Weinkonsum sinkt spürbar
Deutsche trinken immer weniger heimischen Wein

| Redaktion 
| 26.02.2025

Die deutschen Winzer stehen vor einer Herausforderung: Immer weniger Verbraucher greifen zu heimischen Weinen, während der Absatz günstigerer Importweine steigt. Der Markt verändert sich rasant – ist dies ein vorübergehender Trend oder eine dauerhafte Verschiebung? Ein Blick auf die Zahlen zeigt, welche Faktoren den Wandel antreiben.

Der Weinmarkt in Deutschland erlebt einen deutlichen Umbruch. Sinkender Absatz, verändertes Kaufverhalten und wachsende Konkurrenz durch ausländische Weine setzen die Branche unter Druck. Besonders betroffen sind heimische Winzer, die sich auf neue Strategien einstellen müssen.

Verbraucher achten auf den Preis

Laut Deutschem Weininstitut (DWI) sank die Menge des gekauften Weins um vier Prozent, der Umsatz sogar um fünf Prozent. Der Rückgang ist besonders bei deutschen Weinen spürbar, die beim Absatz ein Minus von fünf Prozent und beim Umsatz einen Rückgang von sechs Prozent verzeichneten. "Im vergangenen Jahr haben vier Prozent weniger Haushalte Wein eingekauft und dabei besonders auf den Preis geachtet", erklärt DWI-Geschäftsführerin Monika Reule. Ein weiteres Indiz für die veränderte Verbrauchergewohnheit ist der erstmalige Rückgang der Durchschnittspreise für deutsche und ausländische Weine seit 2010 um jeweils vier Cent pro Liter.

Ein entscheidender Faktor ist die wirtschaftliche Unsicherheit, die viele Haushalte dazu bewegt, Ausgaben für Genussmittel zu reduzieren. Dies betrifft insbesondere Weine aus dem mittleren Preissegment, während sehr günstige und hochpreisige Weine weiterhin stabile Absätze verzeichnen.

Importweine gewinnen Marktanteile

Der Trend zur Preissensibilität der Verbraucher hat dazu geführt, dass günstigere ausländische Weine Marktanteile gewinnen. Während der Durchschnittspreis für deutsche Weine bei 4,47 Euro pro Liter lag, waren importierte Weine mit 3,72 Euro pro Liter merklich günstiger. Dies spiegelte sich in den Marktanteilen wider: Deutsche Weine verloren jeweils einen Prozentpunkt im Absatz (41 Prozent) und im Umsatz (45 Prozent). Italien bleibt mit 18 Prozent der am meisten konsumierte Importwein, gefolgt von Spanien (14 Prozent) und Frankreich (11 Prozent).

Zudem sind internationale Weine durch gezielte Marketingkampagnen und eine stärkere Präsenz in Discountern und Supermärkten präsenter geworden. Viele Verbraucher greifen gezielt zu bekannten Weinen aus beliebten Anbaugebieten, während deutsche Weine in der Wahrnehmung oft als teurer gelten.

Pro-Kopf-Konsum auf dem Rückzug

Auch der Gesamtweinkonsum in Deutschland ist weiterhin rückläufig. Im Weinwirtschaftsjahr 2023/24 konsumierten die über 16-jährigen Deutschen im Schnitt 22,2 Liter Wein, was einem Minus von 0,3 Litern pro Kopf entspricht. Der Schaumweinkonsum fiel ebenfalls um 0,2 Liter auf 3,6 Liter pro Person. Insgesamt lag die Weinkonsumbilanz in Deutschland bei 15,9 Millionen Hektolitern Wein und 2,6 Millionen Hektolitern Schaumwein.

Ein weiterer Grund für den rückläufigen Konsum ist der wachsende Trend hin zu alkoholfreien Alternativen. Immer mehr Konsumenten setzen auf alkoholfreien Wein und Schaumwein, deren Angebot in den letzten Jahren erheblich erweitert wurde. Zudem spielt die steigende Gesundheitsbewusstheit eine Rolle, die viele dazu bewegt, ihren Alkoholkonsum insgesamt zu reduzieren.

Herausforderungen für deutsche Winzer

Der sinkende Konsum stellt insbesondere die deutschen Winzer vor Herausforderungen. Neben der Konkurrenz durch günstigere Importweine belasten steigende Produktionskosten und sich wandelnde Konsumgewohnheiten die Branche. Die deutschen Weinproduzenten müssen sich künftig noch stärker auf Qualität, Nachhaltigkeit und gezielte Vermarktungsstrategien fokussieren, um gegenüber der internationalen Konkurrenz bestehen zu können.

Einige Winzer setzen verstärkt auf Direktvermarktung und digitale Vertriebskanäle, um ihre Zielgruppen direkter zu erreichen. Auch der Ausbau von Weintourismus und Erlebniskonzepten rund um den Weinkonsum gewinnt an Bedeutung, um neue Kunden zu gewinnen und bestehende zu binden.

Langfristig könnte auch der Klimawandel den deutschen Weinbau beeinflussen: Während einige Regionen von wärmeren Temperaturen profitieren, kämpfen andere mit unregelmäßigen Wetterbedingungen und zunehmenden Extremereignissen. Die Anpassung an diese neuen Herausforderungen wird für die Branche von zentraler Bedeutung sein.

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV