Deutsches New-Space-Startup
Atmos Space Cargo: Erster Testflug bringt Phoenix ins All

| Redaktion 
| 22.04.2025

In der Nacht auf Dienstag hat Atmos Space Cargo als erstes privates Unternehmen in der europäischen Geschichte den Wiedereintritt aus dem Weltall angesteuert. Allerdings spezialisiert sich das Startup aus Baden-Württemberg nicht etwa auf Raketen: Im Mittelpunkt der Bemühungen steht die Phoenix-Rückkehrkapsel, mit der sich Weltraumfracht sicher und kostengünstig zurück zur Erde bringen lassen soll.

Atmos Space Cargo wurde 2021 ins Leben gerufen und ist in Lichtenau, Baden-Württemberg ansässig. Mit Sebastian Klaus (CEO), Marta Oliveira, Jeffrey Hendrikse und Christian Grimm stecken vier Raumfahrtingenieure und -experten hinter der Gründung des sogenannten New-Space-Unternehmens.

Der Begriff "New Space" wiederum bezeichnet eine Bewegung innerhalb der Raumfahrtindustrie, die von privaten Unternehmen geprägt wird und auf innovative Technologien setzt, die sich durch geringe Kosten gut für kommerzielle Ansätze eignen.

Im Vergleich zu traditionellen Akteuren wie der NASA beanspruchen New-Space-Vertreter unternehmerische Vorteile durch schnellere Entwicklungszyklen und flexiblere Geschäftsmodelle für sich.

Rücktransport für Experimente oder Satelliten

Beim deutschen Startup steht derzeit eine Phoenix getaufte Rückkehrkapsel im Mittelpunkt der Bemühungen. Dabei handelt es sich um eine innovative Lösung für den sicheren Rücktransport von Fracht aus dem Weltraum.

Kernstück der Phoenix-Kapsel ist der sogenannte Inflatable Atmospheric Decelerator (IAD), ein aufblasbarer Hitzeschild, der beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zugleich als Hochgeschwindigkeitsfallschirm dient. Die hierbei eingesetzten strahlungsgekühlten Keramik-Matrix-Verbundwerkstoffe (CMC) sollen die Lebensdauer der Kapsel erhöhen und sogar wiederverwendbar sein.

Atmos Space Cargo beschreibt, dass die Kapsel skalierbar ist und Nutzlasten von einigen Kilo bis zu mehreren Tonnen transportieren kann. Gefragt ist dieser Service zum Beispiel in der Biowissenschaft: Forscher nutzen die einzigartige Umgebung im Orbit für Mikrogravitationsexperimente, etwa an monoklonalen Antikörpern oder Stammzellen.

Etwas größer gedacht soll es sogar möglich sein, Satelliten oder Raketenstufen mithilfe der Phoenix-Kapsel sicher, treibstofffrei und dadurch vergleichsweise kosteneffizient zurück zur Erde zu bringen.

Phoenix fliegt auf Falcon 9 ins All

Der erste Testflug der Phoenix-Rückkehrkapsel fand in der Nacht auf Dienstag (mitteleuropäischer Zeit) statt. Da die deutschen Kollegen von Isar Aerospace noch auf dem Weg zur zuverlässigen Trägerrakete sind, verließ sich Atmos Space Cargo für die Entsendung der Kapsel auf die Dienste des New-Space-Vorreiters:

Als Teil der SpaceX Bandwagon-3-Mitflugmission machte sich Phoenix mithilfe einer Falcon 9 von der Cape Canaveral Space Force Station in Florida, USA auf in den niedrigen Erdorbit (LEO).

"Bei diesem Testflug wird Atmos als erstes privates Unternehmen in der europäischen Geschichte den Wiedereintritt wagen und gleichzeitig einen neuen weltweiten Standard für die Nutzlast-Effizienz von 1:2 setzen - und damit die kommerzielle Raumfahrtlogistik neu definieren. Das Erreichen dieses Meilensteins in weniger als zwölf Monaten ist ein Beweis für den unermüdlichen Einsatz und die Innovationskraft unseres Teams", freute sich das Team bereits im Februar.

Flugdaten im Vordergrund

Ziel der Testpremiere war es insbesondere, Daten über die Kapsel, ihre Subsysteme und den Inflatable Atmospheric Decelerator zu sammeln. Landen sollte Phoenix im Idealfall ungefähr 1200 Meilen vor der brasilianischen Küste im Atlantik.

Allerdings ging Atmos Space Cargo vorab ganz branchentypisch davon aus, dass der erste Flug noch keinen perfekten Ablauf mit sich bringen würde.

Geplant waren zwei Erdumrundungen, für die Phoenix ungefähr drei Stunden brauchen dürfte. Somit hätte es am frühen Dienstagmorgen deutscher Zeit zur Landung kommen sollen – da Atmos Space Cargo diese bis zum Abend jedoch nicht vermeldet hat, dürfte sich die hauseigene Prognose bewahrheitet haben.

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV