Rekord-Entschädigungen bei der DB
Deutsche Bahn zahlt 197 Millionen Euro wegen Zugverspätungen

Für viele Reisende ist es längst Alltag: Verspätete oder ausgefallene Züge der Deutschen Bahn. Doch nun zeigt sich, dass das Chaos auf den Schienen nicht nur Nerven kostet, sondern auch dem Konzern selbst teuer zu stehen kommt. Millionenbeträge flossen 2024 an entschädigungsberechtigte Kunden – und ein Ende der Krise ist nicht in Sicht.

Die Deutsche Bahn steckt weiter in der Krise: 2024 war das Unternehmen so unpünktlich wie seit mindestens 21 Jahren nicht. Wie die Bild am Sonntag berichtet, zahlte die DB im vergangenen Jahr rund 197 Millionen Euro an Entschädigungen für Verspätungen und Zugausfälle an betroffene Reisende aus. Insgesamt gingen 6,9 Millionen Anträge ein, ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, in dem die Bahn noch 132 Millionen Euro erstattete.

Immer wieder müssen Fahrgäste stundenlange Verzögerungen hinnehmen oder gleich komplett umdisponieren, weil ein Zug kurzfristig ausfällt. Besonders Pendler und Geschäftsreisende leiden unter den unzuverlässigen Verbindungen. Kritiker werfen der Bahn mangelnde Investitionen in das marode Schienennetz vor, das schon seit Jahren in einem desolaten Zustand ist. Immer mehr Reisende wenden sich genervt von der DB ab und suchen nach alternativen Reisemöglichkeiten wie Fernbusse oder Carsharing-Optionen.

Marode Infrastruktur als Hauptproblem

Trotz der steigenden Unzufriedenheit versucht die Bahn, die Krise mit ambitionierten Sanierungsplänen in den Griff zu bekommen. Doch viele dieser Vorhaben sind langfristig ausgelegt, sodass sich kurzfristig keine schnelle Verbesserung der Pünktlichkeit abzeichnet. Währenddessen steigt der Druck auf die Politik, zusätzliche Finanzmittel bereitzustellen, um das Schienennetz zu modernisieren und den Betrieb zuverlässiger zu gestalten.

Die Bahn selbst gibt an, dass 80 Prozent der Verspätungen im Fernverkehr auf die überlastete und störanfällige Infrastruktur zurückzuführen seien. Ein Sprecher des Unternehmens betonte: "Wenn der Zug Verspätung hat und unseren Fahrgästen Entschädigungen zustehen, dann zahlen wir diese ohne Wenn und Aber." Die hohe Summe an Entschädigungszahlungen sei ein Beleg dafür, wie dringend das deutsche Schienennetz saniert werden müsse.

Unpünktlichkeit auf Rekordhoch

Laut den aktuellen Zahlen der DB erreichten 37,5 Prozent der Fernzüge ihr Ziel mit einer Verspätung von mehr als sechs Minuten. Damit lag die Pünktlichkeitsquote nur noch bei 62,5 Prozent. Zum Vergleich: 2004 lag dieser Wert noch bei 84,3 Prozent. Im Regionalverkehr sah es mit einer Pünktlichkeitsquote von 90,3 Prozent etwas besser aus, dennoch sank auch hier die Zahl im Vergleich zu den Vorjahren.

Immer wieder fordern Bahnexperten eine grundlegende Reform des Unternehmens. Es wird diskutiert, ob eine Entflechtung von Netz und Betrieb mehr Effizienz und Wettbewerb bringen könnte. Auch die Einführung von Hochgeschwindigkeitsstrecken nach asiatischem Vorbild wird in Betracht gezogen. Doch bislang bleibt es bei Ankündigungen – während Fahrgäste weiter unter unzuverlässigen Verbindungen leiden.

Finanzielle Folgen und Zukunftsaussichten

Die Bahn wird am 27. März ihre Bilanz für 2024 vorlegen. Experten gehen davon aus, dass die hohen Entschädigungszahlungen sowie die anhaltenden Infrastrukturprobleme das Ergebnis stark belasten werden. Ein gut ausgebautes und modernes Schienennetz könnte die finanzielle Lage des Unternehmens erheblich verbessern, doch die notwendigen Investitionen sind immens.

Die Modernisierung des Schienennetzes könnte über 100 Milliarden Euro kosten und Jahre in Anspruch nehmen. Ob und wann Reisende auf eine spürbare Verbesserung hoffen können, bleibt ungewiss.

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