Internet verdrängt Kabel-TV
TV-Streaming erreicht Rekordnutzung in Deutschland

| Redaktion 
| 24.04.2025

Deutschlands Fernsehgewohnheiten sind im Wandel: Der Zattoo Streaming-Report 2025 zeigt, dass immer mehr Menschen ihr TV-Programm über das Internet konsumieren – komfortabel, geräteübergreifend und zunehmend gezielt. Technologische Innovation, veränderte Erwartungen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen treiben diesen strukturellen Medienwandel voran.

Streaming wird zum Standard. Laut der aktuellen Umfrage von Zattoo und YouGov greifen inzwischen 76 Prozent der Deutschen auf TV-Streaming zurück – fast die Hälfte nutzt sogar ausschließlich Internet-TV. Die Entwicklung zeigt deutlich: Klassisches Fernsehen verliert zunehmend an Relevanz. Doch nicht nur technologische Trends, sondern auch gesetzliche und wirtschaftliche Faktoren beeinflussen die Nutzung nachhaltig.

Internet-TV auf dem Vormarsch

Streaming bleibt für viele Nutzer:innen der bevorzugte Empfangsweg: 45 Prozent der Deutschen empfangen TV-Inhalte primär über das Internet – ein stabiler Wert gegenüber 2024. Dagegen nimmt die Nutzung klassischer Technologien wie Kabel (28 Prozent) und Satellit (30 Prozent) weiter ab. Besonders auffällig: Rund ein Viertel der Befragten betrachtet Internet-TV bereits als ihren Hauptempfangsweg.

Diese Entwicklung wird durch den Wegfall des sogenannten Nebenkostenprivilegs zusätzlich beschleunigt. Ein Drittel der Mieter:innen, deren Kabelgebühren seit Juli 2024 nicht mehr über die Betriebskosten abgerechnet werden, hat sich dennoch noch nicht aktiv für eine alternative Empfangsart entschieden. Die Unentschlossenheit lässt vermuten, dass vielen Konsument:innen die Vorteile von OTT-Diensten wie Zattoo, Joyn oder Waipu.tv noch nicht umfassend bewusst sind oder eine gewisse Trägheit bei der Umstellung besteht.

Ein zusätzlicher Faktor: Auch junge Zielgruppen, die gänzlich ohne klassischen Kabelanschluss aufgewachsen sind, bevorzugen zunehmend flexible Streaming-Lösungen, die sich nahtlos in den digitalen Alltag integrieren lassen. Diese demografische Verschiebung beschleunigt den Wandel zusätzlich.

Smart-TV statt Smartphone

Die technische Nutzung zeigt eine deutliche Verschiebung: 65 Prozent der Befragten nutzen Smart-TVs für Streaming – ein Plus von vier Prozentpunkten. Die mobile Nutzung hingegen nimmt ab. Laptops, Tablets und Smartphones verlieren an Relevanz und weisen sinkende Nutzungswerte auf.

Diese Entwicklung lässt sich auch als Rückkehr zum "Lean Back"-Erlebnis interpretieren: Nutzer:innen wollen sich beim Konsum von Bewegtbild entspannen und setzen auf große Bildschirme, bequeme Bedienbarkeit und eine verbesserte Bildqualität. Die Zahl derer, die über Spielekonsolen und Streaming-Sticks wie Amazon Fire TV oder Google Chromecast fernsehen, bleibt weitgehend konstant.

Gleichzeitig bleibt Live-TV überraschend konstant: Trotz wachsender On-Demand-Angebote möchten drei von vier Nutzer:innen auch in fünf Jahren noch klassisches lineares Fernsehen schauen. 55 Prozent davon sogar regelmäßig. Besonders Sportübertragungen, Nachrichten und große TV-Events wie ESC oder "Wetten, dass..?“ sorgen weiterhin für hohe Einschaltquoten in Echtzeit – auch, weil lineare Formate zunehmend mit Streaming-Inhalten konkurrieren und inzwischen sogar bei prestigeträchtigen Streaming-Awards berücksichtigt werden.

Wirtschaft und Nutzungsverhalten

Die wirtschaftliche Lage prägt das Konsumverhalten spürbar: 17 Prozent der Befragten kündigten im letzten Jahr ein kostenpflichtiges Streaming-Abo aus finanziellen Gründen. Gleichzeitig steigen günstigere Alternativen in der Gunst der Nutzer:innen. 45 Prozent wechselten nach Kündigung zu preiswerteren Angeboten, 20 Prozent sogar zu kostenlosen Services. Beliebt sind besonders öffentlich-rechtliche Mediatheken sowie plattformübergreifende Gratisangebote.

Neu ist die "bewusste Kurzzeitnutzung": Ein Viertel schließt Abos gezielt nur für kurze Zeit ab – etwa für Serien, Filme oder Sportevents. Diese selektive Nutzung verändert nicht nur das Geschäftsmodell der Anbieter, sondern auch das Verhalten der Konsument:innen: Flexibilität und Transparenz werden zunehmend zum zentralen Entscheidungskriterium.

Ergänzend lässt sich beobachten, dass viele Nutzer:innen parallel mehrere Angebote testen, bevor sie sich festlegen – ein Verhalten, das durch einfache Kündigungsmechanismen und monatlich kündbare Verträge zusätzlich begünstigt wird. Dass Streaming längst Teil des medialen Mainstreams ist, zeigt sich auch daran, dass Produktionen aus dem Netz mittlerweile regelmäßig bei renommierten TV-Preisen ausgezeichnet werden – ein deutliches Zeichen für die Verschmelzung klassischer und digitaler Unterhaltungswelten. Die Bereitschaft, für Inhalte zu zahlen, ist grundsätzlich vorhanden – vorausgesetzt, der Mehrwert ist klar erkennbar und individuell relevant.

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