. Auch wenn aktuell über Anpassungen und Fristverlängerungen diskutiert wird, bleibt der grundsätzliche Kurs klar: ESG wird zu einem festen Bestandteil der Unternehmenssteuerung.

In den USA ist die Dynamik weniger durch Gesetzgebung getrieben, sondern durch Marktdruck, Investorenerwartungen und nicht zuletzt durch den Handel mit Europa. Viele amerikanische Unternehmen arbeiten mit uns, weil sie Nachhaltigkeit und Transparenz als Wettbewerbsvorteil begreifen, andere, weil sie europäischen Anforderungen gerecht werden müssen.

Das Bild in Asien ist sehr differenziert. Während Länder wie Japan oder Südkorea hohe Standards und Innovationsbereitschaft mitbringen, stehen andere noch ganz am Anfang. Aber auch hier steigt aufgrund vernetzter Lieferketten der Handlungsdruck. Was wir überall sehen: Unternehmen überall benötigen Lösungen, die ihnen helfen, Komplexität zu reduzieren, regulatorische Anforderungen effizient zu erfüllen und daraus einen strategischen Mehrwert zu ziehen.

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