Allianz-Studie schlägt Alarm
Warum Deutschlands Mittelstand zur Zielscheibe des Handelskriegs wird

| Redaktion 
| 16.04.2025

Steigende Zölle, explodierende Kosten und geopolitische Spannungen – was wie ein Worst-Case-Szenario klingt, ist längst Realität für viele mittelständische Unternehmen in Deutschland. Eine neue Allianz-Studie offenbart: Der globale Handelskonflikt trifft die exportstarke Wirtschaft härter als bisher angenommen. Die Zahl der Firmenpleiten steigt 2025 zweistellig.

Die internationale Handelspolitik entwickelt sich zur Zerreißprobe für den deutschen Mittelstand. Eine neue Studie von Allianz Trade prognostiziert einen zweistelligen Anstieg der Insolvenzen, vor allem getrieben durch die massiven Zollerhöhungen der USA. Die wirtschaftlichen Folgen reichen weit über den Export hinaus: Lieferketten reißen, Planungssicherheit verschwindet – und viele Unternehmen geraten in existenzielle Bedrängnis.

Mittelstand zwischen Exportlast und Zollspirale

Deutschland gilt als Exportnation. Doch was jahrzehntelang als Erfolgsmodell gefeiert wurde, wird nun zum Risikofaktor. Besonders der Mittelstand, oft stark international verflochten, spürt die Auswirkungen der protektionistischen US-Politik direkt: Auf zentrale Warengruppen werden inzwischen Zölle von über 25 Prozent erhoben.

Wie die Allianz-Studie zeigt, drohen Exportverluste von bis zu 480 Milliarden US-Dollar weltweit. Deutschland bleibt dabei nicht verschont. Besonders betroffen sind laut Studie folgende Branchen:

  • Automobilindustrie und Zulieferbetriebe

  • Textil- und Bekleidungswirtschaft

  • Non-Food-Einzelhandel

  • Erneuerbare Energien

  • Landwirtschaft und Agrarbetriebe

  • Maschinen- und Anlagenbau mit starker Exportausrichtung

  • Elektrotechnik und Elektronikproduktion

Diese Sektoren leiden besonders unter hohen Zollsätzen, gestörten Lieferketten und sinkender Nachfrage auf den wichtigsten Absatzmärkten. "Handelskriege kennen keine Gewinner", warnt Allianz-Trade-CEO Milo Bogaerts. "Die Folgen für den Mittelstand können gravierend sein – gerade dort, wo Margen bereits heute unter Druck stehen."

Insolvenzen nehmen deutlich zu

Die wirtschaftlichen Folgen lassen sich an den Zahlen ablesen: Laut Allianz Trade steigen die Insolvenzen in Deutschland 2025 voraussichtlich um 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist ein Prozentpunkt mehr als noch im Frühjahr erwartet – und ein deutliches Signal für die wachsende Unsicherheit im Markt.

Während große Konzerne ihre Risiken oft besser abfedern können, fehlen dem Mittelstand häufig die Rücklagen. Die Folge: Liquiditätsengpässe, Auftragsstornierungen, Finanzierungshürden. Hinzu kommen die anhaltend hohe Inflation, steigende Energiepreise und der weltweit gestiegene Wettbewerb.

Hoffnung auf Entspannung bleibt

Trotz aller Warnsignale sehen die Ökonom:innen von Allianz Trade auch Chancen auf Deeskalation. Bilaterale Verhandlungen könnten den globalen US-Zollsatz bis Jahresende auf rund 10 Prozent senken. Das wäre immer noch viermal so hoch wie vor Trumps erster Amtszeit – aber immerhin ein Schritt zurück in Richtung wirtschaftlicher Vernunft.

Dennoch bleibt das Risiko für viele Unternehmen hoch. Denn solange keine Stabilität in Sicht ist, werden Investitionen verschoben, Lieferbeziehungen hinterfragt und Personalentscheidungen vertagt. Der Mittelstand steht unter Druck wie lange nicht mehr – und die kommenden Monate dürften entscheidend werden.

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