Psychotricks im Marketing
Wie der Negativitätsbias Kaufentscheidungen beeinflussen kann

Das Kaufverhalten von Konsument:innen wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Doch ein psychologischer Mechanismus sticht dabei besonders hervor: der Negativitätsbias. Dieser Begriff (auch Negativitätsverzerrung genannt) beschreibt das Phänomen, dass negative Informationen stärker wahrgenommen und erinnert werden als positive. Für Unternehmer:innen ist es entscheidend, diese Eigenheit der menschlichen Psyche zu verstehen, um entsprechende Strategien für Marketing und Kundenservice zu entwickeln. Dies kann nicht nur den Umsatz steigern, sondern auch langfristige Kund:innenbindungen festigen.

Die Macht negativer Online-Rezensionen

Kund:innenbewertungen auf Plattformen wie Google, Yelp oder Amazon können maßgeblich über den Erfolg oder Misserfolg eines Produkts oder einer Dienstleistung entscheiden.

Negative Bewertungen haben dabei eine besonders starke Wirkung auf potenzielle Kund:innen. Studien zeigen, dass Menschen dazu neigen, negativ gefärbte Informationen stärker zu beachten und skeptischer gegenüber Angeboten zu sein, die negative Bewertungen erhalten haben. Dies kann zu einer signifikanten Reduktion der Verkaufszahlen führen, selbst wenn der Großteil der Bewertungen positiv ist.

Für Unternehmen bedeutet das, dass es wichtig ist, negative Rezensionen nicht zu ignorieren, sondern aktiv zu managen. Kund:innenzufriedenheit und ein schneller, angemessener Umgang mit Beschwerden sind unverzichtbar. Wenn ein Unternehmen zeigt, dass es auf Kritik eingeht und Verbesserungen umsetzt, kann dies das Vertrauen der Kund:innen wiederherstellen und das negative Bild relativieren.

Die Löschung von Online-Bewertungen unterliegt in Deutschland klaren rechtlichen Vorgaben. Plattformen wie Google oder Trustpilot entscheiden eigenständig, ob eine Bewertung entfernt wird, insbesondere wenn sie gegen ihre Richtlinien oder geltendes Recht verstößt. Unternehmen können eine Bewertung melden, wenn sie falsche Tatsachenbehauptungen oder beleidigende Inhalte enthält. Rechtsanwaltskanzleien können in solchen Fällen unterstützen, indem sie die Kommunikation mit den Plattformen übernehmen, jedoch gibt es keine Garantie auf eine Löschung.

Strategien zur Bewältigung des Negativitätsbias in Kaufentscheidungen

Um den Negativitätsbias zu überwinden, können Unternehmen verschiedene Maßnahmen ergreifen. Eine Möglichkeit besteht darin, den Fokus auf die positiven Aspekte des Produkts zu legen. Dies bedeutet nicht, negative Bewertungen zu ignorieren, sondern sie als Chance zur Verbesserung zu sehen.

Positive Kund:innenfeedbacks und Testimonials können gezielt hervorgehoben werden, um das Vertrauen potenzieller Käufer:innen zu gewinnen. Aber Achtung: Bewertungen müssen authentisch sein, da gefälschte Rezensionen von Plattformen erkannt und gelöscht werden können. Zudem ist die Manipulation von Bewertungen in Deutschland wettbewerbsrechtlich problematisch (§ 5 UWG – Irreführende geschäftliche Handlungen). Unternehmen, die eigene oder gekaufte Fake-Bewertungen nutzen, riskieren Abmahnungen, Bußgelder oder sogar wettbewerbsrechtliche Klagen.

Eine weitere effektive Strategie ist die Kunst des Re-Framings. Negative Kommentare können durch eine professionelle und empathische Antwort relativiert werden. Dies zeigt anderen Kund:innen, dass das Unternehmen kundenorientiert handelt und auf Probleme eingeht.

Transparenz und Kommunikation als Schlüssel

Ein Unternehmen, das offen und ehrlich kommuniziert, schafft eine vertrauensvolle Beziehung zu seinen Kund:innen. Transparenz in Bezug auf die Produktionsprozesse, die Preisgestaltung und die Unternehmensphilosophie kann das Vertrauen auch in kritischen Situationen stärken. Wenn Kund:innen das Gefühl haben, dass ein Unternehmen nichts zu verbergen hat, reagieren sie weniger empfindlich auf negative Informationen.

Regelmäßige Kommunikation, zum Beispiel über Newsletter oder Social Media, ermöglicht es Unternehmen, sich als Experten und verlässliche Partner zu präsentieren. Dies mindert die Wirkung des Negativitätsbias, da das Unternehmen im Gedächtnis der Kund:innen positiv besetzt wird. Kontinuierliche Interaktion und das Bereitstellen von wertvollen Informationen erhöhen die Kund:innentreue und verbessern das Image. Doch Vorsicht bei Newslettern: Diese dürfen nur an Bestandskund:innen, die nicht widersprochen haben, sowie an Personen versendet werden, die ausdrücklich eingewilligt haben. Hierfür sollte unbedingt ein Anwalt für IT-Recht konsultiert werden.

Die Rolle der Mitarbeiter

Ein weiterer Aspekt, der oft unterschätzt wird, ist die Rolle der Mitarbeiter:innen im Umgang mit dem Negativitätsbias. Schulungen und Workshops können dabei helfen, das Bewusstsein für dieses psychologische Phänomen zu schärfen und Strategien zu entwickeln, um negative Kund:innenreaktionen professionell zu handhaben. Mitarbeiter:innen, die gut auf Kritik und Beschwerden vorbereitet sind, können selbst in kritischen Situationen das Vertrauen der Kund:innen zurückgewinnen.

Fazit

Der Negativitätsbias ist ein unausweichliches Element in Kaufentscheidungen, doch mit den richtigen Maßnahmen lässt sich dessen Einfluss auf die Geschäftsergebnisse minimieren. Durch gezielte Strategien im Umgang mit negativen Online-Rezensionen, eine transparente und offene Kommunikation sowie geschulte Mitarbeiter:innen, kann ein Unternehmen trotz schlechter Kritik wachsen und eine starke, loyale Kund:innenbasis aufbauen.

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